Toechter Der Suende
und ziehst dich um.«
Der Diener hatte inzwischen die Wachtel ergriffen und wollte nun die Soßenflecken mit einem Tuch abreiben. Das ging Francesca jedoch zu weit. Sie schob ihn mit einer scheinbar beiläufigen Bewegung beiseite, stand auf und verneigte sich vor ihrem Vater. »Ihr habt wie immer recht, mein Herr. Ich werde tun, was Ihr mir angeraten habt.« Im Stillen sagte Francesca sich, dass sie so viel Zeit mit Umziehen verbringen würde, bis die Festlichkeit so gut wie zu Ende war. Sie hatte wenig Lust, sich mit Cirio d’Specchi zu unterhalten, auch wenn sie den Mann nach dem Willen ihres Vaters in einigen Monaten heiraten musste. Mit diesem Vorsatz verließ sie den Festsaal und stieg die Treppe zu ihrer Kammer hoch.
Ihre Zofe Annunzia erwartete sie bereits oben am Treppenabsatz. »Was denkt Ihr Euch nur dabei, Signore Cirio so zu behandeln? Er ist ein stolzer Mann und wird es Euch, sobald Ihr sein Weib seid, vergelten lassen.«
»Er soll es probieren«, antwortete Francesca mit einer verächtlichen Geste. »Und jetzt komm mit! Ich will dieses Kleid ausziehen. Der Geruch der Wachtelsoße, den ich diesem Trottel zu verdanken habe, widert mich an.«
»Euch sollte eher Euer ungebührliches Benehmen anwidern!« Da Annunzia Francesca kannte, seit diese an der Brust ihrer Amme gelegen hatte, nahm sie kein Blatt vor den Mund. Zwar hätte auch sie ihrer Herrin einen vornehmeren Verlobten gewünscht als den Sohn des dem niederen Adel angehörenden Dario d’Specchi, doch es war nun einmal der Wille ihres Vaters, das Bündnis mit dieser Familie durch eine Heirat zu bekräftigen. Das hatte politische Gründe, die keine Rücksicht auf die Befindlichkeit der Braut nahmen, doch auch in so einem Fall hatte ein Mädchen seinem Vater zu gehorchen.
Das sagte sie Francesca auch, als sie hinter ihr in die Kammer trat und begann, ihr das Kleid auszuziehen. »Ihr könnt froh sein, wenn Conte Ercole Euch für Euer Verhalten nicht den Stock kosten lässt«, mahnte sie. Damit konnte sie Francesca jedoch nicht ängstigen.
Diese wusste, dass ihr Vater es bei ein paar tadelnden Worten belassen und sie stattdessen dazu auffordern würde, in den nächsten Tagen in sämtlichen großen Kirchen Roms die Messe zu besuchen. Da es recht kurzweilig war, den Predigten der Priester zuzuhören und den Liedern der Chorknaben zu lauschen, war ihr das sogar recht. Außerdem bot sich bei San Pietro, San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und San Paolo fuori le Mura gewiss die Möglichkeit, Freundinnen zu treffen und mit ihnen zu schwatzen. Vielleicht konnte sie dabei sogar eine Begegnung mit ihrem Verehrer Caraciolo herbeiführen und sich weitere Komplimente anhören.
Annunzia ahnte, dass die Gedanken ihrer Herrin sich mit ganz anderen Dingen beschäftigten als mit ihrer Heirat, und räusperte sich. »Ihr solltet Euch tummeln, damit Ihr wieder in den Festsaal kommt.«
Da Francesca genau das nicht wollte, setzte sie sich in ihren Unterröcken auf einen Stuhl und verlangte, dass ihre Zofe ihr ein Glas mit Fruchtsaft brachte, der mit Eis aus den Albaner Bergen gekühlt wurde.
»Ich habe Durst!«, betonte sie, als Annunzia nicht sofort das Zimmer verließ. »Unten wird nur Wein gereicht, und ich will keinen schweren Kopf bekommen.«
Das war zwar auch im Sinne ihrer Zofe, dennoch dachte diese nicht daran, das Getränk selbst zu holen. Sie rief eine Dienerin herein, erteilte ihr diesen Auftrag und wandte sich wieder ihrer Herrin zu. »Und jetzt ziehen wir uns wieder an!«
So hatte die Zofe mit Francesca gesprochen, als diese noch ein kleines Kind gewesen war. Die junge Dame dachte nicht daran, ihr zu gehorchen. Stattdessen streckte sie die Beine aus und stöhnte. »Mir tun die Füße weh! Der Schuster gehört ausgepeitscht, denn er hat meine Schuhe viel zu eng gemacht.«
»Aber als Ihr sie vorhin angezogen habt, haben sie doch gepasst«, rief Annunzia aus, nahm einen der Schuhe, die Francesca abgestreift hatte, und steckte ihn auf deren linken Fuß.
»Also, mir erscheint er nicht zu eng!« Diesmal lag ein tadelnder Ton in der Stimme der Frau, und Francesca stellte sich bereits auf eine Predigt ein. Sie beschloss, den Vortrag bei einem Ohr hinein-und dem anderen wieder hinausrauschen zu lassen. Bevor es jedoch dazu kam, klopfte es an der Tür, und die Dienerin kehrte mit einer Karaffe und einem Becher zurück. Ihr auf dem Fuß folgte eine von Cirio d’Specchis Schwestern.
Celestina war vierzehn Jahre älter als ihr Bruder und mit einem
Weitere Kostenlose Bücher