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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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auf dem Kennzeichen stand JÖNS“, sagte Linus. „Aber ich hab es nicht geschafft, den Volvo von vorn zu sehen.“
    „Den Audi“, korrigierte ich.
    Niemand ist perfekt. Linus’ Vater hat genau den gleichen Volvo V70 wie mein Papa, also müsste Linus den Unterschied eigentlich erkennen. Aber als er mich jetzt ansah, entstand eine niedliche Falte zwischen seinen Augenbrauen.
    „Die sehen ziemlich ähnlich aus“, tröstete ich.
    Beide haben vier Räder und eine Karosserie.
    Er nickte zufrieden.
    Die Rücklichter des Audis leuchteten noch eine Zeit lang rot, bevor sie vor dem ersten Haus nach der Kreuzung erloschen. Der Fahrer ging hinein. Wir beeilten uns, das Auto genauer anzuschauen. Es war ein Avant. Ohne einen einzigen Kratzer an den Scheinwerfern und auf dem Stoßdämpfer.
    „Ich werd’s aber trotzdem überprüfen“, sagte ich.
    „Was denn?“
    „Wart’s ab.“
    Ich schickte von meinem Handy aus eine SMS an die Kfz-Zulassungsstelle und erhielt sofort Antwort. Besitzerin des Autos war eine Katrin Hansson in Grödinge. Wahrscheinlich war es ihr Haus, vor dem wir standen.
    Von der Auskunft bekam ich die entsprechende Telefonnummer und wählte die Nummer. Ein Mann antwortete:
    „Hansson.“
    „Hallo, also, guten Tag, ich rufe von … der äh … öh … Autowerkstatt an und leider gibt es da ein Problem mit der Rechnung für die Reparatur an Ihrem Auto …“
    „Mein Auto ist in keiner Werkstatt zur Reparatur gewesen“, sagte er und knallte den Hörer auf.
    „Den Audi können wir vergessen“, teilte ich mit.
    Linus zuckte die Schultern.
    „Mein Vater arbeitet dort drüben“, sagte er und deutete in die Dunkelheit hinüber.
    „Im Industriegebiet?“
    „Nein, ganz hinten, nach dem Wohngebiet. Im selben Haus gibt es auch eine Autowerkstatt.“
    „Dann weiß ich genau, wo das ist. Mikaela und ich haben dort in den Sommerferien gejobbt.“
    „In Kalle Svenssons Werkstatt?“
    „Nein, im Büro. Wir haben für einen, der Harry hieß, Papiere sortiertund Waren eingeräumt. Ich hätte gern in der Werkstatt mitgearbeitet, doch da hat Kalle bloß gelacht. Ist Harry noch da?“
    „Nein, inzwischen teilen sich mein Vater und Kalle das Büro. Ich hab Kalle ein paar Mal getroffen, als ich für meinen Vater Werbung sortierte. Meine Mutter will nicht, dass ich das daheim mache, weil das so ein Durcheinander gibt. Außerdem ist der Computer meines Vaters viel cooler als meiner, darum benutze ich ihn jedes Mal, wenn ich dort bin.“
    Wir kehrten zur Kreuzung zurück und folgten dem Schotterweg bis zur Straße.
    „Hast du dort mit Wuff trainiert?“, fragte Linus mit einem Kopfnicken zum roten Häuschen des Hundesportvereines.
    „Nein. Wuff ist nach der JMS-Methode erzogen worden.“
    „Was ist das denn?“
    „Jede Menge Süßigkeiten. Und Glöckchen?“
    „Wir haben sie auch selbst erzogen. Aber offenbar nicht genügend. Sonst wäre sie wohl nicht abgehauen.“
    Vor uns leuchteten Scheinwerfer auf. Als das Auto näher kam, erkannte ich es gleich.
    „Das sieht aus wie das Auto von meinem Vater“, sagte Linus.
    Na, allmählich macht er sich ja, dachte ich. Allerdings hat Samuel Wester, der Freund von Mikaelas Mutter, auch einen Volvo V70.
    Das Auto fuhr langsam an uns vorbei. Ich winkte, sah aber nicht, ob Samuel Wester zurückwinkte.
    „Mein Vater würde nie hier entlangfahren“, fuhr ich fort. „Der Weg ist viel zu holprig. Das macht den Unterbau kaputt.“
    Inzwischen waren wir bei dem einsamen Wegabschnitt angelangt, wo Wuff und ich Glöckchen gefunden hatten. Der Verkehr auf der Schnellstraße klang wie ein fernes Summen. Ansonsten war es ringsum dunkel und still.
    Nachdenklich sah ich zu dem ungefähr zwei Meter entfernten Gebüsch hinüber, wo Glöckchen gelegen hatte.
    „Eigenartig, dass sie hinter den Büschen lag“, sagte ich.
    „Bestimmt hat dieser Idiot, der sie überfahren hat, sie dorthin geschleppt, damit niemand sie findet und sie dort einfach stirbt.“
    „Ich glaube, die meisten würden davor zurückscheuen, einen fast sechzig Kilo schweren Rottweiler anzufassen. Das heißt, wenn man den Hund nicht kennt.“
    „Und das tun nicht viele. Wir wohnen ja noch nicht lange hier.“
    „Glöckchen kann dorthin gerobbt sein. Verletzte Tiere suchen meistens Schutz.“
    Er zuckte die Schultern. Unmöglich war das nicht.
    „Wenn sie auf dem Weg liegen geblieben wäre, hätte man sie vielleicht früher entdeckt“, sagte er bitter.
    „Oder sie wäre noch einmal überfahren worden.“
    Im

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