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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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fragte er.
    »Überhaupt nichts. Ich verlange sogar von dir, dass du ihm nichts sagst. Ich habe hier die Zügel in der Hand, nicht du. Wenn ich anrufe, lasse ich ihn hören, wie Holly schreit, und dann erkläre ich ihm alles.«
    Mitch schrak zusammen. »Es ist doch nicht nötig, sie zum Schreien zu bringen. Ihr habt versprochen, ihr nicht wehzutun!«
    »Ich habe versprochen, sie nicht zu vergewaltigen, Mitch. Nichts, was du zu deinem Bruder sagen kannst, wäre so überzeugend wie ein Schrei. Glaub mir, ich weiß besser als du, wie so was funktioniert.«
    Die Pistole mit einer derart kalten, schweißigen Hand zu halten, fühlte sich gar nicht gut an. Als die Hand auch noch zu zittern begann, legte Mitch die Waffe wieder auf den Beifahrersitz.
    »Was ist, wenn Anson nicht zu Hause ist?«
    »Der ist zu Hause. Setz dich jetzt in Bewegung, Mitch.
Momentan ist Berufsverkehr. Du willst doch nicht zu spät nach Newport Beach kommen, oder?«
    Der Kidnapper legte auf.
    Als Mitch die Austaste drückte, kam ihm das wie ein böses Omen vor.
    Einen Moment lang schloss er die Augen und versuchte, seine Nerven zu beruhigen. Er machte sie jedoch gleich wieder auf, weil er sich sonst schutzlos fühlte.
    Als er den Motor anließ, flog eine Schar Krähen vom Straßenpflaster auf. Aus dem Schatten des Kirchturms flatterten sie zum Kirchturm selbst.

19
    Obgleich Newport Beach in erster Linie wegen seines Jachthafens, seiner Villen und seiner noblen Boutiquen bekannt war, lebten hier nicht nur fantastisch reiche Leute. Anson zum Beispiel wohnte in einem Viertel namens Corona del Mar, auf der vorderen Hälfte eines mit zwei Einfamilienhäusern bebauten Grundstücks.
    Architektonisch hatte sich hier der Stil Neuenglands mit einem Hang zu schwärmerischer Romantik gemischt. Passend dazu führte ein Weg aus alten Ziegelsteinen unter einer riesigen Magnolie zur Tür. Eindrucksvoll war das Haus zwar nicht, aber durchaus charmant.
    Die Türglocke spielte einige Takte aus Beethovens »Ode an die Freude«.
    Die Tür ging auf, noch bevor Mitch zum zweiten Mal auf die Klingel drückte.
    Anson war nicht nur fit wie ein Profisportler, er hatte auch einen bulligeren Körperbau als Mitch. Dass er in der Highschoolmannschaft als Quarterback gespielt hatte, sprach für seine Schnelligkeit und Beweglichkeit, denn mit seiner breiten Brust und seinem Stiernacken sah er eher aus wie ein Verteidiger.
    Sein gut geschnittenes, breites und offenes Gesicht schien immer auf einen Grund für ein Lächeln zu warten. Als er Mitch sah, strahlte er.
    »Fratello mio!«, rief er aus, umarmte seinen Bruder und zog ihn ins Haus. »Entrino! Entrino!«

    Es roch nach Knoblauch, Zwiebeln, Speck.
    »Kochst du gerade italienisch?«, fragte Mitch.
    » Bravissimo, fratello piccolo! Aufgrund von bloßem Duft und meinem schlechten Italienisch ziehst du eine brillante Schlussfolgerung. Komm, gib mir deine Jacke, ich hänge sie auf!«
    Mitch hatte die Pistole nicht im Wagen lassen wollen. Deshalb steckte sie hinten unter seinem Gürtel.
    »Danke, ist schon in Ordnung«, sagte er. »Ich lasse sie lieber an.«
    »Komm in die Küche! Die Aussicht, wieder mal alleine essen zu müssen, hat mich schon total melancholisch gemacht. «
    »Du bist doch immun gegen Melancholie«, sagte Mitch.
    »Gegen so etwas gibt es keine Antikörper, kleiner Bruder. «
    Das Haus war entschieden männlich, aber stilvoll eingerichtet. Als Leitmotiv diente die Seefahrt. An der Wand hingen Gemälde von stolzen Segelschiffen, die sich im Sturm durch die Wogen kämpften oder unter einem strahlend blauen Himmel ihre Bahn zogen.
    Von Kindheit an glaubte Anson, echte Freiheit sei auf dem Festland nirgendwo zu finden, nur auf dem Meer in einem Segelboot.
    Infolgedessen hatte seine Lieblingslektüre aus Piratengeschichten, Beschreibungen von Seeschlachten und Romanen über Abenteurer und Schatzsucher bestanden. Vieles davon hatte er Mitch vorgelesen, der ihm stundenlang fasziniert gelauscht hatte.
    Daniel und Kathy wurden schon seekrank, wenn sie sich im Ruderboot auf einen Teich wagten. Ihre Abneigung gegen das Meer hatte Ansons Interesse an der Seefahrt überhaupt erst geweckt.

    In der gemütlichen, duftenden Küche deutete er nun auf einen Topf, der dampfend auf dem Herd stand: »Minestra della Massaia.«
    »Suppe? Was für eine?«
    »Ein klassisches Hausfrauenrezept. Da ich keine Frau
    habe, muss ich mit meiner weiblichen Seite in Kontakt treten, wenn ich so etwas kochen will.«
    Manchmal fand Mitch es schwer zu

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