Toechter Der Suende
sein angetrautes Weib war, würde er sich von Elisabeth trennen. Das nahm er sich fest vor. Doch um die Geliebte heiraten zu können, würde er sie entführen und in seine Heimat bringen müssen. Das war seine einzige Hoffnung, diese elenden Wirrungen beenden zu können. Bislang aber hielt Giso ihn mit dem Hinweis auf seine Pflichten von jedem einschneidenden Schritt ab.
»Welche Laus ist Euch denn jetzt wieder über die Leber gelaufen, Herr Ritter?«
Margaretes spöttische Frage riss Falko aus seinen Gedanken, und er reagierte ungewollt grob. »Geht Euch das etwas an?«
»Ich wollte nur Mitgefühl zeigen, doch wie Ihr mir eben erneut bewiesen habt, ist jeder Funken davon bei Euch verschwendet!« Mit einem verächtlichen Schnauben ging die junge Frau weiter und setzte sich auf eine steinerne Bank.
Auch wenn Giso, Hilbrecht und Oskar von Frammenberg ihre Sorgen und Befürchtungen vor Edelgunde und ihr fernzuhalten versuchten, so hatte sie mittlerweile genug gesehen, um sich ein eigenes Bild machen zu können. Offenbar stellte Falko noch immer der jungen Römerin nach, die in Margaretes Augen gänzlich ungeeignet für ihn war. Francesca Orsini mochte eine wunderschöne Blume sein, aber als ein Kind Roms und des warmen Italiens würde sie jenseits der Alpen in einem fremden Land mit fremden Menschen niemals Wurzeln schlagen können.
Das aber wollte Falko nicht einsehen. Dabei geriet er durch seine Liebschaft mit Francesca in immer größere Gefahr. Sobald deren Vater davon erfuhr, würde er Meuchelmörder schicken, die Falko auflauerten und ihn umbrachten.
Nicht weniger bedenklich waren die Nachrichten, die Margarete in Tre Fontane aufschnappte. Ihre Tante und sie suchten die kleine Nonnengemeinschaft gelegentlich auf, um mit Elisabeth zu plaudern. Fiel dabei Falkos Name, seufzte die Äbtissin nur und rang die Hände. Margarete wusste jedoch, dass der Junker häufig bei Elisabeth zu Gast war. Was sich zwischen den beiden abspielte, wollte sie sich gar nicht erst vorstellen.
Nun ärgerte sie sich, weil ihre Gedanken sich immer wieder mit Falko beschäftigten, obwohl der Mann es gar nicht wert war. Um sich abzulenken, blickte sie zu Giso und Hilbrecht hinüber, die in einer Ecke des Gartens stehen geblieben waren und eifrig miteinander tuschelten.
Sie sprang auf und trat zu den beiden. »Verzeiht, hochwürdiger Vater, aber ich mache mir Sorgen um Junker Falko.«
»Sorgen um Falko?« Giso stieß einen Laut des Unmuts aus. »Die müsst Ihr Euch nicht machen, Jungfer Margarete. Er weiß selbst, was er zu tun hat. Zumindest hat er das gestern Abend sehr deutlich zu mir gesagt. Ich würde ihm am liebsten ein paar Maulschellen geben, dass ihm drei Tage lang die Ohren klingen.«
Wie es aussah, befürchtete Giso ebenfalls Schlimmes für seinen Freund. Auch Hilbrecht wirkte so, als hätte er an einer Zitrone gelutscht. Ohne Margarete zu beachten, klopfte er dem Geistlichen auf die Schulter. »Ich mache es so wie besprochen und werde am Nachmittag zurückkehren.«
»Bis dorthin bin ich auch von meinem Treffen mit Kardinal Latino Orsini zurück.« Giso nickte Hilbrecht, der bei Mariangela die nächste Botschaft von Pater Luciano abholen wollte, noch einmal zu und sah dann Margarete an. »Wollt Ihr mich begleiten?«
»Zu Kardinal Orsini?«, fragte die junge Frau.
Giso musste lachen. »Das nicht! Ich meinte nur ins Haus.«
»Das ist auch mein Ziel. Ich habe meiner Tante versprochen, ihr bei ihrem neuen Kleid zu helfen, für das sie sich Tuch besorgt hat.«
»Und Ihr? Wollt Ihr kein neues Kleid?« Giso spürte, wie das Gespräch mit Margarete seine Anspannung minderte. Es fiel ihm nicht leicht, einen geistlichen Würdenträger aufzusuchen, den er zu seinen Feinden zählen musste. Der Kardinal stand jedoch zu hoch im Rang, um ihn ignorieren zu können. Vielleicht gelang es ihm sogar, Seine Eminenz von einem Kompromiss zu überzeugen, der Friedrich III. die Kaiserkrönung in Rom gestattete, wenn dieser keine Forderungen an die Stadt und den Heiligen Stuhl erhob. Darüber wollte er aber nicht mit Margarete sprechen, und so lenkte er das Gespräch auf Themen, die seine Begleiterin interessieren mochten.
2.
N ach dem kurzen Wortgefecht mit Margarete war Falko in seine Kammer gegangen und zog sich dort um. Er war immer noch schlechter Stimmung und richtete seine Gedanken deswegen auf seine Verabredung mit Francesca. Wieder würden sie sich in der Kapelle der Witwe Irene treffen. Dort, so behauptete Francesca ihren Eltern
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