Toechter Der Suende
Bögen der ausgezupften Augenbrauen gekrönt wurden. Nur die Farbe ihrer Haare deutete auf ihren Charakter hin, denn diese waren von einem so intensiven Rot, dass sie in der Sonne wie lodernde Flammen wirkten. Das Mädchen war zwar nicht jähzornig, setzte aber seine verbalen Pfeile mit einer erschreckenden Treffsicherheit ins Ziel.
»Du wirst dich ändern müssen, wenn du Signore Cirio geheiratet hast. Im Hause d’Specchi wird man dir gewiss weniger Freiheiten zubilligen, als dein Vater dir durchgehen lässt.«
Nicht zum ersten Mal versuchte Contessa Flavia ihrer Tochter ins Gewissen zu reden, doch Francesca zuckte nur mit den Achseln. »Sobald ich verheiratet bin, werde ich es tun. Doch ich denke nicht daran, mich bereits jetzt in ein so dummes Huhn zu verwandeln, wie Isotta d’Specchi es ist und ihre vier Töchter noch viel mehr!«
Diese Antwort verschlug ihrer Mutter die Sprache, und sie war erleichtert, dass Francesca sich endlich als angekleidet betrachtete und ihr nach unten folgte. Dort benahm sie sich halbwegs manierlich, wenn man von kleinen Spitzen gegen Cirio d’Specchis Schwestern absah.
Contessa Flavia gefiel der spöttische Blick nicht, mit dem Francesca ihren Verlobten von Zeit zu Zeit bedachte, auch wenn sie insgeheim Verständnis für ihre Tochter aufbrachte. Obwohl die d’Specchis zum römischen Adel zählten, waren sie doch eher jener Schicht zuzuordnen, die der Stadt und dem Heiligen Vater als Notare und Beamte dienten.
Dario d’Specchi und sein Sohn waren jedoch voller Ehrgeiz und drängten danach, höher aufzusteigen. Sie und ihr Mann waren gegen eine solche Heirat gewesen, aber der Herzog von Gravina, das Oberhaupt ihres Zweiges der Orsini-Sippe, bestand darauf, dass die Verbindung geschlossen wurde. Im Grunde war diese Ehe für Francesca eine Mesalliance, und sie konnte verstehen, dass ihre Tochter darüber nicht erfreut war.
9.
F alko Adler und sein Freund Hilbrecht kehrten am fünften Tag nach Würzburg zurück, und zwar zu einer so späten Stunde, dass ihre Reisegefährtin Elisabeth Schenk zu Limpurg bereits zu Bett gegangen war. Da sie unterwegs ein wenig gebechert hatten, waren sie bester Laune, als sie einem der Diener des Fürstbischofs in jenen Raum folgte, in dem sie die Nacht verbringen sollten.
»Wünschen die Herren noch etwas zu essen?«, fragte der Lakai.
Die beiden hatten auf ihrem Weg gut gespeist und winkten ab. »Nein danke! Für heute haben wir keine Wünsche mehr. Aber morgen früh kannst du uns ein kräftiges Mahl servieren. Der Weg nach Rom ist nämlich lang«, antwortete Falko.
Der Diener sah ihn mit einem missbilligenden Stirnrunzeln an. »Auch Ihr werdet ihn nicht an einem Tag bewältigen können, Junker Falko.«
»Das will ich auch nicht«, gab Falko zu. »Aber ich möchte die Reise auch nicht hungrig antreten. Wer weiß, wann diese Klosterschwester – Verzeihung, ich meine natürlich die ehrwürdige Mutter Äbtissin – Einkehr zu halten gedenkt.«
Im Gegensatz zu Falko und Hilbrecht kannte der Diener die Nichte des Fürstbischofs und schätzte diese nicht als frömmelnde Jungfer ein, der nur an ihren Gebeten lag.
»Ihr werdet unterwegs schon nicht verhungern«, antwortete er daher und bat, sich zurückziehen zu dürfen.
»Du darfst, aber erst, nachdem du uns die Stiefel ausgezogen hast!« Falko streckte ihm ein Bein entgegen. Der andere stellte sich rücklings zu ihm hin und zerrte am Stiefel. Doch erst als Falko seinen anderen Fuß gegen die Kehrseite des Bediensteten stemmte, ging der Stiefel ab. Beim anderen Bein war es genauso.
Nachdem der Diener auch noch Hilbrecht aus den Stiefeln geholfen hatte, verließ er den Raum nur zu gerne, denn die beiden jungen Herren schienen an diesem Tag noch übermütiger als sonst.
Hilbrecht wartete, bis sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte, dann warf er sich in voller Kleidung auf das Bett und sah lachend zu Falko auf. »Heute können wir noch reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Aber morgen gilt es, auf die hochheilige Mutter Äbtissin Rücksicht zu nehmen. Ich glaube, das wird mir schwerfallen. Daher solltest du dich um sie kümmern.«
»Sonst noch was?«, schnaubte Falko. »Die Dame hat gewiss ihre eigenen Dienstleute. Sollen die sich doch mit ihr plagen. Ich sorge nur dafür, dass wir den richtigen Weg einschlagen und an den Abenden in den besseren Wirtshäusern übernachten.«
»Da wird dir der Schnabel wohl sauber bleiben. Als Äbtissin wird die Dame in den Klöstern logieren
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