Toechter Der Suende
gesehen.«
»Eher wird er von den Leibwächtern des Königs in Stücke gehackt«, gab Gianni zurück.
»Nicht, wenn er schnell und geschickt ist!«
Gianni sah Cirio d’Specchi an und bemühte sich um eine unbeteiligte Miene. Ihn erschreckte das Aussehen des jungen Mannes, der einmal als einer der hübschesten Jünglinge Roms gegolten hatte. Davon war nichts übrig geblieben. Der flammende Blick des linken Auges zeigte jedoch, dass Cirio nichts von seiner Leidenschaft verloren hatte und womöglich noch gefährlicher geworden war als früher.
»Warum macht Ihr es nicht selbst?«, fragte Gianni. »Meine Männer mischen sich derweil unter die Menge, und wenn die Deutschen ihre Schwerter ziehen, fliegen ihnen die Steine um die Ohren.
»Glaubst du, ich habe Angst?« Cirio d’Specchis Stimme trieb Gianni eine Gänsehaut über den Rücken.
Der Mann ist verrückt, fuhr es ihm durch den Kopf. Er selbst war ein kleiner Gauner, der gelegentlich einen Mordauftrag erledigte, sonst aber von Diebstählen lebte und davon, Schutzgeld von Wirten und Handwerkern zu erpressen. Der junge d’Specchi jedoch genoss es zu töten – und ein König stand auf der Liste seiner potenziellen Opfer ganz weit oben. Gianni überlegte schon, ob er sich mit seinen Leuten diesmal ganz heraushalten sollte. Doch da legte der ältere d’Specchi eine Samtbörse auf den Tisch, und das Geräusch der aneinanderreibenden Goldmünzen klang allzu verführerisch.
»Wir werden Euch helfen, Signore Cirio, so weit es in unserer Macht steht.« Damit war das Versprechen gegeben. Gianni atmete einmal tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. »Auf jeden Fall werden wir die deutschen Ritter beschäftigen, so dass sie Euch nicht behelligen können, während Ihr ihren König abstecht.«
»Ich hoffe, deine Gossenratten machen ihre Sache gut!« In Cirios Stimme schwang ein warnender Unterton, der jedoch seine Wirkung verfehlte.
Gianni hatte sich entschlossen, den d’Specchis zu helfen, solange er keinen eigenen Mann opfern musste. Nachdem er einen bei dem Überfall auf den Priester von Trastevere und einen zweiten an die Deutschen verloren hatte, waren andere einfach verschwunden, und seitdem mangelte es ihm an zuverlässigen Leuten. Zum Glück hatten die beiden, die in Gefangenschaft geraten waren, zu wenig über ihn und die anderen Bandenmitglieder gewusst und sie daher nicht verraten können. Trotzdem wagte Gianni sich nicht mehr in die Nähe des Campo Santo Teutonico und mied auch Trastevere, so gut es ging.
»Wir tun alles, was wir können«, beantwortete er Cirios Einwurf.
»Ihr müsst mehr tun, als nur mit Steinen werfen. Einer sollte bereitstehen, um den König anzugreifen, wenn ich durch einen dummen Zufall nicht an Friedrich herankomme.«
Cirio d’Specchi ging es vor allem darum, das eigene Risiko zu vermindern. Wenn einer von Giannis Männern Friedrich umbrachte, würden sein Vater und er den Preis dafür von de Promont genauso einfordern können, als wären sie es selbst gewesen.
Unterdessen überlegte Gianni, ob es unter seinen Männern jemanden gab, der einen Mordanschlag auf den König ausführen konnte, doch da war keiner, dem er diese Aufgabe zutraute.
Da fiel ihm Rodolfo ein, sein neuestes Bandenmitglied. Der Deutsche, der behauptete, ein Edelmann zu sein, ließe sich jedoch kaum unauffällig einsetzen. Die meisten Römer reichten dem Hünen nicht einmal bis zu den Schultern. Deswegen würde der Kerl auch in einer Menschenmenge, wie sie bei König Friedrichs Einzug zusammenlief, nicht zu übersehen sein. Wenn der Steine auf Friedrichs Begleiter warf, würden die Wachen ihm leicht folgen können und im schlimmsten Fall sogar das geheime Versteck seiner Bande entdecken. Bei diesem Gedanken beschloss Gianni, Rudolf von Ottmeringen zu opfern, um sich selbst und seine anderen Kumpane nicht zu gefährden.
»Einen hätte ich, der es übernehmen könnte. Aber der macht es nicht für einen Gigliato oder zwei. Dem müsstet Ihr schon fünfhundert Dukaten geben – oder noch mehr.«
»Fünfhundert Dukaten ist mir die Sache wert«, antwortete Dario d’Specchi, der seinem Sohn den Anschlag auf den deutschen König ersparen wollte. Das eingedrückte Gesicht mit dem starren roten Auge war so auffällig, dass man ihn überall erkennen würde. Auch durfte Cirio keine Maske tragen, denn damit würde er das Misstrauen der Deutschen erregen. Diese Leute waren zwar plump und von wenig Verstand, konnten aber äußerst hartnäckig sein.
»Wenn dieser
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