Töchter der Sechs (German Edition)
für unsere Huldigung senden uns die Götter von Zeit zu Zeit Zeichen, Vorahnungen und tiefere Erkenntnisse der Wahrheit. Sie leiten uns immer dann, wenn der menschliche Verstand keinen Ausweg mehr ersinnen kann. Wie ich hörte, sind Zeichen der Götter der Grund dafür, dass Ihr in Helwa seid. Daher werdet Ihr sicher eine Vorstellung von dem haben, was ich Euch sagte.“
„In der Tat. Dennoch würde ich gerne erfahren, in welcher Weise die Götter schon das Leben Eures Stammes beeinflusst haben.“
„Gerne gebe ich euch Auskunft darüber, doch würde ich zunächst gerne Eure Geschichte in aller Ausführlichkeit hören. Bisher sind mir nur Bruchstücke zugetragen worden.“
So kam es, dass der Abend mit Erzählungen Mawens verstrich. Er begann seinen Bericht mit der Ankunft Zadas in Cytria, erzählte von der Inschrift auf dem Heiligen Würfel, ihrer Reise und endete mit dem Zusammentreffen mit Kahal. Dabei bemühe er sich, besonders auf die Momente göttlichen Wirkens einzugehen. Bisweilen nickte der Älteste, doch er unterbrach ihn nicht, Fragen stellte er erst, als Mawen geendet hatte. Es war mitten in der Nacht, als sich der Älteste bedankte und sie für den nächsten Morgen erneut einlud.
Jahr 3620 Mond 3 Tag 29
Auf See
Zada hatte mit Freude beobachtet, dass Darija sich Felkan gegenüber langsam geöffnet hatte. Anfangs hatte sie ihn gemieden, doch allmählich schien sie einzusehen, dass Felkan wirklich an einem neuen Leben in Cytria interessiert war. Im gleichen Maße, wie sich seine Sprachkenntnisse verbesserten, zeigte sich auch Darija immer freundlicher. Sie hatte sogar angefangen, ihn in die Grundlagen der Seefahrt einzuführen. Wenn Zada das Steuer übernahm, konnte sie Darija und Felkan sogar manchmal in einem privaten Gespräch beobachten. Ihrer Meinung nach konnten die beiden wirklich noch Freunde werden.
Auch wenn sein Cytrian noch schlecht war, versuchte er sich immer wieder in einfachen Gesprächen mit Darija. Er wollte ihr beweisen, dass er es ernst mit dem neuen Leben meinte. Als Zada das Steuer übernommen hatte, nutze er die Gelegenheit, Darija in ein Gespräch zu verwickeln. Er fragte sie über das Leben in Cytria aus. Bereitwillig erzählte sie ihm von ihrer Heimat. Da Felkans Cytrian nicht ausreichte, musste Darija Helwarisch sprechen, doch manchmal fehlten ihr dort die Worte, sodass sie manches nur umschreiben konnte. Wenn sie sich dann im Sprachenmix verhedderten, brachen sie in Lachen aus.
Darija fragte: „Was wollt Ihr eigentlich in Cytria tun? Soldaten gibt es bei uns nur sehr wenige und ich bin mir nicht sicher, ob man Euch dort aufnehmen würde.“
„Ich habe schon darüber nachgedacht. Soldat möchte ich nicht länger sein. Meint Ihr, ich könnte einen Handwerksberuf erlernen?“
„Woran habt Ihr gedacht?“
„Was meint Ihr denn, wozu ich geeignet wäre?“
„Dafür kenne ich Euch noch nicht gut genug.“
„Dann erzählt mir doch von Eurer Arbeit als Schiffbauerin.“
Als Darija zu erzählen begann, trat ein Funkeln in ihre Augen, das ihm zeigte, wie sehr sie ihren Beruf liebte. Er wünschte sich, auch eine Tätigkeit zu finden, die ihm genauso viel Freude bereitete. Fasziniert hörte er zu, wie sie von den verschiedenen Schiffstypen erzählte und dann von ihrem selbst gebauten Schiff sprach. Er konnte ihr den Schmerz über den Verlust ihres Meisterstückes ansehen und versuchte, das Gespräch schnell auf ein anderes Thema zu lenken. „Was meint Ihr, wäre es auch eine Arbeit für mich?“
„Nun, wenn Ihr nach einem Lehrmeister sucht, so wird dieser Eure Eignung schon überprüfen.“ Sie musterte ihn von oben bis unten. „Meint Ihr, dass Ihr kräftig genug seid?“ Sie schlug ihm so kräftig auf die Schulter, dass er sich einen Schmerzensschrei verkneifen musste. Um ihr zu beweisen, dass ihre Zweifel unberechtigt waren, legte er ihr die Arme um die Taille, hob sie hoch und trug sie trotz ihres Protestes über das ganze Deck. Als er sie absetzte, sagte sie unter Lachen: „Macht das nie wieder, ich hatte Angst, dass Ihr mich über Bord fallen lasst. Ich zweifele auch nie wieder an Euer Stärke.“
Felkan, seine Hände noch immer um ihre Taille, antwortete: „Gut. Versprochen.“„Dann könnt Ihr mich ja jetzt auch loslassen.“
„Natürlich. Verzeiht.“
Es tat ihm leid, sie loslassen zu müssen. Gerne hätte er sie weiter gehalten und wäre in ihren grünen Augen versunken. Aber er wollte keineswegs zu forsch
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