Toechter Der Suende
würde Francesca sonst auf der Stelle umbringen. Daher tat er alles, um Dario d’Specchi auf eine andere Spur zu bringen.
»Es sieht mir eher wie ein zufälliges Verbrechen aus. Wahrscheinlich ist Euer Sohn mit dem Gesindel aneinandergeraten, das sich gelegentlich in den Katakomben herumtreibt. Seine Wunde kann auch durch einen Steinwurf entstanden sein.«
»Und Eure Tochter?«, fragte d’Specchi nicht gänzlich überzeugt.
»Ist wahrscheinlich schon vorher geflohen. Als Euer Sohn ihr folgen wollte, ist er an diese Schurken geraten.«
D’Specchi schüttelte den Kopf. »Aber das wäre Eure Tochter doch auch! Vielleicht haben die Kerle ihr sogar Gewalt angetan!«
»Das muss nicht sein. Die Katakomben sind sehr weitläufig und verwinkelt. Daher kann Francesca einem anderen Gang gefolgt sein, während Euer Sohn einem Geräusch nachgegangen ist, von dem er glaubte, es käme von Francesca.«
Conte Orsini klang so überzeugend, dass Dario d’Specchi sich seiner Meinung anschloss. Es war die einzig glaubhafte Erklärung für die Verletzung seines Sohnes, allerdings auch ein Hohn des Schicksals, dass dieser ausgerechnet von dem Gesindel niedergeschlagen worden sein sollte, das er sonst als Handlanger für seine Pläne anheuerte.
»Gewiss habt Ihr recht, Conte. Daher sollten wir die beiden verheiraten, sobald mein Sohn dazu in der Lage ist.«
Es wäre Dario d’Specchi lieber gewesen, dies sofort zu tun, doch Cirio war selbst für eine schlichte Trauung zu schwach.
Der Conte nahm diese Verzögerung erleichtert zur Kenntnis. Die Zeit würde ihm helfen, so auf Francesca einzuwirken, dass sie das Unvermeidliche hinnahm. Einen Einwand aber hatte er noch.
»Ihr solltet meinen Vetter, Kardinal Latino, aufsuchen und darauf drängen, dass Euch die versprochene Rangerhöhung baldmöglichst gewährt wird. Meine Tochter wäre zu Recht empört, wenn sie nach ihrer Heirat mit Signora d’Specchi angesprochen würde. Vielleicht sollte ich darum bitten, dass sie vorerst trotz der Heirat ihren Rang und ihren Namen behält!«
Diese Überlegung gefiel d’Specchi ganz und gar nicht, denn wenn es so kam, würde sein Sohn stets erst hinter seiner Frau die Kirche oder einen Festsaal betreten dürfen. Da er aber begriff, dass er bei Francescas Vater kein Verständnis für eine Ablehnung dieser Idee zu erwarten hatte, beschloss er, möglichst bald mit Kardinal Latino Orsini zu sprechen.
Daher lenkte er das Gespräch auf den deutschen König und auf dessen Handlanger in der Heiligen Stadt. »Diesen elenden Priester aus Trastevere hätte man längst aus dem Weg räumen müssen!«
»Was für ein Unsinn!«, antwortete der Conte. »Pater Luciano hat hochrangige Verwandte, die ich nicht auf der Seite unserer Feinde sehen will. Außerdem hat der Mord an Kardinal Foscarelli bereits zu viel Staub aufgewirbelt. Einige Würdenträger am Heiligen Stuhl, die gleich uns den deutschen König nicht in Rom haben sehen wollen, reden seitdem Seiner Heiligkeit zu, Friedrich III. zu empfangen. Der Steiermärker hat Nikolaus V. etliche Zugeständnisse gemacht, und die wollen sie nicht gefährdet sehen.«
»Wir müssten Friedrichs deutsche Zwischenträger ausschalten. Einer von ihnen, dieser Falko Adler, hat sich in Trastevere nahe von Pater Lucianos Kirche einquartiert. Wir …« In dem Augenblick wurde d’Specchi von Orsini unterbrochen.
»Was sagt Ihr, Falko Adler wohnt bei dem Pater?«
»Nein, nur in der Nähe. In einer Taverne, die einem gewissen Gaspare gehört!« Dario d’Specchi verzog bei diesem Namen den Mund, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Zu seiner Erleichterung folgte der Conte diesem Hinweis nicht weiter. »Mehr als Falko Adler stört mich der deutsche Priester, der ihn begleitet hat. Adler ist ein junger Narr und im Übrigen der Mann, von dem meine Tochter an jenem verhängnisvollen Tag nach Hause gebracht worden ist. Ich lade ihn gelegentlich ein, um ihn auszuhorchen. Doch in die wahren Geheimnisse um Friedrichs Besuch in Rom und dessen weitere Pläne ist er nicht eingeweiht.«
»Und warum empfangt Ihr ihn dann immer noch?«, wollte d’Specchi wissen.
»Er weiß zwar nicht viel, aber doch genug, so dass ich ihn aushorchen muss. Nun aber Gott befohlen! Ich habe meiner Gemahlin versprochen, sie zur Abendmesse zu begleiten.« Conte Orsini nickte d’Specchi kurz zu und verließ Sakristei und Kapelle mit einem Gefühl des Ekels.
Natürlich war es wichtig, sich solcher Kreaturen wie der d’Specchis zu bedienen, doch die
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