Töchter Der Finsternis
Kritzelei verwandelte sich in ein Stäbchen, das von einer weiblichen Hand gehalten wurde.
„Oh, nein. Bunny!"
„Bunny hat es getan?" fragte Mark ungläubig.
„Ja, ich meine, nein, ich weiß es nicht Aber diese Stäbe in der Ziege - die großen -, ich habe gesehen, wie sie sie benutzt hat. Es sind Stäbchen für die Nagelhaut."
„Hmm." Mark sah enttäuscht aus. .Ausgerechnet Bunny? Mensch, die kann doch keiner Fliege was zu Leide tun."
Mary-Lynnette schüttelte aufgewühlt den Kopf. „Rowan hat erzählt, dass sie einen Lamia-Namen trägt. Und Bunny hat an dem Tag, an dem ich nach Vic und Todd gesucht habe, etwas Seltsames zu mir gesagt." Alles fiel ihr wieder ein, eine wahre Flut von unerwünschten Erinnerungen. „Sie sagte: .Viel Glück bei der Jagd.'"
„Mary, das ist doch nur so ein Sprichwort."
„Ich weiß. Aber es ist trotzdem seltsam, dass gerade sie es gesagt hat. Und sie ist fast zu süß und ängstlich. Was ist, wenn das nur Fassade ist?" Als Mark schwieg, fügte sie hin zu: „Ist das weniger abwegig als deine Vermutung, dass Todd und Vic Vampirjäger sind?"
.Also gut, schreib sie auch auf."
Mary-Lynnette tat es. Dann sagte sie: „Ich wollte Rowan immer mal fragen, auf welche Art sie die Briefe an Mrs. B. von ihrer Insel geschmuggelt hat" Sie hielt inne und erstarrte, als die Hintertür zuknallte.
„Bin ich die Erste?"
Es war Rowan. Sie war vom Wind zerzaust leicht: außer Atem und glühte förmlich.
„Wo sind die anderen?" fragte Mary-Lynnette.
„Wir haben uns schon am Anfang getrennt anders geht es nicht mit uns vieren in dem kleinen Gebiet."
„Klein?" Mark sah beleidigt aus. „Wenn Briar Creek, etwas Gutes hat, dann, dass es hier viel Platz gibt."
Rowan lächelte. „Für ein Jagdrevier ist es klein. Das soll keine Beleidigung sein. Uns reicht es. Auf der Insel durften wir überhaupt nicht jagen. Unsere Nahrung wurde uns betäubt gebracht."
Mary-Lynnette verdrängte das Bild, das in ihr aufstieg. „Möchtest du mitraten, wer die Morde begangen haben könnte?"
Rowan setzte sich an den Küchentisch und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich frage mich, ob es jemand ist, an den wir bisher noch gar nicht gedacht haben."
Mary-Lynnette erinnerte sich daran, worüber sie geredet hatten, als die Tür zuschlug.
„Rowan, ich wollte dich etwas fragen. Du hast gesagt dass nur Ash herausfinden konnte, wohin ihr wolltet, nachdem ihr weggerannt wart. Aber was ist mit dem Typen, der dir geholfen hat, die Briefe von der Insel zu schmuggeln? Er würde doch auch wissen, wo eure Tante wohnt, oder? Er könnte die Adresse auf den Briefen gelesen haben."
„Crane Linden", antwortete Rowan mit einem traurigen Lächeln. „Nein, er würde es nicht wissen. Er ist ..." Sie deutete leicht auf ihre Schläfe. „Keine Ahnung, wie ihr das nennt. Sein Verstand ist zurückgeblieben. Er kann nicht lesen. Aber er ist sehr nett."
„Okay, das ist wieder jemand, den wir von der Liste streichen können", sagte Mary-Lynnette.
„Hört mal, das klingt vielleicht verrückt", warf Mark ein. .Aber was ist, wenn Jeremys Onkel gar nicht tot ist? Und was, wenn er in diesem Moment hörte man von der Veranda her ein lau
tes Krachen. Oh, nein, dachte Mary-Lynnette. Tiggy!
15. KAPITEL
Tiggy. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ein totes Kätzchen, gespickt mit Holzstäbchen.
Sie rannte, so schnell sie konnte, und riss die Tür auf.
Aber nicht Tiggy befand sich auf der Holzveranda. Es war Ash. Er lag flach auf dem Gesicht im violetten Licht der Abenddämmerung, und kleine Motten umflatterten ihn.
Mary-Lynnette fühlte einen schmerzhaften Krampf in ihrer Brust. Einen Moment lang war alles in der Schwebe und veränderte sich.
Wenn Ash tot war. Wenn er ermordet worden war ...
Die Dinge würden nie wieder so sein wie früher. Sie selbst würde nie wieder dieselbe sein. Ihr Leben würde dunkel sein wie eine Nacht ohne Mond und Sterne, die ewig dauerte. Und niemand würde je etwas daran ändern können. Sie wusste nicht, warum, es ergab keinen Sinn, aber sie erkannte plötzlich, dass es so sein würde.
Sie konnte nicht mehr atmen. Ihre Arme und Beine fühlten sich seltsam an, als hätte sie sie nicht mehr unter Kontrolle.
Dann bewegte sich Ash. Er hob den Kopf, stützte sich mit den Armen ab und sah sich um.
Mary-Lynnette konnte wieder atmen, aber ihr war immer noch schwindlig. „Bist du verletzt?"
fragte sie und wagte nicht, ihn anzufassen. In ihrem jetzigen Zustand würde ein Stromstoß genügen,
Weitere Kostenlose Bücher