Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
Vom Netzwerk:
legen.“ 
    Er musste Mawen zustimmen, es machte keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen. Sie würden den Rat des Stammesältesten befolgen. 
    Elec versuchte, den Kontakt zu den Göttern zu finden, so wie er es am Tag der Wintersonnenwende getan hatte. Zu seinem eigenen Erstaunen gelang es ihm sofort. Er spürte erneut die Gegenwart von etwas, das den menschlichen Verstand überstieg. Es war in ihm und um ihn. Bei seiner ersten Begegnung mit den Göttern hatte er dies nur staunend auf sich wirken lassen, doch diesmal suchte er nach Antworten. Als er in Gedanken die Frage nach der Aufgabe formulierte, veränderte sich die Präsenz des Göttlichen. Bilder stiegen in seinem Geist auf: Wüste. Ein Sandsturm. Eine Frau. Der Palast von Heet. Ein Schiff. Ein Marktplatz voller glücklicher Menschen. Kinder. Der Bilderstrudel wurde begleitet von einer Flut von Klängen, Worten, Satzfragmenten, doch er konnte sie nicht verstehen, sie folgten zu schnell aufeinander, überlagerten sich sogar. Dennoch glaubte er, seinen Namen gehört zu haben. Auch ein weiteres Wort hörte er mehrmals: Madia. Als er begann, über die Bilder nachzudenken, riss die Verbindung zum Göttlichen ab. So sehr er sich bemühte, seine Geist wieder dafür zu öffnen, es gelang ihm nicht, zu sehr grübelte er über das, was er gesehen und gehört hatte. Was hatten diese Bilder zu bedeuten? Was wollten ihm die Götter mitteilen? 
    Gerne hätte er seine Gedanken mit Mawen geteilt, doch als er sich zu seinem Freund umdrehte, musste er feststellen, dass dieser schlief. Er musste lange im Gebet versunken gewesen sein. Resigniert versuchte er, es Mawen gleichzutun und etwas Ruhe zu finden.
     
    Jahr 3620 Mond 4 Tag 1
    Westliche Steppe
    Er erwachte noch vor Sonnenaufgang. Zu seinem Erstaunen hatte er trotz der Ungewissheit eine ruhige Nacht gehabt. Er sah, wie sich Elec unruhig auf seinem Lager hin- und herwälzte. Beruhigend legte er ihm die Hand auf die Schulter. Diese leichte Berührung ließ seinen Begleiter aufschrecken. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. „Verzeiht, ich wollte Euch nicht wecken. Habt Ihr schlecht geträumt?“ 
    Elec nickte, schien das Thema aber nicht vertiefen zu wollen. Stattdessen sagte er: „Gestern Abend habe ich gebetet. Die Götter haben mir Bilder gesandt, doch ich vermochte nicht, sie zu deuten. Ich wollte mit Euch darüber sprechen, aber Ihr habt schon geschlafen.“ 
    „Warum habt Ihr mich nicht geweckt?“ 
    „Ich wollte Euch nicht den Schlaf rauben.“ 
    „Dann erzählt mir jetzt davon. Und versprecht mir, dass Ihr Euch in Zukunft nicht mehr scheut, Eure Gedanken sofort mit mir zu teilen.“ 
    „Danke. Ich habe meinen Geist den Göttern geöffnet und meine Unsicherheit bezüglich unserer Aufgabe offengelegt. Sie sandten mir Bilder und Worte. Aus dem Gewirr der Wörter habe ich nur meinen Namen und ein anderes Wort heraushören können.“ 
    „Welches?“ 
    „Madia. Wisst Ihr, was das zu bedeuten soll? Ist es vielleicht ein cytrianisches Wort?“ 
    Der Satz 'Es ist mein Name' hatte ihm schon auf der Zunge gelegen, doch im letzten Moment hatte er ihn heruntergeschluckt und mit den Achseln gezuckt. Dabei wäre es die Gelegenheit gewesen, sein Geheimnis zu offenbaren. Doch je länger er es für sich behalten hatte, umso größer war seine Angst vor Elecs Reaktion. Daher hatte er es auch nun nicht gewagt. Um Elecs Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, fragte er nach den Bildern. Der Prinz beschrieb, was er gesehen hatte, doch bevor sie sich über mögliche Deutungen austauschen konnten, öffnete Kahal den Zelteingang. Es war Zeit, aufzubrechen.
     
    Jahr 3620 Mond 4 Tag 7
    Rand der Zentralwüste
    Es war gewaltig. Mawen hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. So weit er schauen konnte nichts als Sand und Steine. Sieben Tage waren sie vom Lager des Wüstenvolkes durch die Steppe nach Ostsüdost gezogen, bis sie den Rand der Zentralwüste erreicht hatten. 
    Obwohl es erst Nachmittag war, entschied Kahal, ein Lager aufzuschlagen. Sie versorgten das Rata, welches ihnen als Packtier diente, und nahmen eine kleine Mahlzeit zu sich. 
    Elec wandte sich an Kahal: „Wir werden also in die Wüste gehen?“ 
    „Ja, denn dort wird sich eure Bestimmung erfüllen.“ 
    „Könnt Ihr uns mehr darüber sagen? Was ist in der Wüste? Wohin gehen wir?“, fragte Mawen wieder besseren Wissens. Wenn ihnen der Stammesälteste keine Auskunft geben konnte oder wollte, so würde Kahal dies auch nicht tun. 
    „Die

Weitere Kostenlose Bücher