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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wollen, auf die wir unterwegs treffen. Wir dürfen dann froh sein, wenn wir eine Strohschütte im Stall als Bett erhalten. Oder glaubst du, die lassen uns in ein Frauenkloster hinein? Das würde doch glatt die Tugend der Damen in Gefahr bringen!« Hilbrecht endete mit einem wiehernden Lachen, während Falko ein schiefes Gesicht zog.
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber du hast recht. Wir werden in Nonnenklöstern übernachten müssen. Oder, besser gesagt, in deren Gästehäusern und Ställen. Wein wird man uns dort eher sparsam zumessen. Daher ist es bedauerlich, dass wir den Diener weggeschickt haben. Er hätte uns noch einen vollen Krug bringen können.«
    Hilbrecht schüttelte sich in gespieltem Entsetzen. »Lieber nicht! Wenn ich noch ein paar Becher trinke, hänge ich morgen wie das Leiden Christi im Sattel, und unsere Äbtissin hält mich von Beginn an für einen argen Sünder.«
    »Der du ja auch bist«, spottete Falko.
    »Ja, aber erst weit nach dir!« Hilbrecht zog Falko mit einer blitzschnellen Beinschere die Füße weg, so dass dieser das Gleichgewicht verlor und auf ihn stürzte. Eine Weile balgten die beiden sich wie junge Hunde und setzten sich schließlich keuchend nebeneinander aufs Bett.
    »Schade, dass Giso nicht hier ist. Er hat die ehrwürdige Mutter Oberin sicher bereits gesehen und könnte uns sagen, wie wir uns ihr gegenüber verhalten müssen«, sagte Hilbrecht, nachdem er wieder zu Atem gekommen war.
    Falko stieß ihn grinsend an. »Du hast eben einen ausgezeichneten Gedanken ausgesprochen. Giso soll sich um die Dame kümmern! Immerhin ist er Geistlicher, und wir beide sind nur rauhe Krieger. Wir sind für den Schutz der Dame zuständig und nicht dazu da, sie zu unterhalten. Also muss sie uns so nehmen, wie wir sind!«
    »Genau!«, rief sein Freund aus und stand auf. »Was meinst du, ob wir doch noch Wein bekommen? Vor lauter Reden habe ich eine trockene Kehle. Außerdem werden wir uns bei der ehrwürdigen Mutter Äbtissin gewiss ein wenig zurückhalten müssen und sollten daher die Gelegenheit nützen, solange wir noch können. Willst du auch noch etwas?«
    »Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein saufen lasse«, antwortete Falko fröhlich und trat zur Tür, um nach einem Diener zu rufen, der ihnen eine Kanne Wein und zwei Becher bringen sollte.

10.
    F alko wurde wach, als ihn jemand an der Schulter rüttelte. »He, was soll das? Ich will schlafen!«, grummelte er und hörte im nächsten Augenblick Giso lachen.
    »Dann hättest du gestern nicht so tief in den Weinkrug schauen dürfen! Oder hast du vergessen, dass wir heute nach Rom aufbrechen? Vorher wirst du dich sicher noch von deiner Mutter verabschieden wollen, damit sie dir ihren Segen gibt.«
    »Der Teufel soll Rom holen!«, stöhnte Falko, in dessen Kopf es wie in einem Bienenkorb summte.
    »Dein letzter Becher muss der eine zu viel gewesen sein«, spottete Giso und reichte Falko einen feuchten Lappen, mit dem dieser sich die Stirn kühlen konnte. »Beeile dich! Lange hast du nicht mehr Zeit, oder willst du der ehrwürdigen Mutter Oberin bereits am ersten Tag unangenehm auffallen?«
    »Der Teufel soll den alten Drachen holen!« Falko war so mit sich und seinen Kopfschmerzen beschäftigt, dass er Gisos Glucksen überhörte.
    Der Priester wandte sich Hilbrecht zu, der auf der anderen Seite des Bettes mit offenem Mund schnarchte.
    Da die Kopfschmerzen nicht weichen wollten, steckte Falko den Kopf in das Wasserschaff und kam prustend wieder heraus. »Oh, Gott, warum habe ich gestern nur so viel getrunken«, stöhnte er, wusch sich und reinigte seine Zähne mit einem Schafgarbenstengel. Zwischendurch wandte er sich zu Giso um. »Wo ist eigentlich Frieder?«
    »Dein Knappe, mein Freund, sorgt gerade dafür, dass dein Gepäck nicht hier zurückbleiben muss. Du willst doch gewiss einen warmen Mantel bei dir haben, wenn wir das Alpengebirge überqueren.« Giso klang so fröhlich, als läge ein besserer Spaziergang vor ihnen und nicht eine Reise, deren Gefahren keiner von ihnen abschätzen konnte. Für seine gute Laune hatte er allen Grund, denn er freute sich schon jetzt auf die Gesichter von Falko und Hilbrecht bei der ersten Begegnung mit der Äbtissin Elisabeth.

11.
    M arie erwartete ihren Sohn in der Kammer, die ihr und ihren Töchtern während ihres Aufenthalts in der Feste Marienberg zur Verfügung gestellt worden war. Das Fenster bot einen herrlichen Ausblick auf den Main und die am jenseitigen Ufer liegende Stadt

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