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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ist.«
    »Dort wird sich mein Leben ändern«, sagt der Mann, während er die Taschenlampe ergreift und sich erhebt.
    Er lässt sie im pechschwarzen Dunkel sitzen, die halb volle Dose Cola neben sich, obwohl sie erwartet hat, dass er die mitnimmt. Ihre Absicht ist – oder war es –, die Dose zu zerdrücken und damit ein kleines Stemmeisen zu basteln, um besser an dem störrischen Nagel arbeiten zu können.
    Die Christophorusmedaille ist dafür allerdings noch besser geeignet. Aus Messing gegossen und mit Silber oder Nickel überzogen, ist sie viel härter als das weiche Aluminium der Dose.
    Der Besuch des Entführers hat die Atmosphäre des lichtlosen Raums verändert. Vorher herrschte darin eine einsame Finsternis. Nun stellt Holly sich vor, dass dieses Dunkel von Ratten, Wasserwanzen und unzähligen kriechenden Dingern bevölkert ist.

42
    Als Anson vor der Hintertür seines Hauses schwer auf den Boden stürzte, schien der Wind Beifall zu trommeln.
    Wie ein Meerestier, das daran gewöhnt war, Sauerstoff aus dem Wasser zu filtern, und das nun hilflos auf dem Strand lag, zuckte Mitchs Bruder vor sich hin. Seine Hände bebten, die Fingerknöchel klopften auf die Ziegel.
    Er gaffte Mitch an und bewegte dabei den Mund, um etwas zu sagen, falls er nicht versuchte, vor Schmerz zu schreien. Heraus kam nur ein so dünnes Jaulen, als hätte sich seine Kehle zum Durchmesser einer Stecknadel zusammengezogen.
    Mitch drehte am Türknauf. Unverschlossen. Er drückte die Tür auf und trat in die Küche.
    Das Licht war aus. Er schaltete es nicht an.
    Unsicher, wie lange die Wirkung des Elektroschocks anhielt – hoffentlich mindestens ein oder zwei Minuten –, legte er den Taser auf eine Arbeitsplatte und ging zur offenen Tür zurück.
    Vorsichtig packte er Anson an den Knöcheln, doch sein Bruder war ohnehin nicht in der Lage, auf ihn einzutreten. Mitch zerrte den schweren Körper ins Haus und zuckte zusammen, als der Hinterkopf über die Schwelle holperte.
    Erst als er die Tür hinter sich zugezogen hatte, schaltete er das Licht ein. Die Jalousien waren geschlossen, genau wie tagsüber, als Anson den Anruf der Entführer entgegengenommen hatte.

    Der Topf Minestra stand auf dem Herd, kalt, aber noch duftend.
    Neben der Küche befand sich eine Waschküche. Mitch warf einen Blick hinein und fand sie so vor wie in seiner Erinnerung: klein und ohne Fenster.
    Die vier mit rotem Kunststoff bezogenen Stahlrohrstühle am Küchentisch waren im schicken Retro-Stil gehalten. Mitch trug einen in die Waschküche.
    Auf dem Boden liegend, stieß Anson Töne aus, die erbärmlich an einen winselnden Hund erinnerten. Er drückte die Arme an die Brust, als würde er frieren, aber wahrscheinlich versuchte er, die inzwischen weniger dramatischen, aber immer noch kontinuierlich auftretenden Muskelzuckungen unter Kontrolle zu bringen.
    Die Schmerzen konnten durchaus echt sein. Vielleicht waren sie aber auch bloß vorgetäuscht. Für alle Fälle hielt Mitch einen sicheren Abstand.
    Er nahm den Taser in die eine Hand. Mit der anderen griff er nach hinten und zog die Pistole heraus, die er in den Gürtel gesteckt hatte.
    »Anson, du drehst dich jetzt auf den Bauch!«
    Der Kopf seines Bruders rollte hin und her, offenbar völlig unwillkürlich, nicht um eine Weigerung auszudrücken.
    Die Aussicht auf Rache war in gewisser Weise aufregend gewesen, aber nun, da es so weit war, stellte sich heraus, dass Rache überhaupt nicht süß schmeckte.
    »Hör mir zu! Du drehst dich jetzt um und kriechst in die Waschküche. Das schaffst du schon.«
    Ein Speichelfaden rann aus Ansons Mundwinkel. Sein Kinn glänzte.
    »Ich gebe dir die Chance, es dir möglichst leicht zu machen. «

    Anson wirkte völlig durcheinander. Hatte er seinen Körper wirklich noch nicht wieder richtig unter Kontrolle?
    Mitch fragte sich, ob die beiden rasch hintereinander abgegebenen Stromstöße, von denen der zweite vielleicht ein wenig zu lange gewesen war, womöglich bleibenden Schaden angerichtet hatten. Jedenfalls sah Anson mehr als nur geschockt aus.
    Wäre er aus größerer Höhe herabgestürzt, hätte die Sache tatsächlich leicht tragisch ausgehen können, aber er war ja nur auf dem Boden zusammengebrochen.
    Mitch versuchte es noch einige Male mit derselben Anweisung. Dann wurde er ungeduldig. »Verdammt noch mal, Anson, wenn es sein muss, verpasse ich dir eben einen dritten Schock und zerre dich da rein, während du hilflos daliegst! «
    Die Tür nach draußen klapperte. Es war

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