Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
hatte … «
Sein Zorn schien von einem Augenblick zum nächsten zu verrauchen. »Dann bist du aufgetaucht. Erst war ich einfach nur wütend, weil Lena schon wieder meine Pläne durchkreuzt hatte, indem sie etwas Lebendiges in dieser Welt zurückgelassen hatte. Erst wollte ich dich einfach nur zerstören, doch dann sah ich dich … und wusste, dass du mich für alle Unannehmlichkeiten, die sie mir bereitet hat, entschädigen würdest.«
Er streckte den Arm aus, hielt jedoch inne. »Du wirst mir mehr geben, als ich von deiner Mutter allein jemals hätte bekommen können. Du bist ein Geschenk. Ein Geschenk, das ich genießen werde.«
Seine Fingerspitzen berührten ihre nackte Brustwarze. Charlotte zuckte zusammen und schloss die Augen.
»Du willst noch immer schweigen?«, fragte er. Er drückte brutal zu. Mit derselben Brutalität, mit der er sich selbst in den Schritt fasste und seine Erektion packte. Ein unartikulierter Laut, ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. »Wundervoll. Ich werde mich daran ergötzen, dich zum Schreien zu bringen. Und schreien wirst du. Und wie du schreien wirst.«
22
»Es ist mir scheißegal, ob die sich zuständig fühlen oder nicht! Die sollen verdammt noch mal ihre Leute mobilisieren und endlich mit der Suche anfangen!« Jennifer lauschte einen Moment auf die Stimme, die aus dem Kopfhörer der Freisprecheinrichtung drang. Dann blaffte sie: »Das interessiert mich nicht! Die sollen ihre Ärsche in Bewegung setzen! Und zwar sofort!«
Mit einem Tastendruck unterbrach sie die Verbindung. Ihr Blick verfinsterte sich noch mehr.
»War das Ihr Chef?«, fragte Grohmann vorsichtig, denn er spürte, dass die Kommissarin kurz davor war zu explodieren.
»Ja, aber der kann das vertragen.«
»Er ist nicht weitergekommen, oder?«, fragte der Staatsanwalt.
»Noch nicht. Die in Karlsruhe halten sich mit Zuständigkeits- und Kompetenzgerangel auf und wedeln mit den Vorschriften. Außerdem ziehen sie sich auf die Position zurück, dass der Täter vermutlich gar nicht mehr in der Gegend ist. Sie haben das Taxi zur Fahndung ausgeschrieben, das ist im Moment aber auch schon alles.«
Grohmann atmete hörbar aus. Das war zu erwarten gewesen. Sie hatten zuerst versucht, von Lemanshain aus alle Hebel in Bewegung zu setzen, waren aber gescheitert. Jennifer hatte jeglichen Widerstand ihres Chefs ignoriert und beschlossen, persönlich Richtung Herzheim aufzubrechen, während in Lemanshain die Recherchen und Untersuchungen fortgesetzt wurden.
Trotzdem brauchten sie noch Unterstützung vor Ort. Grohmann hoffte, dass sie die bekommen würden, auch wenn es bisher nicht danach aussah.
Er konnte verstehen, warum sich die Kollegen zierten, denn er und Jennifer Leitner hatten bisher nicht wirklich etwas in der Hand.
Sie gingen davon aus, dass Lauer Charlotte Seydel nicht weit von Herzheim entfernt in seine Gewalt gebracht hatte. Aber mit Sicherheit wussten sie es nicht. Sie glaubten, dass er es aufgrund seines ausgeprägten Sicherheitsdenkens nicht riskieren würde, weite Strecken mit seinem Opfer zu fahren, dass er also irgendwo in der Nähe einen Unterschlupf haben musste. Sie wussten es jedoch nicht.
Sie hofften inständig, dass die Durchsuchung seines Hauses irgendeinen Hinweis erbringen würde. Oder die wieder aufgerollten Ermittlungen, was Charlottes Mutter und ihre Verbindung zum Täter anging. Vielleicht lag dort der Schlüssel.
Ebenso hofften sie, dass Melchior Lauer seiner Vorgehensweise treu bleiben und Charlotte Seydel nicht sofort töten würde. Auch wenn ihnen noch nicht klar war, wieso die Wahl ausgerechnet auf sie gefallen war. Seine anderen Opfer hatten auch Kinder gehabt. Es gab Töchter in Charlottes Alter, doch er hatte niemals im gleichen Familienkreis mehrmals zugeschlagen.
Wieso also ausgerechnet Charlotte? Ein Zufall? Hatte sie irgendwie seine Aufmerksamkeit erregt, passte in sein Schema? Oder war diese Wahl ein weiteres Indiz dafür, dass Katharina Seydel etwas Besonderes für ihn gewesen war?
Grohmann richtete seinen Blick wieder auf die Autobahn vor ihnen. Er selbst gehörte nicht unbedingt zu den zurückhaltenden Autofahrern, doch die Geschwindigkeit und die Fahrweise, die die Kommissarin an den Tag legte, ließen ihn ernsthaft zweifeln, ob sie Baden-Württemberg lebend erreichen würden.
Er hatte sie zuerst für übertrieben optimistisch gehalten. Als sie das Navigationsgerät mit den Daten gefüttert hatte, hatte sie auf die Meldung, dass sie etwas mehr als zwei Stunden nach
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