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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ein paar Kekse?«
    »Wenn ihr meint, ich könnte mir bei denen das Geld besorgen, da habt ihr euch getäuscht. So reich sind die nicht.«
    »Das wissen wir, Mitch. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich will mit Holly sprechen.«
    »Diesmal nicht.«
    »Lass mich mit ihr sprechen!«, wiederholte Mitch beharrlich.

    »Nur mit der Ruhe. Es geht ihr gut. Beim nächsten Anruf lasse ich sie ans Telefon. Ist das die Kirche, die du mit deinen Eltern besucht hast?«
    Sein Wagen war das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz, und momentan fuhr niemand vorbei. Gegenüber standen zwar einige Autos in den Einfahrten von Häusern, am Bordstein aber hatte niemand gehalten.
    »Na, seid ihr da zur Kirche gegangen?«, wiederholte der Kidnapper seine Frage.
    »Nein.«
    Obwohl er im Auto saß und die Türen verriegelt hatte, fühlte er sich so ausgesetzt wie eine Maus, die über das offene Feld lief und plötzlich spürte, wie über ihr die Flügel eines Bussards flatterten.
    »Warst du eigentlich Ministrant, Mitch?«
    »Nein.«
    »Ganz ehrlich?«
    »Offenbar weißt du sowieso schon alles. Was soll also die Frage?«
    »Für jemand, der nie ein Ministrant war, Mitch, benimmst du dich aber sehr wie einer!«
    Da Mitch damit nichts anfangen konnte, erwiderte er nichts. Erst als der Kidnapper ebenfalls schwieg, sagte er schließlich: »Ich weiß nicht recht, was das bedeuten soll.«
    »Also, ich will damit nicht sagen, dass du fromm wärst, ganz bestimmt nicht. Und dass du immer die Wahrheit sagen würdest, meine ich auch nicht. Gegenüber Lieutenant Taggart hast du dich jedenfalls als gerissener Lügner erwiesen. «
    Bei den bisherigen zwei Telefongesprächen hatte der Mann am anderen Ende sich so professionell verhalten, dass es Mitch kalt den Rücken hinuntergelaufen war. Dieses höhnische Geplänkel jetzt passte irgendwie gar nicht dazu.

    Allerdings hatte er sich als jemanden bezeichnet, der andere an der Leine führte. Er hatte eindeutig gesagt, Mitch sei ein Instrument, das es zu manipulieren galt.
    Die spöttischen Bemerkungen mussten also einen Zweck haben, auch wenn dieser vor Mitch verborgen blieb. Offenbar wollte der Kidnapper in seine Psyche eindringen und sie aus irgendeinem Grund destabilisieren, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.
    »Nimm’s mir nicht übel, Mitch. Eigentlich ist es ja richtig liebenswert … aber du bist so naiv wie ein Ministrant.«
    »Wenn du meinst.«
    »Das tue ich. Durchaus.«
    Vielleicht war das ein Versuch, Mitch in Wut zu versetzen, weil ihn das daran gehindert hätte, klar zu denken. Es konnte aber auch dazu dienen, sein Selbstwertgefühl zu untergraben, damit er eingeschüchtert und gehorsam blieb.
    Was das anging, so hatte er sich bereits eingestanden, wie hilflos er war. Noch demütiger konnte man ihn beim besten Willen nicht mehr machen.
    »Deine Augen sind weit offen, Mitch, und trotzdem siehst du nichts.«
    Dieser Satz brachte Mitch mehr aus dem Gleichgewicht als alles andere, was der Kidnapper gesagt hatte. Vor kaum einer Stunde war ihm auf dem Dachboden seiner Garage derselbe Gedanke gekommen.
    Nachdem er John Knox in den Kofferraum gehievt hatte, war er noch einmal die Treppe hochgestiegen, um herauszubekommen, was den Absturz seines Gegners hervorgerufen hatte. Das Rätsel hatte sich gelöst, als er den in einer Schlaufe verfangenen Radschlüssel gesehen hatte.
    Genau in diesem Augenblick hatte er sich jedoch getäuscht, beobachtet, verspottet gefühlt. Er hatte instinktiv gespürt, dass auf dem Dachboden eine größere Wahrheit
auf die Entdeckung wartete, offen sichtbar und doch vor ihm verborgen.
    Seltsam berührt, hatte er den Eindruck gehabt, sehen zu können und doch blind zu sein, hören zu können und doch taub zu sein.
    Nun hatte die Stimme am Telefon spöttisch bemerkt: Deine Augen sind weit offen, Mitch, und trotzdem siehst du nichts.
    Regelrecht unheimlich war das, so merkwürdig dieses Wort auch klingen mochte. Mitch hatte das Gefühl, dass die Kidnapper ihn nicht nur überall beobachten und belauschen konnten, sondern dass sie auch in der Lage waren, seine Gedanken zu lesen.
    Er griff nach der Pistole auf dem Beifahrersitz. Obwohl keine unmittelbare Gefahr drohte, fühlte er sich sicherer, wenn er eine Waffe in der Hand hatte.
    »Bist du noch dran, Mitch?«
    »Ich höre.«
    »Um halb acht rufe ich dich wieder an, und …«
    »Noch länger warten? Weshalb? « Mitch spürte, wie die Ungeduld an ihm nagte. Dagegen konnte er einfach nichts machen, obwohl er wusste, dass sich aus diesem

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