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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Keim, der nur darauf wartet aufzublühen. «
    Seine Augen sind so klar wie ein Bergbach, doch an ihrem Grund verbergen sich merkwürdige, diffuse Formen, die Holly nicht deuten kann.
    »Ich fürchte, du siehst zu viel in mir«, sagt sie ganz bescheiden und senkt den Blick. »Ich bin keine tiefe Denkerin. «

    »Das Geheimnis besteht auch nicht darin, zu denken. Wir denken in Worten, aber jenseits der Realität, die wir sehen, liegt eine Wahrheit, die Worte nicht ausdrücken können. Das Geheimnis ist es, zu spüren.«
    »Weißt du, für dich ist das vielleicht eine einfache Vorstellung, aber für mich ist selbst die zu tief.« Sie lacht leise vor sich hin. »Mein größter Traum ist es, Immobilienmaklerin zu werden.«
    »Du unterschätzt dich«, versichert er ihr. »In deinem Innern liegen … gewaltige Möglichkeiten.«
    Seine großen, knochigen Handgelenke und die langen, bleichen Hände sind völlig haarlos. Von Natur aus? Oder weil er eine Enthaarungscreme benutzt.

40
    Während der Wind am offenen Fenster der Fahrertür heulte wie ein Kobold, fuhr Mitch langsam an Ansons Haus in Corona del Mar vorbei.
    Von dem großen Magnolienbaum waren cremeweiße Blüten abgeschüttelt und an die Haustür geweht worden, wo sie im Schein einer zur Sicherheit immer brennenden Lampe glänzten. Davon abgesehen war das Haus dunkel.
    Es war nicht anzunehmen, dass Anson einfach nach Hause gefahren war, um sich zu duschen und zufrieden ins Bett zu gehen, nachdem er seine Eltern umgebracht hatte. Er musste irgendwo unterwegs sein – und dabei etwas Bestimmtes im Sinn haben.
    Der Honda stand nicht mehr am Straßenrand, wo Mitch ihn abgestellt hatte, als er auf Anweisung der Kidnapper hergekommen war.
    Eine Querstraße weiter parkte Mitch, verzehrte einen Schokoriegel und kurbelte das Fenster hoch, bevor er ausstieg und den Wagen abschloss. Inmitten der modernen Fahrzeuge stach der Chrysler Windsor leider hervor wie ein Museumsobjekt in einem Discountshop.
    Mitch ging zu dem Fahrweg, über den man von hinten auf Ansons Grundstück gelangen konnte. Die Hinterhauswohnung über den beiden Doppelgaragen war hell erleuchtet.
    Vielleicht hatten die Bewohner einen Beruf, der sie selbst um halb vier Uhr morgens noch wach hielt. Vielleicht litten sie aber auch unter Schlaflosigkeit.

    Auf dem Fahrweg stehend, stemmte Mitch sich breitbeinig gegen den Wind, während er zu den Fenstern über den Garagen hochblickte. Die Vorhänge waren zugezogen.
    Seit seinem Besuch in Julian Campbells Bibliothek war er in eine neue Realität eingetreten. Er sah die Dinge nun klarer, als er sie aus seiner früheren Perspektive wahrgenommen hatte.
    Wenn Anson tatsächlich acht Millionen Dollar und eine vollständig abbezahlte Jacht besaß, dann gehörten ihm wahrscheinlich beide Gebäude auf dem Grundstück, nicht nur eines, wie er behauptet hatte. Während er im Vorderhaus wohnte, benutzte er die Wohnung über den Garagen für das Büro, in dem er mithilfe linguistischer Theorien irgendwelche Software entwickelte oder was immer er sonst tat, um reich zu werden.
    Bei dem Nachtarbeiter hinter den Vorhängen handelte es sich also nicht um einen Nachbarn. Anson selbst saß dort oben, über einen Computer gebeugt.
    Vielleicht berechnete er gerade eine Route übers Meer, um mit seiner Jacht an einen Ort zu segeln, wo ihn der Arm des Gesetzes nicht erreichen konnte.
    Ein Gartentor führte zu einem engen Gang neben den Garagen. Mitch trat hindurch und ging bis in den Innenhof, der die beiden Gebäude trennte. Das Licht dort war ausgeschaltet.
    Den Rand des mit Ziegeln gepflasterten Hofs schmückten Blumenbeete mit üppigen Farnen und Himmelsbambus. Bromelien und Flamingoblumen sorgten für farbige Akzente.
    Die Gebäude vorn und hinten, die hohen Zäune an den Seiten und die Nachbarhäuser, die nah an das schmale Grundstück grenzten, schirmten den Wind weitgehend ab. Weiterhin böig, aber wesentlich sanfter, glitt er von den
Dächern herab und tanzte mit den Pflanzen im Hof, statt auf sie einzupeitschen.
    Mitch duckte sich unter die gewölbten Wedel eines Tasmanischen Baumfarns, die schwankten und zitterten. Dort blieb er hocken und spähte auf den Hof hinaus.
    Die breiten, seidigen Wedel hoben und senkten sich unablässig, ohne je völlig den Blick zu versperren. Wenn Mitch wachsam blieb, dann würde es ihm nicht entgehen, wenn jemand aus dem Hinterhaus kam und nach vorne ging.
    Vom Boden stieg der satte Geruch von mit anorganischem Dünger gemischter Pflanzerde auf,

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