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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Verwendung für die Coladose eingefallen. Sie stellt das Ding beiseite und hofft, es behalten zu dürfen,
wenn der Mann den Raum verlässt. Austrinken darf sie dann natürlich nicht.
    »Es würde dir gefallen in Chamisal, Penasco, Rodarte. So viele schöne und geheimnisvolle Orte gibt es dort.«
    Sie wählt sorgsam ihre Worte, bevor sie etwas erwidert. »Hoffen wir, dass ich sie in meinem Leben noch sehen kann.«
    Ungerührt erwidert er ihren Blick. In seinen Augen liegt das Blau eines dunklen Himmels, der auf ein nahendes Unwetter schließen lässt, obgleich keinerlei Wolken zu sehen sind.
    Mit einer Stimme, die leiser ist als sonst, nicht flüsternd, aber sanft, fragt er: »Kann ich vertraulich mit dir sprechen?«
    Wenn er sie anfasst, wird sie so lange schreien, bis die anderen aufwachen.
    Offenbar deutet er ihre Miene als Zustimmung, denn er fährt fort: »Wir waren fünf, und jetzt sind wir nur noch drei.«
    So etwas hat sie nicht erwartet. Sie hält dem Blick stand, obwohl er sie verstört.
    »Um nicht durch fünf, sondern nur durch vier teilen zu müssen, haben wir Jason umgelegt.«
    Als sie den Namen hört, zuckt sie innerlich zusammen. Sie will keine Namen hören, keine Gesichter sehen.
    »Nun ist Johnny Knox verschwunden«, sagt der Mann. »Johnny hat euer Haus überwacht und sich nicht mehr gemeldet. Wir drei anderen … wir hatten nicht vor, unseren Anteil noch einmal zu erhöhen. Jedenfalls haben wir nie darüber gesprochen.«
    Mitch, denkt sie sofort.
    Draußen verändert sich die Stimme des Windes. Statt zu heulen, strömt er nun rauschend dahin, als wollte er Holly den Rat geben, es sei weiser zu schweigen.

    »Die beiden anderen waren gestern unterwegs, um verschiedene Dinge zu erledigen«, fährt der Mann fort. »Einzeln und zu unterschiedlichen Zeiten. Beide hatten die Gelegenheit, Johnny umzulegen.«
    Um ihn für sein Vertrauen zu belohnen, knabbert sie brav an ihrem Erdnussriegel.
    Sein Blick richtet sich wieder auf ihren Mund. »Vielleicht haben sie beschlossen, das Geld nur unter sich aufzuteilen. Oder einer von ihnen will es ganz alleine haben.«
    Um nicht den Anschein zu erwecken, sie wolle Zwietracht säen, sagt sie: »So etwas würden die doch nicht tun!«
    »Vielleicht doch«, sagt er. »Kennst du Vallecito, New Mexico?«
    Holly leckt sich Schokolade von den Lippen. »Nein.«
    »Ein herber Ort. Viele von diesen Orten sind herb und doch wunderschön. In Vallecito hat sich mein Leben verändert. «
    »Wie hat es das denn getan?«
    Statt zu antworten, sagt er: »Du solltest einmal Las Trampas, New Mexico, im Schnee sehen. Ein paar einfache Häuser, weiße Felder, niedrige Hügel mit dunklem Gestrüpp, und der Himmel so weiß wie das Land.«
    »Sie sind ja ein Dichter«, sagt sie und meint das fast ehrlich.
    »Sag ruhig du zu mir. In New Mexico gibt es übrigens auch ein Las Vegas, aber dort haben sie kein Kasino. Sie haben das Leben … und das Geheimnis.«
    Seine weißen Hände berühren sich, nicht kontemplativ und bestimmt nicht zum Gebet, sondern so, als hätte jede von ihnen ihr eigenes Bewusstsein, als würde es ihnen gefallen, sich gegenseitig zu spüren.
    »In Rio Lucio lebt Eloisa Sandoval, die in ihrer kleinen, mit Lehm verputzten Küche einen Schrein für den heiligen
Antonius errichtet hat. Zwölf gestaffelt aufgestellte Keramikfiguren, eine für jedes Kind und Enkelkind. Jeden Abend zündet sie dort zur Gebetsstunde Kerzen an.«
    Holly hofft, dass er mehr über seine Komplizen verrät, aber sie weiß, dass sie an allem, was er sagt, Interesse zeigen muss.
    »Ernest Sandoval fährt einen 64er Chevy Impala. Der hat ein speziell lackiertes Armaturenbrett und statt dem Lenkrad einen Kranz aus riesigen Kettengliedern. Das Dach ist innen mit rotem Samt gepolstert.«
    Die langen Finger mit den spatelförmigen Kuppen streicheln sich, wieder und wieder.
    »Ernest interessiert sich für Heilige, mit denen seine fromme Frau nicht vertraut ist. Und er kennt … erstaunliche Orte.«
    Der Erdnussriegel verklebt Holly allmählich den Mund und bleibt in ihrer Kehle stecken, doch sie beißt noch einmal davon ab.
    »Uralte Geister hausen in New Mexico, älter als die Menschheit. Bist du auf der Suche?«
    Wenn sie zu sehr auf ihn eingeht, wird er merken, dass sie unehrlich ist. »Ich glaube nicht. Manchmal haben wir ja alle das Gefühl, dass … etwas fehlt. Aber so geht es jedem. Das ist die menschliche Natur.«
    »Ich sehe, dass du eine Sucherin bist, Holly Rafferty. In dir steckt ein winziger

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