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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte.
    »Annunzia meint, Francesca könnte schwanger sein«, antwortete Flavia mit ersterbender Stimme.
    Orsini machte eine verächtliche Geste. »Wie will dieses Weib so etwas wissen? Sie darf doch schon seit Wochen nicht mehr in Francescas Nähe.«
    »Sie hat sie eben beobachtet. Welch ein Unglück! Wie konnte das nur geschehen? Wir haben doch so gut über sie gewacht.«
    Während seine Frau sich der Verzweiflung hingab, vollzogen Orsinis Gedanken einen wirren Tanz. Er dachte an jenen Tag in den Katakomben und fragte sich erneut, was dort geschehen war. Am einfachsten war es wohl anzunehmen, Cirio d’Specchi habe seine Tochter geschwängert, denn Francesca hätte sich gewiss nicht ohne Gegenwehr von Banditen schänden lassen. Der feine Stoff ihres Kleides war unversehrt gewesen. Ganz tröstete ihn diese Überlegung nicht, denn Orsini erinnerte sich nur zu gut an jenen Tag, an dem der junge Caraciolo getötet worden war. Allerdings hatte es sich bei diesem um einen hübschen jungen Edelmann gehandelt, der ein unerfahrenes Mädchen wie Francesca zu betören wusste.
    Da seine Frau zu schluchzen begann, fasste er sie am Kinn und brachte sie dazu, zu ihm aufzusehen. »Was soll das Geflenne?«
    »Diese Schande! Wie konnte das nur geschehen?«, antwortete sie unter Tränen.
    »Wenn ein gesunder junger Mann einem gesunden jungen Mädchen in den Katakomben auflauert und es unter sich zwingt, ist dies durchaus möglich!« Der Conte beschloss, alle Bedenken beiseitezuschieben und nur diese Möglichkeit gelten zu lassen.
    Seine Frau schniefte noch einmal und trocknete dann ihre Tränen. »Verzeih, mein Lieber, daran habe ich nicht mehr gedacht. So muss es gewesen sein! Trotzdem ist es eine Schande. Cirio d’Specchi hat sich Francescas bedient wie einer Hure und sich dann von uns ferngehalten, so als hätte er sie nicht als reine Jungfrau vorgefunden.«
    Bislang hatte Orsini seiner Gemahlin verschwiegen, was er von Dario d’Specchi über dessen Sohn gehört hatte, begriff aber nun, dass dies ein Fehler gewesen war.
    »Bleib sitzen!«, forderte er sie auf und durchmaß mit schnellen Schritten den Raum. »Cirio d’Specchi konnte uns nicht aufsuchen. Nachdem er bei Francesca zum Ziel gekommen war, ist sie ihm in der Dunkelheit der Katakomben entwischt. Auf der Suche nach ihr ist er auf lichtscheues Gesindel gestoßen und wurde mit einem Stein oder einer Keule niedergeschlagen. Gianni hat ihn erst Stunden später gefunden. Die Wunde war schwer, und etliche Tage lang sah es so aus, als würde Cirio die Verletzung nicht überleben. Mittlerweile befindet er sich auf dem Landgut seiner Familie in den Albaner Bergen, um sich zu erholen. Es wird noch zwei, drei Wochen dauern, bis er zurückkehren kann.«
    »Cirio ist verletzt?« Flavia Orsini hatte die Verlobung ihrer Tochter mit dem jungen Mann nur hingenommen, weil der Herzog von Gravina dies so bestimmt hatte. Nun aber galten ihre Gedanken ihrem künftigen Schwiegersohn, und sie sprach ein kurzes Gebet für ihn, damit die Mächte des Himmels ihn bald genesen ließen. »Ich werde heute noch nach Santa Maria Maggiore gehen und der Heiligen Jungfrau eine große Kerze weihen. Francesca soll mich begleiten und mit mir beten«, erklärte sie und sah aus, als wolle sie diesen Vorsatz unverzüglich in die Tat umsetzen.
    »Ich weiß nicht, ob das klug ist«, wandte ihr Mann ein. »Francesca war nie fröhlicher und sanfter als in der letzten Zeit, in der wir nichts von Cirio d’Specchi gehört haben. Wir sollten es ihr später sagen und auch so tun, als wüssten wir nichts von ihrer Schwangerschaft. Aber sobald diese augenfällig wird, werden wir mit ihr reden. Sie muss begreifen, dass es für sie keinen anderen Weg gibt, als dem Vater ihres Kindes die Hand zum Bunde zu reichen.«
    Obwohl ihr Mann Francesca als sanft bezeichnete, so hatte Contessa Flavia ihre Tochter anders in Erinnerung. All ihre Versuche, Francesca dazu zu bewegen, Annunzia zu verzeihen und diese wieder als Zofe zu akzeptieren, hatten zu heftigen Wutausbrüchen geführt. Aus diesem Grund hielt auch sie es für besser, so lange zu warten, bis ihre Tochter die Schwangerschaft nicht mehr verbergen konnte.
    »Ihr habt wie immer recht, mein Gemahl«, sagte sie lächelnd und ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sich darauf freute, Großmutter zu werden.

14.
    O bwohl er sich im Campo Santo Teutonico fürchterlich über Giso und Hilbrecht geärgert hatte, begann Falko die beiden Freunde schon nach kurzer Zeit zu vermissen.

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