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Toechter Aus Shanghai

Titel: Toechter Aus Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa See
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einmal meinen Plan durch: Ich werde nach Hongkong fliegen, meine Bauernsachen anziehen und die Grenze zu Fuß überqueren. Ich werde in die Heimatdörfer der Louies und der Chins gehen - beides Orte, von denen Joy gehört hat -, um mich zu vergewissern, dass sie sich dort nicht aufhält, denn mein Mutterherz sagt mir, dass sie woanders ist. Sie ist nach Shanghai gegangen, um ihren leiblichen Vater zu suchen und mehr über ihre Mutter und ihre Tante zu erfahren, und ich werde ihr auf den Fersen sein. Natürlich habe ich Angst, getötet zu werden. Aber noch mehr Angst habe ich davor, all das zu verlieren, was wir noch haben.
    Ich schaue zu meiner Schwester, die mit solcher Entschlossenheit hinter dem Steuer des Wagens sitzt. Diesen Blick von ihr kenne ich, seit sie ein Kleinkind war. Es ist derselbe Blick, mit dem sie unser Geld und Mamas Schmuck auf dem Fischkutter versteckte. Wir haben uns noch so viel zu sagen, um alles zwischen uns richtigzustellen. Es gibt Dinge, die ich ihr nie verzeihen werde, und andere, für die ich mich entschuldigen muss. Ich
weiß ganz genau, dass sie meine Gefühle Amerika gegenüber völlig falsch einschätzt. Ich will dieses Land nicht aufgeben - nicht nach allem, was ich deswegen durchgemacht habe. Ich habe mir meinen Aufenthaltsstatus hart verdient; ich habe ihn für Joy verdient.
    Am Flughafen bringt mich May bis zum Flugsteig. Dort sagt sie: »Ich kann mich wegen Sam nie genug bei dir entschuldigen, aber glaube mir bitte, dass ich euch beiden nur helfen wollte.« Wir umarmen uns, weinen aber nicht. Auch wenn noch so viel Schlimmes gesagt und getan wurde - sie ist und bleibt meine Schwester. Eltern sterben, Töchter werden groß und heiraten, doch Schwester ist man fürs ganze Leben. May ist der einzige Mensch auf der Welt, der meine Erinnerungen an unsere Kindheit, unsere Eltern, unser Shanghai, unsere Kämpfe, unser Leid und ja, selbst an unsere Momente des Glücks und Triumphs teilt. Meine Schwester ist der einzige Mensch, der mich wirklich kennt, so wie ich sie kenne. Das Letzte, was May zu mir sagt, ist: »Wenn wir weiße Haare haben, bleibt uns immer noch unsere Geschwisterliebe.«
    Als ich mich abwende und zum Flugzeug gehe, frage ich mich, ob ich irgendetwas anders gemacht hätte. Ich hoffe, ich hätte alles anders gemacht, bloß weiß ich, dass dennoch alles auf dasselbe hinausgelaufen wäre. Das ist das Schicksal. Doch wenn einiges vorherbestimmt ist und manche Menschen mehr Glück haben als andere, dann muss ich auch daran glauben, dass ich meine Bestimmung noch nicht gefunden habe. Denn irgendwie, egal, wie, werde ich Joy finden, und dann werde ich meine Tochter, unsere Tochter, zu meiner Schwester und mir nach Hause bringen.

DANKSAGUNG
    Töchter von Shanghai ist ein historischer Roman. Den Pockennarbigen Huang, Christine Sterling und Tom Gubbins hat es wirklich gegeben. Pearl, May und die übrigen Figuren sind hingegen frei erfunden, ebenso wie die Handlung. (Die Familie Louie war nicht im Besitz des Golden Pagoda, der Rikschas, eines Cafés und verschiedener anderer Läden, auch wenn viele Familien Inhaber mehrerer Geschäfte in China City waren. May kaufte nicht die Asiatic Costume Company von Tom Gubbins; das tat die Familie Lee.) Dennoch mag mancher Leser bei der Lektüre Einzelheiten, Geschehnisse und Anekdoten wiedererkennen. Im Laufe der letzten neunzehn Jahre - oder sogar mein ganzes Leben lang - habe ich immer wieder das Glück gehabt, mit Menschen sprechen zu können, die an den Orten waren und die Dinge miterlebten, über die ich in Töchter von Shanghai geschrieben habe. Es gab ungezählte glückliche Erinnerungen, doch manchen verlangte es unglaubliche Tapferkeit ab, ihre Geschichte zu erzählen, weil sie das, was sie während des Krieges in China erlebt hatten, bis heute verfolgt, weil sie sich der Demütigungen von Angel Island und des Confession Program schämten oder ihnen die Armut und das Elend der Chinatown von Los Angeles peinlich waren. Einige haben darum gebeten, nicht beim Namen genannt zu werden. Ihnen und allen anderen, die mir geholfen haben, möchte ich sagen, dass es dieses Buch ohne ihre Berichte und Wahrheitsliebe nicht geben würde.
    Herzlich danken möchte ich Michael Woo, der mir eine Kopie der handgeschriebenen Erinnerungen seiner Mutter Beth Woo überließ. Darin berichtet sie, wie sie japanische Armeeangehörige
in Englisch unterrichtete, die ihr ihre schriftlichen Heiratsbedingungen zeigten, und wie es war, auf einem Fischkutter aus

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