Toechter Der Suende
als er trinken wollte, sah er, dass der Pater noch keinen Becher erhalten hatte.
»He, Mariangela, bringe Hochwürden einen Becher und uns einen Krug Wein«, rief er dem Mädchen zu, das neugierig den Kopf zur Tür hereingesteckt hatte.
»Gewiss, Herr, sofort!« Mariangela nahm einen Krug, füllte ihn und fragte sich, was Pater Luciano wohl mit ihrem Gast zu bereden hatte.
Der Geistliche wartete, bis Mariangela den Wein gebracht hatte und von anderen Gästen nach draußen gerufen wurde, dann wandte er sich wieder Falko zu. »Ich meine nicht Mariangela, sondern ein Mädchen höherer Abstammung!«
Falko zuckte zusammen. Wusste der Priester etwa von seinem ungehörigen Verhältnis mit Elisabeth? Auf jeden Fall war er froh, dass es hier in der Gaststube nicht so hell war wie draußen auf der Terrasse und Pater Luciano nicht sehen konnte, wie er errötete.
»Das müsst Ihr mir genauer erklären, hochwürdiger Herr«, brachte er unter Aufbietung aller Willenskraft heraus.
»Ich meine die junge Römerin, mit der du dich gelegentlich in der Kapelle der heiligen Witwe Irene triffst. Ihre Schönheit mag dich blenden, doch sie ist eine Orsini, und sie wird dir niemals als Weib gehören. Ihre Familie verheiratet sie ganz gewiss nicht mit einem Deutschen!«
Gott sei Dank weiß er nichts von mir und Elisabeth, dachte Falko aufatmend. Gleichzeitig schämte er sich, weil er an die eine Frau dachte, während über die andere gesprochen wurde. »Nun, warum sollte es nicht möglich sein? Schließlich bin ich kein armer Mann«, erklärte er.
»Gegen einen Herzog von Gravina bist du ein armer Schlucker, mein Sohn, und Ercole Orsinis Vermögen übertrifft das deine ebenfalls bei weitem. Auch ist er ein Conte, ein Graf, und er würde seine Tochter nicht einmal einem Herzog aus deutschen Landen zur Frau geben. Nein, Falko Adler, diese Frucht kannst du nicht pflücken, auch wenn du es versuchst. Gib Francesca auf und meide das Haus ihres Vaters. Er wird dich mit freundlichen Worten einlullen und alle Geheimnisse aus dir herausholen.«
Pater Lucianos Stimme klang beschwörend, doch Falko lächelte nur. »Ich habe durchaus bemerkt, dass Graf Orsini mich auszuhorchen versucht. Doch wer viel redet, dem entfährt auch einmal ein Satz, der nicht hätte fallen dürfen.«
»Er hat dir Geheimnisse anvertraut?«, fragte der Pater verwundert.
»Nicht bewusst. Doch ich weiß nun, dass Mailand, Venedig und vor allem Frankreich nicht wollen, dass König Friedrich zum römischen Kaiser gekrönt wird.« Falko war der Stolz anzumerken, dass es ihm gelungen war, die richtigen Schlüsse aus einzelnen Sätzen und Bemerkungen zu ziehen, die Ercole Orsini hatte fallenlassen.
Da der Pater interessiert schien, gab er noch mehr zum Besten. »Ich fürchte, man plant, den König hier in Rom zu ermorden«, bekannte er und dachte daran, dass Elisabeth als Erste diesen Verdacht geäußert hatte. Offenbar waren die italienischen Nonnen in ihren Äußerungen weniger zurückhaltend als Conte Orsini.
»Das kann durchaus sein.« Pater Luciano musterte Falko durchdringend. »Vielleicht ist es gar nicht so übel, wenn du in Ercole Orsinis Heim ein und aus gehst. Du solltest ihm unter vorgehaltener Hand sogar ein paar Geheimnisse anvertrauen, die du erfahren zu haben glaubst!«
»Ich bin kein Verräter«, rief Falko unwillig aus.
»Natürlich nicht! Wir werden das, was du sagst, sorgfältig auswählen. Ich will unsere Feinde täuschen, verstehst du? Mit dir habe ich das Mittel dazu. Conte Ercole ist viel zu sehr von sich überzeugt, um in dir einen ebenbürtigen Gegner zu sehen. Das müssen wir ausnützen. Dabei sagst du ihm nicht mehr als das, was ein oder zwei Tage später die ganze Stadt erfahren wird.
Ich kenne Ercole Orsini sehr gut, denn wir sind einst gute Freunde gewesen. Er hält sich viel auf seine Klugheit zugute und wird deswegen in unsere Falle gehen. Bist du dazu bereit?« Der Pater fasste Falko am Arm und wartete gespannt auf Antwort. Wenn der junge Mann einschlug, hatte er einen Vorteil errungen, der vielleicht den Ausschlag geben konnte.
Falko zögerte, denn im Grunde war ihm solch heimliches Tun zuwider. Dann aber dachte er daran, dass Francescas Vater nicht anders handelte, und streckte Pater Luciano mit einem Lächeln, das mehr einem Zähnefletschen glich, die Hand hin. »Ich bin bereit, mit meinem Leben und meinem Schwert für König Friedrich einzustehen! Sagt mir, was ich tun soll, und ich mache es.«
Nun atmete der Pater auf. Der junge
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