Toechter Der Suende
entführen will. Wo ginge das besser als in dieser Stadt, in der Friedrich und seine Männer unbeliebte Fremde sind?«
Margaretes Worte hörten sich so schlüssig an, dass Falko sich fragte, wo er, Giso und die anderen ihren Verstand gelassen hatten. Bis jetzt war in ihren Überlegungen nur von einem Mordanschlag auf den König die Rede gewesen. An eine Entführung des böhmisch-ungarischen Thronfolgers hatte keiner von ihnen gedacht.
»Danke für den Rat. Aber wie bist du darauf gekommen?«, fragte er sie.
»Glaubst du, wir Frauen hätten keinen Kopf zum Denken? Ihr Männer habt bei Tisch immer wieder erwähnt, dass der Prinz sich im Gefolge des Königs befindet. Zudem hat Ritter Michel erzählt, wie schwer Herr Friedrich in seinen Stammlanden kämpfen muss. Da liegt es doch auf der Hand, dass Ladislaus’ Anhänger ihn hier in Rom aus dem Gewahrsam des Königs entführen und mit ihm flüchten könnten.«
In Falkos Ohren klang es so, als wolle Margarete ihm beweisen, dass ihr Verstand dem seinen überlegen sei. Gerade weil sie in diesem Fall recht hatte, ärgerte es ihn, und er nahm sich vor, mit Michel und den anderen über Prinz Ladislaus zu sprechen. Nun aber reichte er Margarete den leeren Becher zurück und bat sie, ihm noch einmal Würzwein zu besorgen.
»Wie war das mit der Magd?«, fragte sie ungehalten und rief dann nach Renzo, der den Campo Santo Teutonico seit seiner Gefangennahme nicht mehr verlassen hatte und von ihr und ihrer Tante zu all den kleinen Arbeiten gerufen wurde, die sie selbst nicht erledigen konnten oder wollten.
4.
F alko traf seine Freunde erst beim Abendessen wieder. Nur Oskar von Frammenberg fehlte, weil er die Reichskleinodien zu beaufsichtigen hatte. Diese befanden sich inzwischen an einem sicheren Ort im Vatikan, doch Nikolaus Muffel bestand darauf, dass neben den Waffenknechten auch einer der Ritter die Kammer bewachte. Diese Pflicht wurde Falko und seinen Freunden zunehmend lästig, denn sie hätten viel lieber weiter die Gegend um das Pantheon durchsucht.
Nachdem die Freunde eine Zeitlang stumm gegessen hatten, musterte Michel Falko. »Was ist los? Ich sehe dir doch an, dass dich etwas bedrückt.«
»Es geht um Prinz Ladislaus. Margarete befürchtet, er könnte hier in Rom von Ulrich von Eitzings Leuten entführt werden, vielleicht aber auch von den Böhmen oder Ungarn.«
Im ersten Augenblick wollte Michel abwinken, dann aber wurde seine Miene ernst. »Das Mädchen könnte recht haben. Nur wie kommt sie darauf?«
»Weil sie Augen und Ohren offen hält«, klang da Frau Edelgundes Stimme auf. Sie hatte auf einem Schemel draußen neben der Tür gesessen, damit kein Unbefugter in die Nähe kommen und mithören konnte. Jetzt walzte sie herein und sah die vier Männer kopfschüttelnd an.
»Ihr solltet besser achtgeben, meine Herren! Auf dem Gang treiben sich immer wieder Leute herum, die für unsere Feinde spionieren könnten. Wenn Margarete und ich nicht regelmäßig dort Wache halten würden, wüsste bald ganz Rom, was ihr miteinander besprecht.«
»Beim Teufel, das ist …«, rief Michel und wurde sofort von Edelgunde unterbrochen.
»… eine sehr schlechte Sache! Oder glaubt ihr, eure Feinde hätten keine Spione im Campo Santo Teutonico?«
»Es würde mich wundern, wenn es anders wäre«, stimmte Falko ihr zu.
»Daher solltet ihr euch besser vorsehen«, erklärte die Frau und zog mit zufriedener Miene ab.
»Weiber!«, stöhnte Giso, aber erst, nachdem sie es nicht mehr hören konnte.
»Wenigstens hat sie uns gewarnt! Wir sollten in Zukunft tatsächlich vorsichtiger sein.« Falko trat an die Tür und öffnete sie. Direkt davor war niemand zu sehen. Weiter vorne aber entdeckte er Margarete, die auf einem Schemel saß und eines ihrer Kleider ausbesserte. Sie hob den Kopf und blickte spöttisch lächelnd zu ihm her.
Tief durchatmend schloss Falko wieder die Tür und wandte sich an seine Freunde. »Wir können froh sein, dass die Damen auf uns aufpassen. Ohne sie würden wir uns im Netz unserer Feinde verfangen.«
»Jetzt übertreib mal nicht!« Giso machte eine abwehrende Handbewegung und fragte anschließend seinen Bruder, was in den nächsten Tagen zu tun wäre.
»Wir müssen den Weg abgehen, den der König nehmen wird, samt allen Seitengassen und den Plätzen in der Umgebung. Wenn jemand es wirklich wagen sollte, den König zu bedrohen, müssen wir in der Lage sein, den Kerl quer durch die halbe Stadt zu verfolgen.«
»Das machen wir beide!« Falko deutete auf
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