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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Zustand oft ein gefährlicher Leichtsinn entwickelte. »Bringen wir die Sache endlich hinter uns!«
    »Hübsch langsam, Mitch. Als du mich unterbrochen hast, wollte ich dir gerade sagen, was du als Nächstes tun sollst.«
    »Dann sag’s mir doch, verdammt noch mal!«
    »Ein guter Ministrant kennt die Rituale und Litaneien. Er gibt Antwort, aber er unterbricht nicht. Wenn du mich noch mal unterbrichst, lasse ich dich bis halb neun warten.«
    Auf diese Drohung hin gelang es Mitch doch noch, seine Ungeduld zu zügeln. Er atmete tief ein, ließ die Luft langsam ausströmen und sagte: »Ich habe verstanden.«

    »Gut. Also, wenn ich auflege, fährst du nach Newport Beach zum Haus deines Bruders.«
    »Zu Anson?«, fragte Mitch überrascht.
    »Dort wartest du mit ihm darauf, dass ich um halb acht anrufe.«
    »Was hat mein Bruder mit der Sache zu tun?«
    »Was getan werden muss, schaffst du alleine nicht«, sagte der Kidnapper.
    »Aber was muss getan werden? Das hast du mir immer noch nicht gesagt!«
    »Wir werden es dir sagen. Bald.«
    »Wenn ihr zwei Leute braucht, muss doch nicht ausgerechnet Anson dabei sein. Ich will nicht, dass er da hineingezogen wird.«
    »Denk doch mal nach, Mitch. Wer wäre besser geeignet als dein Bruder? Du bist ihm wichtig, stimmt’s? Da will er doch bestimmt nicht, dass deine Frau in Stücke geschnitten wird wie eine Sau im Schlachthaus.«
    Als sie noch Kinder gewesen waren und ständig unter dem Druck ihrer Eltern gestanden hatten, da hatte Mitch sich immer auf Anson verlassen können. Selbst wenn es keine Hoffnung zu geben schien, hatte der ihm Mut gemacht.
    Deshalb verdankte Mitch seinem Bruder den relativen Seelenfrieden, den er gefunden hatte, seit er endlich frei von den Fesseln seiner Eltern war, und die Leichtigkeit, durch die es ihm gelungen war, eine Beziehung zu Holly aufzubauen.
    »Ich sitze in der Falle«, sagte Mitch. »Wenn das, was ihr von mir wollt, schiefläuft, dann werdet ihr es so hindrehen, dass es aussieht, als ob ich meine Frau umgebracht hätte.«
    »Tja. Die Schlinge sitzt sogar noch enger, als dir klar ist, Mitch.«

    Womöglich machten die Kerle sich Gedanken um John Knox, aber dass der tot im Kofferraum des Wagens lag, wussten sie nicht. Ein toter Verbrecher war zumindest ein gewisser Beweis für die Geschichte, die Mitch der Polizei erzählen konnte.
    Oder doch nicht? Schließlich gab es verschiedene Möglichkeiten, wie man den Tod von Knox interpretieren konnte, und vielleicht waren die meisten eher be- als entlastend, was Mitch anging.
    »Ich will darauf hinaus, dass ihr Anson bestimmt dieselbe Falle stellen werdet«, sagte Mitch. »Ihr werdet irgendwelche Indizien schaffen, die ihn belasten, um ihn gefügig zu machen. Das ist eure Methode.«
    »Das alles bleibt völlig folgenlos, wenn ihr beide tut, was wir von euch verlangen, und wenn du deine Frau wieder hast.«
    »Aber das ist nicht fair!«, protestierte Mitch und merkte, dass er tatsächlich so naiv und unbedarft klang wie ein typischer Ministrant.
    Der Kidnapper lachte. »Hast du etwa den Eindruck, dass wir mit dir fair umgegangen sind?«
    Die Hand, mit der Mitch die Pistole umklammerte, war kalt und feucht geworden.
    »Wäre es dir vielleicht lieber, wenn wir deinen Bruder verschonen und dir stattdessen Iggy Barnes als Partner geben würden?«
    »Ja«, sagte Mitch, obwohl er sich schämte, dass er so rasch bereit war, einen unschuldigen Freund zu opfern, um seinen Bruder zu retten.
    »Und das wäre fair gegenüber Mr. Barnes, ja?«
    Mitchs Vater glaubte, dass Scham keinen gesellschaftlichen Nutzen besaß. Er hielt sie für eine Form von Aberglauben, von der sich jeder vernünftige Mensch, der ein
rationales Leben lebte, befreien musste. Die Fähigkeit, sich zu schämen, konnte seiner Meinung nach schon im Kindheitsalter ausgetrieben werden, natürlich durch die richtige Erziehung.
    Was das anging, war Daniel nicht nur bei seinem zweiten Sohn kläglich gescheitert. Obwohl der Verbrecher am anderen Ende der Leitung der einzige Zeuge für Mitchs Bereitschaft zu diesem heiklen Tauschgeschäft war, spürte dieser, wie sein Gesicht vor Scham zu brennen begann.
    »Mr. Barnes«, fuhr der Kidnapper fort, »ist nicht gerade der Hellste. Schon deshalb wäre dein Freund kein annehmbarer Ersatz für deinen Bruder. Fahr also einfach zu Anson und warte dort auf unseren Anruf.«
    Mitch gab auf, obwohl ihm vor Verzweiflung über die Gefahr, in die sein Bruder geriet, regelrecht übel wurde. »Was soll ich ihm sagen?«,

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