Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Sie seien ein echter Sonnenschein.«
Jennifer musste unwillkürlich lächeln. Der Kerl wurde ihr von Minute zu Minute sympathischer. »Mein Ruf eilt mir also voraus.«
»In vielerlei Hinsicht. Ihre Leistungen sprechen eben auch ihre eigene Sprache. Bevor Sie nach Lemanshain versetzt wurden, haben Sie den Kerl geschnappt, der die Mädchen am Frankfurter Campus überfallen hat.«
Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gefallen sollte, dass er seine Hausaufgaben in Bezug auf die Leute gemacht hatte, mit denen er zukünftig zusammenarbeiten würde. »Dem Dreckskerl habe ich persönlich Handschellen angelegt«, sagte sie nur.
»Es heißt, er sei nicht ganz unversehrt in der JVA angekommen.«
Jennifer zuckte die Schultern. Wollte er auf etwas Bestimmtes hinaus, oder versuchte er nur, mit ihr zu plaudern, um sich nicht zu sehr auf das konzentrieren zu müssen, was Meurer und sein Assistent aus den Müllsäcken zogen? »Er ist mir aus Versehen in die Faust gelaufen.«
Grohmann deutete ein Nicken an. »Hatte er allemal verdient.«
Die beiden Mediziner waren mit dem ersten Sack fertig. Sie schoben den Obduktionstisch beiseite, um die Flüssigkeit durch einen Filter ablaufen zu lassen, der auch kleine Knochensplitter und sonstige feste Bestandteile auffangen würde.
Bisher hatten sie nur Teile gefunden, die offensichtlich zu der Leiche gehörten. Der Gerichtsmediziner hatte erste Vermutungen angestellt, dass es sich um eine Frau handelte. Keine Überreste von Kleidungsstücken, keine Geldbörse oder sonst irgendein Hinweis auf die Identität der Toten. Dafür jedoch an einem Knochen deutliche Spuren, die von dem Werkzeug herrühren konnten, das zum Zerteilen der Leiche benutzt worden war. Genaueres würden jedoch erst die anschließenden Untersuchungen ergeben.
Neben den Knochen lagen zwei schwere Steine, die möglicherweise zum Beschweren der Säcke verwendet worden waren, damit sie beim Entstehen von Gasen während des Verwesungsprozesses nicht aufstiegen.
Meurers Assistent brachte den zweiten Leichensack herein. Als sie den Müllsack freigelegt hatten, der wesentlich intakter als der andere war, sah Jennifer eine eigenartige viereckige Ausbuchtung. Etwas, das nicht zu den menschlichen Überresten gehörte, befand sich in dem Sack.
Am liebsten hätte Jennifer Meurer angewiesen, das Objekt sofort herauszuholen, doch der Professor nahm Einmischungen übel, die ihn in seinen Abläufen störten. Also übte sie sich in Geduld.
Grohmann ergriff die Gelegenheit, um weiter mit ihr zu plaudern. »Ich habe Peters Akten zu dem ›Künstler‹-Fall bereits durchgesehen und würde mich gerne bald mit Ihnen zusammensetzen, damit wir uns austauschen und Sie mich auf den aktuellsten Stand bringen können.«
Als sie nicht reagierte, fügte er hinzu: »Ich habe deshalb auch gestern den ganzen Tag versucht, Sie telefonisch zu erreichen, aber Sie sind nie drangegangen.«
Jennifer blaffte ihn an: »Ach, Sie waren das? Dann habe ich jetzt wenigstens Ihre Handynummer.«
Grohmann fühlte sich offenbar vor den Kopf gestoßen. »Hey, ich will mit Ihnen zurechtkommen … «
Meurer hatte sich endlich in die Tiefen des Müllsacks vorgearbeitet und zog nun den flachen, viereckigen Gegenstand heraus. Er war in Folie eingeschweißt, trotzdem blieb die übel riechende Masse aus verwestem Gewebe daran kleben. Jarik machte eifrig Fotos.
Als sie Meurers Assistenten zu einem Becken folgten, in dem er den Fund abwaschen konnte, hatte Jennifer bereits eine leise Ahnung.
Wasser und ein spezielles Reinigungsmittel taten endlich ihren Dienst und enthüllten das Objekt. Dem Staatsanwalt verschlug es augenblicklich die Sprache.
»Scheiße«, fluchte Jarik.
Jennifer stieß ein Seufzen aus und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann sah sie Grohmann an. »Ich will auch mit Ihnen zurechtkommen, denn das hier wird ein absolut beschissener Tag.«
Er starrte noch immer auf das Objekt. In einem Bilderrahmen war ein großes Stück Haut ausgestellt, das scheinbar mit irgendeiner durchsichtigen Flüssigkeit konserviert worden war. Das Ganze war mehrfach eingeschweißt, wohl um das Bildnis, das der Täter mit einer scharfen Klinge in die Haut geritzt hatte, vor Verwesung zu schützen.
Grohmann wusste zwar nun, dass sie es mit einem weiteren Opfer des »Künstlers« zu tun hatten, doch ihm war der Unterton in Jennifer Leitners Stimme nicht entgangen. »Warum?«, fragte er.
»Weil er von seinem Muster abgewichen ist, deshalb.«
3
Jennifer warf den
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