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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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lediglich zugearbeitet. Aber selbst das war anfänglich schwierig gewesen für einen jungen Polizisten ohne Erfahrung. Die schrecklichen Bilder der Toten begleiteten ihn bei jedem seiner Schritte und verfolgten ihn sogar im Schlaf.
    Welche Fragen waren relevant? Worauf hatte man zu achten? Woran erkannte man, ob sich jemand verdächtig verhielt? Wem traute man solch eine Tat zu?
    Verständlich, wenn der blonde Mann, dessen Alltag ansonsten wahrscheinlich eher mit Fahrzeugkontrollen, Diebstählen und betrunkenen Randalierern gefüllt war, sich nun etwas hilflos vorkam. Aber derart bloßgestellt zu werden, war natürlich nicht besonders angenehm. Und Thamsen kannte nur zu gut das Gefühl, in seinem eigenen Bezirk degradiert zu werden, und einen anderen Beamten vor die Nase gesetzt zu bekommen.
    »Also ich weiß nicht«, zögerte er daher.
    »Anweisung von oben«, begründete sein Gegenüber nun ebenfalls Thamsens Anwesenheit und schaute rasch auf seine Uhr.
    »So, wir müssen dann auch. Also Dirk, du fängst hier zusammen mit Herrn Funke schon an und wenn der Obduktionsbericht da ist, sehen wir weiter.«

5. Kapitel
    Sönke Matthiesen starrte auf das Durcheinander von Papieren auf seinem Schreibtisch. Die Anzahl der unbezahlten Rechnungen nahm langsam überhand. Reparaturkosten, Versicherungsbeiträge, Telefongebühren, Löhne und Gehälter.
    Heute hatte wieder einer der Fahrer in seinem Büro gestanden und nach dem Verdienst gefragt. Die Abrechnungen waren zwar von seinem Steuerberater erstellt worden, aber Sönke Matthiesen hatte die Beträge nicht anweisen können. Der Dispositionsrahmen des Kontos war weit überzogen und die Bank räumte ihm momentan keinen weiteren Kredit mehr ein. Er erwartete zwar noch Zahlungen einiger Auftraggeber, aber selbst die würden seine Außenstände bei Weitem nicht decken. Er hatte jedoch nicht den Mut gefunden, seinem Mitarbeiter die Wahrheit zu sagen.
    »Da muss ich bei der Bank nachfragen. Soweit ich weiß, ist das Geld schon raus«, hatte er dem Mann direkt ins Gesicht gelogen.
    Er verstärkte den Griff seiner rechten Hand und spürte das kühle, glatte Glas unter seinen Fingern. Die Flasche Aquavit war beinahe leer. Nicht der gute, der von einer Düsseldorfer Band besungen wurde – den konnte er sich nicht mehr leisten. Diesen Kümmelbrandwein hatte er im Discounter gekauft. Heimlich, zwischen Toilettenpapier und Dosenobst auf dem Laufband kaschiert und anschließend in einer Plastiktragetasche in sein Büro geschmuggelt.
    Wie hatte es nur so weit kommen können? Die Firma war doch immer gut gelaufen.
    Mit 20 stieg er in das Geschäft seines Vaters ein, baute den Betrieb Stück für Stück aus. Drei Lkws gehörten ursprünglich zu dem Unternehmen, zwischenzeitlich waren es zehn und fünf kleinere Lieferwagen gewesen. Die Spedition hatte zu Spitzenzeiten sechs feste Mitarbeiter und fünf Aushilfsfahrer beschäftigt – heute waren es nur noch zwei Fahrer insgesamt.
    Als die Aufträge plötzlich weniger wurden, war er gezwungen, Leute zu entlassen. Es gab einfach zu viele Konkurrenten, die ihre Leistungen wesentlich günstiger anboten. Anfänglich hatte er versucht mitzuhalten, war mit den Preisen drastisch runtergegangen. Durch die Entlassungen hatte er versucht, den Verlust zu kompensieren. Aber allein die Kosten für die Fahrzeuge waren immens. Notwendige Reparaturen schob er so lang wie möglich hinaus. Bisher hatte er Glück gehabt und keiner der Lastwagen war ausgefallen. Aber er wusste nur zu gut, dass es lediglich eine Frage der Zeit war, bis der erste liegen bleiben oder reparaturbedürftig sein würde.
    Vor vier Monaten war dann noch einmal ein Großauftrag reingekommen. Die Bank hatte ihm daraufhin einen Vorschuss gewährt, den er eigentlich in den Fuhrpark investieren wollte.
    Noch am selben Abend klingelte jedoch sein Telefon.
    »Ich hätte da eine Idee, wie Sie Ihr Geld quasi über Nacht verdoppeln können.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung hatte einen lockenden Klang. Wenig später unterschrieb er in seinem Büro etliche Aufträge für Wertpapierkäufe. Die Vorschläge des Anlageberaters hatten plausibel geklungen. An der Börse ließ sich viel Geld verdienen. Davon hatte Sönke Matthiesen bereits gehört. Warum also hätte er nicht einsteigen sollen?
    Aber seine Rechnung war nicht aufgegangen. Todsicherer Tipp – von wegen! Er schleuderte die Schnapsflasche mit Wucht gegen die Wand.
    Die Papiere, die er auf Anraten des Bankberaters gekauft hatte, waren

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