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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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jedoch nur ein stärkerer Windstoß, der seinen Weg in den geschützten Hof gefunden hatte und am Riegel rüttelte.
    Als Mitch den Blick wieder auf seinen Bruder richtete, sah er in dessen Augen ein waches Bewusstsein, eine Art verschlagene Berechnung, die sich gleich wieder in der bisherigen Verwirrung auflöste. Ansons Pupillen drehten sich nach oben.
    Mitch wartete eine halbe Minute. Dann ging er rasch auf seinen Bruder zu.
    Anson spürte ihn kommen. Offenbar rechnete er damit, mit dem Taser bearbeitet zu werden, denn er setzte sich plötzlich auf und griff danach.
    Stattdessen gab Mitch einen Schuss ab, mit dem er seinen Bruder absichtlich verfehlte, aber nur knapp. Als Anson den Knall hörte, zuckte er verblüfft zurück, und Mitch schlug ihm die Pistole an die Schläfe, hart genug, um ihm anständig wehzutun.

    Wie sich herausstellte, war es hart genug, um ihn bewusstlos zu schlagen.
    Eigentlich war es Mitch darum gegangen, Anson gefügig zu machen, indem er ihn davon überzeugte, dass er es nicht mehr mit dem Mitch von früher zu tun hatte. So, wie es jetzt gelaufen war, ging es jedoch auch.

43
    He ain’t heavy, he’s my brother. Was für ein blöder Schnulzentitel! Anson war zwar Mitchs Bruder, aber heavy war er durchaus, und zwar auf sehr konkrete Weise.
    Den reglosen Körper über den Parkettboden der Küche in die Waschküche zu zerren, war schwerer, als Mitch erwartet hatte. Ihn anschließend auch noch auf den Stuhl zu hieven, war praktisch unmöglich, aber Mitch schaffte es trotzdem.
    Die gepolsterte Rückenlehne des Stuhls wurde von oben nach unten schmaler, sodass sich an den Seiten ein Abstand zu den tragenden Stahlrohrstäben ergab.
    Mitch führte Ansons Hände durch diese Lücken. Mit den Handschellen, die er selbst getragen hatte, fesselte er seinem Bruder hinter dem Stuhl die Handgelenke.
    In der Schublade eines neben der Waschmaschine stehenden Schränkchens fand Mitch drei Verlängerungskabel. Eines war dick, orangefarben und etwa zwölf Meter lang.
    Nachdem er das Kabel um die Stuhlbeine und deren Querstreben geführt hatte, legte er es um die Waschmaschine. Da es bei Weitem nicht so flexibel war wie ein Seil, konnte er nur lose Knoten knüpfen. Zur Sicherheit knüpfte er drei.
    Nach diesen Vorkehrungen war Anson zwar eventuell in der Lage, gebückt aufzustehen, aber er musste dabei den Stuhl mitnehmen. Da dieser an die Waschmaschine gebunden war, kam Anson nicht weit.
    Der Schlag mit der Pistole hatte über seinem Ohr die Haut aufplatzen lassen. Er blutete, wenn auch nicht stark.

    Sein Puls war langsam, aber regelmäßig. Wahrscheinlich kam er rasch wieder zu sich.
    Mitch ließ das Licht brennen und ging hinauf in Ansons Schlafzimmer. Dort sah er, was er erwartet hatte: in den Steckdosen an der Wand befanden sich zwei kleine Nachtlichter. Momentan brannte keines davon.
    Als Kind hatte Anson beim Schlafen immer die Nachttischlampe brennen lassen; als Teenager hatte er sich dann mit einem solchen Nachtlicht zufriedengegeben. Als Vorsichtsmaßnahme gegen Stromausfall hatte er in jedem Zimmer seines Hauses eine Taschenlampe deponiert, deren Batterien er viermal jährlich erneuerte.
    Nach unten zurückgekehrt, warf Mitch einen Blick in die Waschküche. Anson hing immer noch bewusstlos auf dem Stuhl.
    Mitch durchsuchte die Küchenschubladen, bis er entdeckt hatte, wo sein Bruder die Schlüssel verwahrte. Er suchte einen Zweitschlüssel für die Haustür heraus. Außerdem nahm er die Schlüssel für drei verschiedene Autos an sich, darunter sein Honda, und verließ das Haus dann durch die Hintertür.
    Es war unwahrscheinlich, dass die Nachbarn den Schuss gehört hatten. Wenn doch, dann hatten sie ihn kaum als solchen erkannt, da er durch das Rauschen und Heulen des Sturms gedämpft worden war. Dennoch war Mitch erleichtert, als er sah, dass in keinem der Nachbarhäuser Licht brannte.
    Er erklomm die Treppe zu der Wohnung über den Garagen und rüttelte an der Tür, die verschlossen war. Wie erwartet, passte der Schlüssel fürs Haupthaus auch hier.
    Das Büro, das Anson sich eingerichtet hatte, nahm den Platz ein, der normalerweise als Wohn- und Essbereich gedient hätte. An der Wand hingen wie drüben Gemälde mit maritimen Themen.

    Ein einzelner Bürostuhl auf Rollen stand vor einem Tisch mit gleich vier Computerarbeitsplätzen. Die Größe der Workstations, die weit über die normale Ausstattung eines Privatbüros hinausging, ließ darauf schließen, dass Ansons Tätigkeit ebenso rasche wie

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