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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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Ausnahme gemacht. Sie ist einfach sensationell gut. «
    »Und was war das Problem zwischen den beiden?«
    »Es gab – wie soll ich sagen – Spannungen.«
    »Juanita hatte Angst, Isabel könnte ihr den Rang ablaufen?«, rate ich und stelle meinen Mojito, den ich die ganze Zeit in der Hand gehalten habe, auf dem Schreibtisch ab.
    Er nickt. »Eine normale Konkurrenzsituation. Wie sie in jedem anderen Unternehmen auch auftritt.«
    »Konkurrenz belebt das Geschäft«, stelle ich mit spöttischer Stimme fest und sehe ihm direkt ins Gesicht.
    Er erwidert meinen Blick aus Augen, die auf einmal so hart und glatt wie Kieselsteine sind. Und mir dämmert, dass er zwar gemütlich aussieht, aber ziemlich ungemütlich werden kann. Wahrscheinlich hat er diesen Zickenkrieg provoziert, um den Frauen ein bisschen Feuer unter dem Hintern zu machen.
    »Wollte Isabel eigentlich verreisen? Hatte sie um Urlaub gebeten?«, frage ich.
    Horst schüttelt den Kopf. »Die hat nie Urlaub gemacht. Schließlich musste sie ihre Familie in Kuba finanziell unterstützen. Da konnte sie sich so etwas gar nicht leisten.«
    »Hatte sie einen Freund?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Er steht auf.
    Auch ich erhebe mich, hole das Foto hervor und schiebe es über den Schreibtisch. »Kennen Sie den Mann?«
    Er schaut nur kurz auf das Bild. »Nein«, sagt er. »Nie gesehen.«
    »Sicher?«
    »Sie stellen verdammt viele Fragen.«
    »Das gehört zu meinem Job.«
    »Sie sind also tatsächlich Privatdetektivin?«, erkundigt er sich und geht zur Tür.
    »Woher wissen Sie das denn schon wieder?«
    »Dann können Sie ja den Fall lösen. Falls es der Polizei nicht gelingt«, geht er über meine Frage hinweg.
    »Dafür müsste mich erst einmal jemand bezahlen«, antworte ich auffordernd.
    Er winkt ab. »Ich bin ein armer Mann.«
    »Das sehe ich«, sage ich und fixiere demonstrativ die Rolex an seinem linken Handgelenk.
     
    Beim Verlassen des Clubs stoße ich schmerzhaft mit der Schulter gegen die Glastür. Was der Türsteher mit einem anzüglichen Grinsen kommentiert. Ja, ja, denke ich, ich weiß schon. Drei Mojitos sind definitiv einer zu viel. Immerhin passiere ich die Schwelle, ohne mit meinen Absätzen daran hängen zu bleiben. Also kann es so schlimm nicht sein. Draußen bleibe ich stehen und atme einmal tief durch. Der Sauerstoff tut gut. Trotzdem habe ich ein bisschen das Gefühl, auf hoher See zu sein. Irgendwie schwankt der Boden.
    Während ich mit tiefen Atemzügen versuche, die Alkoholnebel in meinem Gehirn zu vertreiben, fällt mir auf der anderen Straßenseite ein junger Mann auf, der an der Hauswand lehnt und raucht. Miguel. Komisch, denke ich, den habe ich doch gerade noch im Club gesehen. Mit meiner Wahrnehmung stimmt etwas nicht.
    Statt zu meinem Wagen zu gehen, marschiere ich zum Taxistand. Heute Nacht lasse ich mich lieber nach Hause fahren.

5
    Wilsberg kocht Kaffee
    Auf der Treppe des gediegenen Altbaus im Kreuzviertel, den ich zusammen mit fünf anderen Mietparteien bewohnte, begegnete mir Cordula Deistermann. Die Studienrätin war die Einzige im Haus, mit der ich gelegentlich mehr als die Tageszeiten austauschte. Nach ihrem Einzug hatten wir sogar einige gemeinsame Ausflüge zu den Kneipen an der Kreuzkirche unternommen. Aber das lag nun schon ein paar Jahre zurück.
    »Hallo, Cordula!«, sagte ich.
    Sie blieb stehen und betrachtete mich mit dem mürrischen Gesichtsausdruck, den sie sich in mehr als zwanzigjähriger Berufspraxis antrainiert hatte. »Das hätte ich nicht von dir gedacht, Georg.«
    Blitzschnell ging ich gedanklich alle möglichen Verfehlungen durch, von mangelhafter Mülltrennung bis zu einer nicht eingehaltenen Verabredung. Mir fiel nichts ein.
    »Was meinst du?«
    »Ich rede davon, was Männer Frauen antun.«
    Mein schlechtes Gewissen verstärkte sich. Cordula war eine Expertin für politische Korrektheit in allen Lebenslagen. Doch am unerbittlichsten urteilte sie über männliches Verhalten. »Im Allgemeinen oder geht es um ein spezielles Exemplar?«
    Sie stemmte ihre Hände in die runden Hüften. »Das Mädchen sieht völlig fertig aus. Dachtest du, du könntest sie abschleppen, einmal mit ihr pennen und ihr dann einen Tritt in den Hintern geben? Je älter ihr Männer …«
    »Moment mal!«, unterbrach ich sie. »Ich habe niemanden abgeschleppt.«
    »Ach nein? Wieso hat sie dann bei mir geklingelt und mich gebeten, ins Haus kommen und vor deiner Tür warten zu dürfen? Was hat eine Frau, der das Wasser in den Augen steht, denn so

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