Töchter Der Finsternis
hörte auf, verlegen zu sein. Er beobachtete sie wie immer in seiner ruhigen, gelassenen Art.
Aber dann überraschte er sie. Er warf einen Blick auf die anderen und sagte: „Sei vorsichtig, Mary-Lynnette.“
„Wie bitte?"
„Sei vorsichtig." Es war derselbe Ton, in dem er sie vor Todd und Vic gewarnt hatte. Mary-Lynnette folgte seinem Blick bis hin zu Ash.
„Es ist schon in Ordnung." Sie wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte. Selbst seine eigenen Schwestern hatten geglaubt, dass Ash ihr etwas antun würde.
„Ich kenne diese Typen", sagte Jeremy düster. „Manchmal bringen sie Menschenmädchen mit in ihre Clubs. Du würdest nicht wissen wollen, warum. Also pass gut auf dich auf."
Das war ein böser Schock. Rowan und ihre Schwestern hatten ihr etwas Ähnliches erzählt, aber dass es von Jeremy kam, war irgendwie schwerwiegender. Ash hatte ohne Zweifel in seinem Leben schon Dinge getan, die man nicht so einfach unter den Teppich kehren und vergessen konnte.
„Ich werde vorsichtig sein", sagte sie und merkte, dass sie die Fäuste geballt hatte.
„Und ich werde mit ihm fertig", fügte sie mit einem Anflug von Humor hinzu.
Jeremy sah immer noch sehr ernst aus, Seine braunen Augen wurden ganz dunkel, wahrend er Ash musterte Hinter seinem ruhigen Äußeren spürte Mary-Lynnette eine nur mit Mühe gezügelte Kraft: kalte Wut, Behüterinstinkt, Hass auf Ash.
Die anderen kamen zu ihnen zurück, «Ich komm schon klar", flüsterte sie Jeremy schnell zu.
„Ich werde die Leute hier in d*»r Stadt mal gründlich unter die Lupe nehmen", sagte er laut
.Sicher finde ich etwas."
Sie nickte. „Danke, Jeremy." Sm versuchte, ihm einen beruhigenden Blick zu schenken, während alle ins Auto stiegen.
Er sah ihr nach, während sie von der Tankstelle wegfuhren, winkte jedoch nicht
„Okay, wir fahren nach Hause.", sagte Mark. „Und was weiter?"
Keiner antwortete. Mary-Lynnette hatte auch keinen Einfall.
„Wir sollten überlegen, ob wir auch andere Verdächtige haben", antwortete sie schließlich.
„Es gibt etwas, das wir zuerst machen müsset Rowan leise ein. „Wir Vampire, meinte ich."
An der Art, wie sie es sagte, erkannte Mary-Lynnette, was sie damit meinte. Aber Mark fragte unschuldig: „Was denn?
„Wir müssen Nahrung zu uns nehmen", erklärte Kestrel mit einem strahlenden Lächeln.
Sie fuhren zurück zur Burdock-Farm. Tiggy war nirgendwo zu sehen. Die vier Vampire gingen in den Wald. Jade rief dabei andauernd nach Tiggy. Mary-Lynnette setzte sich an den alten Sekretär von Mrs. B. Sie nahm altes Briefpapier heraus, das nur an den Rändern leicht verschimmelt war, und einen silbernen Füllfederhalter mit einem verschlungenen, viktorianischen Muster. „So", sagte sie zu Mark, während sie sich an den Küchentisch setzte.
„Wir werden jetzt eine Liste mit Verdächtigen aufstellen."
„In diesem Haus gibt es nichts zu essen", beschwerte sich Mark. „Nur so Sachen wie löslichen Kaffee und ein paar vertrocknete Gummibärchen." Er hatte alle Schränke aufge
macht.
„Was soll ich dazu sagen? Deine Freundin ist eine Untote. Setz dich hin und konzentrier dich." Mark gehorchte seufzend.
„Also, wer kommt noch in Frage?"
„Wir hätten mehr über das tote Pferd herausfinden sollen", gab Mark zu bedenken.
„Du hast Recht. Da muss es einen Zusammenhang geben. Nehmen wir einmal an, derjenige, der das Pferd getötet hat, hat auch Tante Opal und die Ziege auf dem Gewissen. Und vielleicht ist dieselbe Person in die Tankstelle eingebrochen. Das ist schließlich auch gestern Nacht passiert. Wohin führt uns das?"
„Ich glaube, es waren Todd und Vic."
„Du bist keine große Hilfe."
„Ich meine es ernst. Du weißt, dass Vic immer auf Zahnstochern herumkaut. Und es haben Zahnstocher in der Ziege gesteckt."
Zahnstocher? Woran erinnerte sie das bloß? Nein, nicht die Zahnstocher, die größeren Holzstäbchen. Warum wollte es ihr nicht einfallen?
Sie rieb sich grübelnd die Stirn und gab dann resigniert auf. „Okay, ich schreibe Todd und Vic auf und mit einem Fragezeichen dahinter: Vampirjäger. Es sei denn, du glaubst, dass die beiden selbst Vampire sind."
„Nein." Mark ließ sich durch ihren Spott nicht beirren. „Das hätte Jade sicher gemerkt, als sie ihr Blut trank." Er musterte sie nachdenklich. „Du bist doch die Klügere. Was denkst du? Wer war es?"
„Ich habe keine Ahnung."
Mark schnitt eine Grimasse in ihre Richtung, und sie malte abwesend einen Holzpfahl auf das Briefpapier. Die
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