Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
Vom Netzwerk:
Wüste ist ein Ort voller Geheimnisse und voller Kraft. In ihr liegt die Vergangenheit des Landes, in euch die Zukunft.“ 
    Das war mehr, als er zu erfahren erwartet, aber weniger, als er erhofft hatte. Doch wenigstens schien Kahal zu wissen, wohin sie gehen mussten.
     
    Kahal hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, dicht neben dem Rata zu schlafen, während Elec und Mawen die Nacht an der erkaltenden Feuerstelle verbrachten. Als Kahal sich zurückgezogen hatte, rückte Elec noch etwas dichter an Mawen heran. Er wollte mit ihm über Kahals rätselhafte Antwort vom Nachmittag sprechen. „Mawen, was denkt Ihr über das, was Kahal gesagt hat?“ 
    „Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, bin aber zu keinem Ergebnis gekommen. Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig, als Kahal zu folgen und auf ein Zeichen der Götter zu warten. Zumindest müssen wir uns durch Kahals Führung keine Gedanken darüber machen, wohin wir gehen sollen.“ 
    „Ja, die Wüste ist wohl der richtige Ort. Schließlich war sie das erste Bild, das die Götter mir zeigten. Wenn Kahal sagt, sie sei voller Kraft, so vertraue ich ihm. Wie sich in den letzten Tagen gezeigt hat, weiß das Wüstenvolk vieles über das Wirken des Göttlichen. Ihr habt mir doch vom Uralt-Wald und den Linien der Macht erzählt. Vielleicht ist es Kahal möglich, etwas Ähnliches zu spüren. Möglicherweise gibt es einen solch besonderen Ort auch in der Wüste.“ 
    „Wir werden es hoffentlich bald erfahren. Ich finde es beängstigend, nicht zu wissen, was von mir erwartet wird. Als ich aus Cytria aufbrach, dachte ich, unsere Aufgabe bestände nur darin, den Welten-Nebel zu durchqueren. Dass wir hier auf Ablehnung durch den König stoßen würden, damit haben wir nicht gerechnet. Habe ich Euch eigentlich schon dafür gedankt, dass Ihr Zada und Darija die Flucht ermöglicht habt? Nein, oder?“ 
    „Ihr braucht mir nicht zu danken. Ich habe nur getan, was selbstverständlich ist. Ihr seid derjenige, der Dank verdient. Es ist Euer Verdienst, dass ich mein Land richtig kennengelernt habe. Ihr habt mir die Augen geöffnet, auch was meinen Vater betrifft. Auch muss ich Euch dafür danken, dass Ihr geblieben seid. Ich glaube nicht, dass ich alleine in der Lage wäre, die Aufgabe zu vollenden. Wahrscheinlich wäre ich nie bis hier gekommen. Danke.“ Er legte seinen Arm um Mawens Schulter und drückte ihn an sich. Es war ein seltsames Gefühl, ihm so nahe zu sein. Dabei war es nicht ungewöhnlich, Freunde zu umarmen. Zu Mawen aber hatte er trotz aller Nähe und Vertrautheit stets eine körperliche Distanz gewahrt. Ganz so, als hätte er geahnt, welch widersprüchliche Gefühle durch diese harmlose Umarmung ausgelöst werden würden. Was war es? Tiefe Verbundenheit, aber auch Aufregung. Sein Herz klopfte. Was war bloß geschehen? Fast war es, als habe er soeben eine Grenze überschritten. Mawens Empfinden war wohl ein ähnliches, denn er machte sich von ihm los. Um sein Unbehagen zu überspielen, sagte Elec: „Ich möchte, dass Ihr eines wisst: Was immer in der Wüste geschehen wird, ich danke euch für Eure Freundschaft. Ihr habt mein Herz berührt auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ihr habt einen besseren Menschen aus mir gemacht.“ Er konnte Mawen ansehen, dass dieser etwas sagen wollte, um sein Kompliment zu entkräften, doch dies ließ er nicht zu. „Bitte sagt jetzt nichts.“ 
    Und wirklich, Mawen schwieg und senkte den Blick. Elec meinte, im Licht des verlöschenden Feuers, ein Glitzern in seinen Augen zu sehen.
     
    Mawen versuchte, seinen Gefühlen Herr zu werden und die Tränen zu unterdrücken, auf dass Elec das Aufwallen seiner Emotionen nicht bemerkte. Nicht nur Elecs Worte hatten ihn tief berührt. Als er sich plötzlich in Elecs Armen wiedergefunden hatte, hatte er vor lauter Schreck den Atem angehalten. Sobald er den ersten Schock überwunden hatte, hatte er sich aus Elecs Umarmung befreit. Obwohl sie nun schon seit fast fünf Monden Tag und Nacht zusammen waren, hatte es nie Momente solch körperlicher Nähe gegeben. Mehr als ein freundschaftlicher Klaps auf die Schulter war nie gewesen. Umso überraschender war die Umarmung. Elec so nahe zu sein, hatte sich beängstigend gut angefühlt. Wenn er sich dieses Wohlgefühl nur einen Augenblick länger gestattet hatte, hätte es ihn sicher dazu gebracht, sein Geheimnis zu verraten und damit die ganze Mission zu gefährden. Schließlich konnte er sich nicht sicher sein, ob

Weitere Kostenlose Bücher