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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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neue Erfahrung für ihn.
    „Ash ... ich weiß nicht", sagte sie. „Ich meine, wir passen überhaupt nicht zusammen. Selbst wenn ich ein Vampir wäre, würde sich nichts daran ändern."
    „Na gut." Er schlug mit seinem Eibenstab nach etwas im Unterholz und sprach, als würde er halb erwarten, eine Abfuhr zu bekommen. „Was das angeht, glaube ich, ich könnte deine Meinung ändern."
    „Worüber?"

    „Darüber, dass wir nicht zusammen passen. Ich denke, wir könnten sehr gut zusammen passen, wenn ..."
    „Wenn?" fragte Mary-Lynnette, als sich das Schweigen endlos hinzog.
    „Wenn du es über dich bringen könntest, mich zu küssen."
    „Dich zu küssen?" Sie war fassungslos.
    „Ja, ich weiß, das ist ein ziemlich radikaler Plan. Ich war auch sicher, dass du nicht darauf eingehen wirst" Er schlug wieder gegen einen Baumstamm. „Natürlich tun die Menschen das auch erst seit Tausenden von Jahren."
    Mary-Lynnette warf ihm einen schrägen Blick zu. „Würdest du einen drei Zentner schweren Gorilla küssen?"
    Er blinzelte überrascht „Na, vielen Dank für das Kompliment"
    „Ich hab nicht gesagt, dass du wie einer aussiehst"
    „Lass mich raten. Ich rieche wie einer?"
    Sie lächelte grimmig. „Ich meinte damit dass du viel stärker bist als ich. Würdest du einen weiblichen Gorilla küssen, der
    dich in seiner Umarmung mühelos erdrücken kann und wo du also völlig hilflos wärst?"
    Jetzt sah er sie schräg an. .Also, die Situation ist nicht ganz vergleichbar, oder?"
    „Nein? Mir kommt es aber so vor, als ob ich erst ein Vampir werden müsste, um dir das Wasser reichen zu können."
    „Hier", sagte er.
    Er bot ihr den Eibenstab an. Mary-Lynnette starrte ihn an.
    „Du willst mir deinen Stock geben?"
    „Es ist kein Stock. Es ist ein Weg, mit mir gleichberechtigt zu sein." Er fuhr sich mit einem Ende des Astes über die Kehle, und sie sah, dass er wirklich scharf war. Sie griff nach dem anderen Ende und fühlte, dass der Stock wirklich hart und schwer war.
    Ash sah sie direkt an. Es war zu dunkel, um zu erkennen, welche Farbe seine Augen hatten, aber sein Gesicht war besonnen.
    „Ein kräftiger Stoß würde es schon bringen", erklärte er. „Erst hierhin und dann ins Herz. Du wärst mich und alle Probleme, die daraus entstanden sind, für immer los."
    Mary-Lynnette stieß zu, aber sanft. Er machte einen Schritt zurück und noch einen. Sie drängte ihn gegen einen Baum und hielt den Stock wie ein Schwert
    „Das war doch nur für den Fall gedacht, dass du es wirklich ernst meinst", wehrte Ash ab, als er mit dem Rücken gegen den Stamm einer Zeder stieß. „Eigentlich brauchst du gar keinen solchen Speer dazu. Ein Bleistift, in die richtige Stelle gestoßen, erfüllt den gleichen Zweck."
    Mary-Lynnette wirbelte mit dem Stock herum wie ein wütender Fechter im Kampf. Dann ließ sie ihn fallen. „Du hast dich wirklich verändert", sagte sie.
    „Ich habe mich in den letzten Tagen so sehr verändert, dass ich mich nicht mehr im Spiegel erkenne", meinte er leise.
    „Und du hast deine Tante nicht getötet."
    „Hast du das gerade erst herausgefunden?"
    „Nein, aber ich hatte immer noch leise Zweifel. Gut, ich werde dich küssen."
    Sie stellte sich ein bisschen linkisch an, denn sie hatte noch nie einen Jungen geküsst. Aber als sie einmal damit angefangen hatte, fand sie es erstaunlich einfach. Und jetzt - jetzt erkannte sie, wozu die elektrische Spannung zwischen Seelengefährten gut war. Sie spürte das gleiche, verblüffende Gefühl, wie wenn sie seine Hand berührte. Nur war es viel intensiver und nicht unangenehm. Es war nur unangenehm, wenn man sich davor fürchtete. Es war wie ein ewiger elektrischer Schlag - eine summende Ladung kleiner Stromstöße fuhr durch ihre Adern und ließ ihre Haut kribbeln und ... Es war unbeschreiblich. Schön.
    Plötzlich zog Ash sich zurück. „Da. Siehst du", sagte er unsicher.
    Mary-Lynnette atmete ein paar Mal tief aus und ein. „So muss es sich wohl anfühlen, wenn man in ein schwarzes Loch fällt."

    „Oh. Das tut mir Leid."
    „Nein. Ich meine, es war interessant." Einzigartig, dachte sie. Anders als alles, was sie bis jetzt gefühlt hatte. Und sie hatte das Gefühl, dass sie von nun an anders sein würde, dass sie nie mehr die Zeit zurückdrehen und wieder die sein konnte, die sie einmal gewesen war.
    Wer bin ich also jetzt? fragte sie sich. Jemand, der kühn und wild ist, glaube ich. Jemand, der es liebt, unter Sternen, hell wie kleine Sonnen, durch die Dunkelheit

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