Toechter Der Suende
liebte es, sich mit Falko zu paaren, zumal sie darüber Cirio d’Specchi nahezu vergessen hatte. Nun aber erinnerte sie sich schaudernd daran, dass ihre Heirat mit diesem Ekel beschlossene Sache war.
»Vielleicht sollte ich wirklich …«, begann sie, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich könnte niemals ohne den Segen meiner Eltern eine Ehe eingehen. Sie wäre nicht von Glück erfüllt.«
»Deine Eltern werden gewiss zustimmen, wenn die Heirat erst einmal vollzogen ist«, beschwor Falko sie.
Francesca strich ihm mit der Hand sanft über die Wange. »Bitte lass mir Zeit, darüber nachzudenken. Ich liebe dich und …«
Um nicht zu viel zu versprechen, biss sie die Lippen zusammen. Sie war Römerin und hing an ihrer Heimat. Zudem zeichnete alles, was sie von Deutschland gehört hatte, ein Bild von dunklen, bedrohlichen Wäldern, langen, kalten Wintern sowie zugigen Burgen und Menschen, die eine unverständliche, rauh klingende Sprache verwendeten. Es erschreckte sie, in dieses Land zu ziehen. Und doch würde sie es tun müssen, wenn sie einer Ehe mit Cirio d’Specchi entfliehen wollte.
Lächelnd küsste sie Falko auf den Mund, spähte zur Tür hinaus und huschte neben ihre Begleiterin, die noch immer selig schlief.
Falko sah noch einmal zu ihr hin und verließ die Kapelle in der festen Überzeugung, dass Francesca sich für ihn und gegen ihre Eltern entscheiden würde. Aus diesem Grund beschloss er, am nächsten Tag mit Elisabeth zu sprechen und sie zu bitten, ihn gehen zu lassen.
3.
H ilbrecht war ein so gewohnter Gast in Gaspares Taverne, dass nicht einmal mehr der Hund des Wirts den Kopf hob, als er die Gaststube betrat. Noch während er sich setzte, stellte Mariangela ihm einen Krug Wein und einen Becher hin und fragte: »Wollt Ihr auch etwas essen, Herr Ritter?«
»Ich glaube, ich habe ein Loch im Bauch, das gefüllt werden muss«, antwortete Hilbrecht und nahm den Becher zur Hand. »Auf dein Wohl, meine Schöne! Willst du nicht antrinken?«
»Ich bin weder Euer Liebchen noch Eure Frau! Weshalb soll ich da trinken?«, spottete Mariangela.
»Bei Gott, wenn ich dich nur bekommen kann, wenn ich dich heirate, dann werde ich es tun!«, brach es aus Hilbrecht heraus.
Für einen Augenblick sah Mariangela sich mit Hilbrecht vor dem Traualtar stehen. Dann aber brach sie in Lachen aus. »Ihr seid mir einer! Solch eine Ehe würdet Ihr rasch bereuen und zusehen, wie Ihr mich loswerden könnt. Nein, Herr Ritter, auf so etwas lasse ich mich nicht ein. Trinkt Euren Wein und lasst Euch das Essen schmecken. Mehr wird es für Euch hier nicht geben.«
Noch während sie lachte, griff sie sich in den Ausschnitt, zog ein klein zusammengefaltetes Stück Papier hervor und steckte es Hilbrecht unauffällig zu. »Von Pater Luciano«, flüsterte sie und kehrte in die Küche zurück.
Ihre Mutter empfing sie mit einem nachdenklichen Blick, während Gaspare sich an die Stirn fasste. »Bist du noch zu retten, Mädchen?«, fuhr er sie an. »Der Deutsche war bereit, dir die Ehe zu versprechen. Das hättest du annehmen sollen! Selbst wenn er deiner müde geworden wäre, hätte er dich versorgen müssen.«
»Oder nur zu einem Kissen greifen, um mich zu ersticken«, fiel Mariangela ihm ins Wort.
Marioza bekreuzigte sich erschrocken. »Traust du das dem Ritter zu?«
»Nein, natürlich nicht! Aber er ist von Adel, und ich bin die Tochter eines Wirts. Irgendwann würde er merken, welchen Fehler er begangen hat, und das will ich nicht erleben. Ich bin glücklich damit, wie es jetzt ist.«
»Es ist trotzdem eine Dummheit von dir, den Ritter hinzuhalten. Irgendwann wird er nicht mehr hierherkommen, und dann sitzt du da und darfst froh sein, wenn der Sohn eines anderen Wirts dich heiratet.«
Gaspare ging es dabei weniger um das Glück des Mädchens als darum, Mariangela loszuwerden. Wenn sie mit dem deutschen Ritter in dessen Heimat zog, benötigte er eine Schankmaid, und wenn er es richtig anfing, würde diese ihm endlich zu einem Sohn verhelfen. Außerdem hoffte er, von Hilbrecht eine Summe für sie zu erhalten, die ihn für Mariangelas Verlust entschädigen würde.
Auch wenn er seine Gedanken für sich behielt, so ahnte seine Frau, was ihm durch den Kopf ging. Wenn es einmal Liebe zwischen ihnen gegeben hatte, so war diese längst erloschen. Zwar forderte Gaspare noch immer des Nachts sein Recht als Ehemann ein, doch das tat er nur, weil dies für ihn bequemer und vor allem billiger war, als zu einer Hure zu gehen. Zuerst hatte der
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