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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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den typischen
Krankenhausgeruch nach Desinfektionsmitteln und Dauerhygiene konnte ich kaum
ertragen.
    In dem Moment ging
die Tür auf, und eine Krankenschwester mittleren Alters mit kurzen blonden
Haaren kam herein. Sie stemmte die Hände in die schmalen, beinahe knochigen
Hüften und spitzte die Lippen. Das lohnte sich bei ihr richtig, denn sie hatte
einen ungewöhnlich breiten Mund. Dann fragte sie: »Frühstück oder Mittagessen?«
    Ich setzte mich
vorsichtig im Bett auf und fuhr mir durch die klebrigen Haare. Ich musste
dringend duschen. Dann lächelte ich sie an. »Wow, ich bin im Ritz.«
    Ohne das Lächeln
zu erwidern, antwortete die Schwester: »Nein, Sie sind im Krankenhaus. Ihr
Frühstück steht schon länger im Flur herum, und es handelt sich um zwei dünne
Vollkornschnitten mit Salami- und Käsescheiben, die sich immer weiter
zusammenziehen. Das Mittagessen besteht aus einem Hühnerfrikassee, das Sie auch
mit eingeschlagenen Zähnen essen könnten.« Jetzt lächelte sie, und ich zog die
Stirn kraus.
    »Ich nehme vier
Kopfschmerztabletten und ein Glas Wasser. Danke.«
    Sie schaute mich
prüfend an, nickte wie eine russische Kommandantin und verließ das Zimmer.
    »Die hat Charme,
was?« Ich wandte mich wieder Cornelia zu, der man ansehen konnte, dass sie
etwas loswerden wollte.
    »Du glaubst ja gar
nicht, wer heute Morgen schon hier war!«
    Ich hasste diese
Art der Gesprächsführung, bei der man sich durch gezielte Fragen der Wahrheit
ganz langsam nähern musste. Gegen meine sonstige Art legte ich mich wieder in
die Kissen zurück und schloss die Augen. »Erzähl mir einfach alles, was du
heute schon erlebt hast.«
    Sie setzte sich so
schwungvoll auf meinem Bett zurecht, dass sie die harte Schaumstoffmatratze wie
ein Wasserbett schwanken ließ. Leise stöhnte ich auf und streichelte ihre Hand,
um mich daran zu erinnern, dass diese Frau auch eine Menge Vorzüge hatte.
    »Mein Bruder
Andreas kam um halb zehn Uhr mit wehendem Mantel in mein Krankenzimmer
gerauscht, im Arm eine Brünette, für die er wohl noch weitere zehn Wochen
untergetaucht wäre, wenn ich ihm nicht eine rührende Abschiedsszene auf die
Mailbox gesprochen hätte.«
    »Du hast was?«
    »Ich habe von
einem Apparat des Krankenhauses angerufen, damit er die Nummer im Display
sieht, und ihm dann erzählt, dass es mich bei einem Brand schlimm erwischt
hätte. Die Ärzte seien besorgt, ob ich je wieder ohne Beatmungsgerät atmen könnte.
Geendet habe ich mit dem Hinweis: ›Ich möchte dich einfach noch einmal sehen.‹«
Sie zuckte mit den Achseln und ergänzte: »Was man halt so sagt, wenn man Besuch
haben will. Hätte er dieses Mal wieder nicht reagiert, hätte ich gewusst, dass
etwas mit ihm nicht stimmt.«
    »Ihr Frauen seid
gefährliche Geschöpfe. Wenn Gott klug ist, lässt er keine von euch durch die
Himmelspforte.«
    Endlich kam
Schwester Rabiata, wie ich sie für mich nannte, wieder herein und stellte ein
Tablett neben mein Bett. Mit langem Hals schielte ich auf die Ablage und
erkannte ein Glas Wasser, ein Schälchen mit zwei Tabletten und ein Gericht aus
Reisklumpen und einer Soße mit weiteren Klumpen, bei denen es sich
wahrscheinlich um etwas Hühnerähnliches handelte.
    »Sie haben in zwei
Stunden einen Termin in der Radiologie.« Mit dem Zeigefinger tippte sie an
ihren Kopf. Was sollte ich bei einer solch aussagekräftigen und einfühlsamen
Anweisung noch fragen?
    Ich setzte meine
Prioritäten und nahm erst die Tabletten, dann das Wasser zu mir. Weil ich nun
doch Hunger verspürte, wollte ich mich gerade an die Reispampe machen, da
klopfte es kräftig, und meine Zimmertür ging auf. Ein ziemlich ramponiert
aussehender Matthias Schulze Nüßing trat mit einem verlegenen Lächeln im
Gesicht auf das Bett zu. Er hatte mehrere Schrammen im Gesicht, seine Augen
waren ähnlich wie unsere stark gerötet, und er trug den linken Arm in einer
Schlinge.
    »Mein Gott, es tut
mir so leid, dass ich euch in der Scheune alleingelassen habe.« Er schüttelte
immer wieder den Kopf. »Ich habe geahnt, dass ihr sofort kommen würdet, aber
dann brannte ein Gebäude nach dem anderen, und der Hof ist doch mein Ein und
Alles. Ich konnte nicht weg, ich wollte ihn unbedingt retten.«
    Der Letzte, dem
wir die Schuld an unserem heißen Abenteuer gaben, war Matthias, und das sagten
wir ihm auch ziemlich deutlich.
    »Wie hat es denn
Julia aufgenommen?«, fragte Cornelia scheinbar harmlos, auch wenn ich eine
gewissen Heimtücke in ihrem Tonfall zu vernehmen

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