Toechter Der Suende
würde, da trabten Eichenlohs Späher heran und winkten. »Wir haben Hufgetrappel hinter uns gehört und zwischen den Bäumen Helme blitzen sehen!«
»Nun heißt es beten«, raunte Marie ihren Töchtern zu.
»Sollen wir im Wald verschwinden?«, fragte Jossi sie.
»Nein!« Marie schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht, wie viele Waffenknechte Reckendorf bei sich hat. Wenn wir Pech haben, kann er mit einem Teil Eichenloh und dessen Männer in Schach halten und die anderen hinter uns herschicken. Wir bleiben zusammen und vertrauen auf den Herrn und das Kriegsglück meines Schwiegersohns.«
»Wir sind elf Mann, und an denen muss Reckendorf erst einmal vorbeikommen!« Eichenloh zog lachend sein Schwert und reihte sich am Schluss der Gruppe ein, um sofort dem Anführer gegenüberstehen zu können.
Die nächsten Minuten vergingen quälend langsam. Marie konnte nicht einmal sagen, ob sie hundert Schritte zurückgelegt hatten, fünfhundert oder gar tausend. Mit angespannten Sinnen lauschte sie nach hinten, konnte aber nur die unterdrückten Stimmen der Gaukler und das Hufgetrappel der Pferde vernehmen, auf denen Eichenloh und seine Männer ritten.
Mit einem Mal hörte sie jemanden rufen. »Da hinten sind sie!«
»Bleibt stehen! Nehmt die Kinder und schwangeren Frauen in die Mitte, und ergreift alles, was sich als Waffe verwenden lässt«, rief Marie den Gauklern zu und zog ihren Dolch. Trudi zog ebenfalls ihren Dolch hervor, während Jossi seine Wurfmesser zur Hand nahm und verkniffen grinste.
»Die Kerle sollen ja nicht glauben, dass wir wehrlos sind!« Da sein Meisterringer einen kräftigen Knüppel aus einem Karren holte, die Prinzipalin ihre geschmiedete Bratpfanne packte und die meisten anderen Gaukler sich mit Stöcken und Messern bewaffneten, schöpfte Marie Hoffnung, sich auch gegen einen Feind behaupten zu können, der Eichenlohs Männer an Zahl übertraf.
Dies war jedoch nicht der Fall. Gerade mal ein Dutzend Bewaffneter folgten Hildegards Entführer, und deren Zuversicht verflog sichtlich, als sie die fremden Krieger vor sich sahen.
Reckendorf starrte Peter von Eichenloh an, der ihm mit grimmiger Miene den Weg verstellte. Verzweifelt überlegte er, was er tun sollte. Den Kampf selbst fürchtete er nicht, aber dessen Folgen. Ein Angriff auf eine Reisegruppe, die unter dem Schutz eines anderen Ritters stand, würde ihm den Ruf eines Buschräubers einbringen und vielleicht sogar die Ächtung durch den Fürstbischof von Würzburg und den Bamberger Bischof Anton von Rotenhan.
Doch ein Zurückweichen war ebenso unmöglich. »Geht mir aus dem Weg, Eichenloh! Von Euch will ich nichts. Aber diese Gaukler haben mich bestohlen und sollen dafür bezahlen!« Die eigene Stimme kam Reckendorf schwächlich vor, daher zog er sein Schwert, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Eichenloh saß entspannt auf seinem Ross. Wäre nicht das Schwert in seiner Hand gewesen, hätte man denken können, er wolle gemütlich mit dem Junker plaudern.
»Haltet Ihr mich für einen solchen Trottel, Reckendorf, dass ich mein eigenes Weib nicht mehr erkenne, nur weil es sich als Gauklerin verkleidet hat?«
Trudi trat einen Schritt vor und streckte Reckendorf die Zunge heraus. »Verschwindet, Herr Mädchenräuber, und befreit Franken von Eurer Gegenwart. Sonst wird mein Gemahl Euch lehren, wie man einer Dame von Stand zu begegnen hat.«
»Dame von Stand?«, stieß Siffer Bertschmann verächtlich aus. »Gesindel seid ihr, das aus der Gosse gekrochen ist.«
»Immerhin hat Seine Majestät, Kaiser Sigismund, unserer Familie das Reichslehen Kibitzstein übergeben. Welchen Titel und Besitz nennt Ihr Euer Eigen, weil Ihr Euch so hoch erhaben dünkt?«
Trudis Spott war für Bertschmann zu viel. Er riss sein Schwert heraus und wollte auf sie losgehen. Reckendorf griff noch nach dem Zügel des Pferdes, um ihn aufzuhalten, verfehlte diesen jedoch und musste zusehen, wie Eichenloh seinem Pferd die Sporen gab. Dessen Hengst schoss nach vorne und rammte Bertschmanns Gaul mit voller Wucht.
Der Kastellan wurde aus dem Sattel geschleudert und prallte zu Boden. Als er sich mühsam aufrichten wollte, saß ihm Eichenlohs Schwertspitze an der Kehle.
»Glaubst du etwa, ich wüsste mein Weib nicht zu beschützen?«
»Verfluchter Bastard!«, schrie Bertschmann voller Wut.
Für einige Augenblicke sah es so aus, als würde Eichenloh zustoßen. Dann aber zog er sein Schwert zurück und zeigte mit der Spitze auf Reckendorf.
»Seid froh, dass Euch nicht
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