Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
Vom Netzwerk:
dringend mit dir zu besprechen?«
    Sagte es und schritt zur Haustür, hinaus in die warme Oktobersonne.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, hetzte ich zu meiner Wohnung hoch. Anna Ortega saß auf der Fußmatte, mit dem Rücken gegen das Türholz gelehnt. Sie trug das pinkfarbene Kleid, das ich von der Varietévorstellung kannte, mitsamt den Blutflecken, die ihr Partner hinterlassen hatte. Offenbar war sie vom Krankenhaus aus direkt hierhergekommen.
    Anna lächelte, als sie mich sah. »Hola!«
    Ich half ihr auf die Beine. »Sie hätten mich anrufen sollen.«
    »Kein Problem. Ich habe nicht lange gewartet.«
    Ich öffnete die Tür und führte sie in die Küche. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Während ich die Espressokanne präparierte, saß sie kerzengerade am Tisch, die Hände flach auf die Tischplatte gelegt. Jedes Mal wenn ich zu ihr schaute, lächelte sie mich aus Augen an, die in schwarzen Mascaraseen schwammen.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte ich.
    »Ich bin traurig. Ich vermisse ihn.«
    »Ja.« Ich stellte Tassen auf den Tisch. »Milch oder Zucker?«
    »Schwarz. Bitte.«
    »Warum sind Sie aus dem Krankenhaus abgehauen?«
    »Abge…, was?«
    »Geflohen. Heimlich gegangen.«
    »Da waren Polizisten letzte Nacht. Sie haben mir viele Fragen gestellt.«
    »Das ist normal. Bei einem gewaltsamen Tod ermittelt die Polizei.«
    »Sie denken bestimmt, ich bin eine asesina … eine Mörderin.«
    »Nein. Ich habe mit dem Chef der Polizisten gesprochen. Er hält es für möglich, dass Stefans Tod ein Unfall ist.«
    »Aber es war Mord.«
    Der Espresso blubberte und ich schenkte uns beiden ein. Dann setzte ich mich ihr gegenüber. »Warum sind Sie sich so sicher?«
    »Stefano hat die pistola immer kontrolliert. Da war er fanático. Es kann gar nicht sein, dass sie nicht funktionierte. Niemals.«
    »Und wer soll das getan haben?«
    Sie zog die Schultern hoch. »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass die Tür in der Pause nicht verschlossen war. Stefano achtete immer darauf, dass die Tür verschlossen war. Und ich auch.« Anna hob die Espressotasse und nahm einen winzigen Schluck. »Auf Ihrer Karte steht, Sie sind Detektiv.«
    »Privatdetektiv. Ich bin kein Polizist. Man kann mich engagieren, wenn man wissen will, mit wem sich der Ehemann oder die Ehefrau heimlich trifft. Oder ob jemand die Versicherung betrügt.« Dass ich auch immer wieder mit Mordfällen zu tun gehabt hatte, ließ ich lieber unerwähnt.
    »Ich bin privat«, sagte Anna und lächelte.
    »Frau Ortega …«
    »Anna.«
    »Anna, glauben Sie mir, bei der Polizei in Münster arbeiten sehr gute Leute. Falls es ein Mord war, werden sie es herausfinden.«
    »Nein, das werden sie nicht. Sie sagen selbst, dass der comisario glaubt, es war ein Unfall.«
    »Mich zu engagieren, kostet Geld.«
    »Ich habe Geld.«
    »Sie wissen, dass Stefanos Lebensversicherung nichts wert ist?«
    Ihre Augen blitzten wütend. »Wer hat Ihnen das gesagt? Wen geht das etwas an?«
    »Der Kommissar hat es mir gesagt. Und so hart das finanziell für Sie ist, immerhin entlastet es Sie von dem Verdacht, eine Mörderin zu sein.«
    »Und wenn schon. Ich kann Sie bezahlen, Herr Wilsberg.«
    »Georg.«
    »Wir haben ein bisschen gespart. Es ist Geld da.«
    Ich lehnte mich zurück. Es widerstrebte mir, den Auftrag einer Frau anzunehmen, die noch halb unter Schock stand und ihre Situation gar nicht überblicken konnte. Andererseits würde sie mich für herzlos halten, wenn ich ihr eine Abfuhr erteilte. Und das wollte ich auch nicht.
    »Mal angenommen, ich würde Ja sagen: Wo könnte ich ansetzen? Hatte Stefano Feinde? Hat ihn jemand bedroht?«
    »Nein. Stefano hatte keine Feinde.«
    Toll. Ein Mordopfer ohne Feinde. Getötet von einem Spezialisten für Kugeltrickpistolen. Wie passte das zusammen? »Hat sich in seinem Leben in letzter Zeit etwas verändert? Gab es ein Ereignis, das ihn aus der Bahn geworfen hat?«
    »Nein.«
    »Anna, Sie sagen mir, dass er ermordet wurde. Aber es gibt anscheinend nicht den geringsten Grund dafür.«
    Sie überlegte. »Stefano war ein bisschen … wie sagt man? … deprimido.«
    »Deprimiert?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit seinem letzten Engagement in Hamburg.«
    Hamburg! Die Stadt war für mich untrennbar mit Pia Petry verbunden. Noch ein Grund, den Auftrag abzulehnen.
    »War er allein in Hamburg?«
    »Ja, er fuhr immer allein.« Sie strich mit der Hand über die Tischplatte. »Er gab Privatunterricht. Für reiche Leute.«
    »Welche Leute?«
    »Das durfte er nicht

Weitere Kostenlose Bücher