Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
merkwürdig beunruhigendes Lächeln, das mehr
Zähne als Humor zeigte. Ihre Stimme klang rauh und wenig
anziehend, denn ihre Kehle hatte unter dem fortwährenden
Schreien in den finsteren Zellen von Silo Neun gelitten.
Bevor der Untergrund Johana Wahn als Verdeckte Agentin in
die Hölle des Wurmwächters gesandt hatte, war sie nichts weiter als ein ganz gewöhnlicher Esper gewesen. Nachdem Mater
Mundi in sie gefahren war, hatte sie sich jedoch über Nacht zu
einem Esper mit ganz außergewöhnlichen Kräften entwickelt.
Ihre bloße Gegenwart brachte die Luft ringsum zum Knistern,
ein Phänomen, das jeder in ihrer Nähe spürte. Einst war sie
nichts weiter als eine schwache Telepathin gewesen, doch nun
war sie im Besitz jeder nur denkbaren Esperfähigkeit – eine
Begabung, die bisher als unmöglich gegolten hatte. Obwohl
natürlich niemand so dumm war, etwas Derartiges in Gegenwart von Johana Wahn zu sagen. Die meisten Leute besaßen
genug Verstand, ihr nicht einmal nahe genug dafür zu kommen.
Johana Wahn respektierte Owen und Hazel wegen der Kraft,
die sie der Rebellion gegeben hatten. Da ihre Persönlichkeit
sich allerdings mitten im Satz von der relativ unauffälligen
Johana in den wirklich beunruhigenden Wahn verwandeln
konnte, fanden die beiden es andererseits äußerst schwierig,
nähere Bekanntschaft mit ihr zu schließen. Immerhin bemühten
sich Owen und Hazel um Nachsicht. Schließlich hatte Johana
Wahn sich freiwillig gemeldet und in Silo Neun einsperren
lassen. Die Hölle des Wurmwächters hätte jedermann zerbrechen können. Was half, war die Tatsache, daß Johana Wahn
dem jungen Jakob Ohnesorg ebenfalls nicht traute. Vielleicht
nur, weil sie den unablässigen Wettstreit im Heischen um
Aufmerksamkeit mißbilligte.
Sie verharrte kurz im Eingang und wartete, bis alle Augen
auf sie gerichtet waren, dann stolzierte sie quer durch die
Lounge zum letzten freien Sessel und ließ sich darauf nieder
wie auf einem Thron. Jung Jakob blieb an der Tür stehen und
verfiel in seine natürliche Heldenpose. Johana ignorierte ihn
mit großartiger Nonchalance. »Wie lange noch, bis wir landen?« erkundigte sie sich eisig.
»Jetzt fangt nicht auch noch so an«, beschwerte sich Owen.
»Selbst mit dem neuen Antrieb dauert es noch eine gewisse
Zeit, um von einer Seite des Imperiums zur anderen zu gelangen.«
»Tatsächlich befinden wir uns schon seit gut zwanzig Minuten im Orbit um Nebelwelt«, raunte Ozymandius in seinem
Ohr.
»Was?« brauste Owen unhörbar auf. »Warum hat mir die KI
des Schiffs nichts davon gesagt?«
»Du hast sie nicht dazu aufgefordert. Schließlich ist sie nicht
annähernd so komplex wie meine Wenigkeit.«
»Und warum hast du mir nicht gesagt, daß wir angekommen
sind?«
»Wer, ich? Ich bin tot, oder hast du das vergessen? Es liegt
mir fern, mich aufzudrängen, wenn meine Gegenwart nicht
erwünscht ist.«
Owen unterdrückte einen resignierten Seufzer und blickte zu
seinen Kameraden. »Wie es scheint, befinden wir uns zur Zeit
in einem Orbit um unser Ziel. Bisher wurden wir nicht beschossen. Hazel, Ihr kennt diese Leute am besten von uns. Öffnet einen Kommunikationskanal, und findet heraus, welchen
exorbitanten Preis sie diesmal für unsere Landung verlangen.«
Hazel grunzte wenig begeistert und stemmte sich aus ihrem
Sessel . Sie ließ sich Zeit, und wegen des Gewichts der vielen
Projektilwaffen, die sie ständig mit sich herumschleppte, kostete es sie einiges an Mühe. Ohne ersichtliche Eile schlenderte
sie zu den Kommunikationsinstrumenten und setzte einen Ruf
an die Raumüberwachung von Nebelhafen ab. Es gab nur eine
einzige Stadt und einen einzigen Raumhafen auf der Nebelwelt, und das war Nebelhafen. Ein wilder und verwirrender
Ort, den man nicht ohne Einladung besuchte – wie das Imperium bereits mehrmals schmerzhaft herausgefunden hatte.
Während Hazel mehr oder weniger geduldig darauf wartete,
daß ihr jemand antwortete, blickte sich Owen unter seinen Kameraden um. Er rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her,
als er bemerkte, daß Johana Wahn ihn schon wieder beobachtete. Ihr ESP ließ sie ahnen, welch gewaltigen Veränderungen in
Owen und Hazel vorgegangen waren; doch es reichte nicht aus,
um ihr zu verraten, was für Veränderungen das waren. Johana
Wahn spürte, daß Hazel und Owen auf eine eigene Weise genauso mächtig waren wie sie selbst. Sie schien sich nicht
schlüssig darüber zu sein, ob sie sich fürchten oder ob sie beeindruckt

Weitere Kostenlose Bücher