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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dem Weg nach Rom war und sich zum Kaiser krönen lassen wollte, herrschte in Österreich offener Aufruhr.
    Nachdenklich schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, ob es so erstrebenswert für Friedrich III. ist, sich vom Papst eine Krone aufs Haupt setzen zu lassen, die dieser ihm im Grunde gar nicht gönnt!«
    Margarete stimmte ihm zu. »Was hat Friedrich davon, wenn er sich römischer Kaiser nennen kann? Als deutscher König hat er nicht weniger Macht!«
    »Als König können ihn die Kurfürsten absetzen, als Kaiser jedoch nicht«, wandte Edelgunde ein.
    »Das stimmt leider. Die Kurfürsten sehen sich als große Herren und nehmen sich das Recht heraus, uns kleine Reichsritter ihrer Herrschaft zu unterwerfen. An dieser Stelle müsste der König einschreiten und die reichsfreien Ritter und Städte schützen. Doch Friedrich weiß nicht einmal seine eigenen Erblande zu bewahren«, sagte Falko erregt.
    Seine Miene wurde düster, denn in den gut zehn Jahren, die Friedrich bereits deutscher König war, hatte dieser kaum seine Position behaupten, geschweige denn etwas für die von stärkeren Nachbarn bedrohten kleinen Reichsherrschaften tun können.
    »Wenn er erst Kaiser ist, wird alles besser«, prophezeite Edelgunde und wies Mia an, Falkos Schüssel noch einmal zu füllen. »Hol uns Wein, damit das Essen besser rutscht«, befahl sie ihr noch und lenkte das Gespräch auf ein weniger gewichtiges Thema.
    Da Edelgunde und Margarete die Unterhaltung nun fast alleine bestritten, wanderten Falkos Gedanken nach Kibitzstein, und er fragte sich, was seine Mutter zu einer Schwiegertochter wie Francesca sagen würde. Leicht würde es für beide nicht werden, doch er hoffte auf ihre Einsicht und auf beider Liebe zu ihm.
    »Musst du nicht in den Vatikan und Ritter Michel ablösen?«, fragte Margarete ihn mit einem Mal.
    Falko zuckte erschrocken zusammen. »Das habe ich ganz vergessen. Entschuldigt mich!« Er stand so schnell auf, dass sein Hocker umkippte, und hastete in die Kammer, die er nun mit Michel teilte. Kurz darauf kam er gestiefelt und gespornt zurück und brüllte bereits auf dem Flur nach seinem Knappen, der ihn die paar Schritte zum Vatikan begleiten sollte.
    Margarete sah ihm lachend nach. »Junker Falko würde wohl noch seinen Kopf vergessen, wenn der nicht angewachsen wäre.«
    »Gehst du nicht ein wenig hart mit ihm ins Gericht?«, fragte ihre Tante. »Im Gegensatz zu etlichen deutschen Edelleuten, die hier im Campo oder anderswo in Rom Unterkunft gefunden haben, ist er stets höflich und hilfsbereit. Erinnerst du dich, wie er vor zwei Tagen diesen Sachsen zurechtgewiesen hat, der beinahe ein kleines Mädchen über den Haufen geritten hätte? Ich dachte, es würde mitten auf der Straße zum Zweikampf zwischen den beiden kommen. Aber der Sachse hat dann doch gekniffen.«
    »Ein paar gute Seiten will ich ihm zugestehen, doch die wiegen die Last seiner Sünden niemals auf«, antwortete Margarete kratzbürstig. »Oder kennst du einen anderen Mann, der sowohl mit einer Braut des Herrn wie auch mit einer adeligen Jungfrau Unzucht treibt?«
    »Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte Edelgunde spöttisch.
    Margarete kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Aber ihre Tante sah deutlich, wie sie errötete.

6.
    A uch in der Casa d’Specchi wurde in diesen Tagen viel über die Reise König Friedrichs gesprochen. Sowohl dem Vater wie auch dem Sohn war bewusst, wie gefährlich ein Anschlag auf den kommenden römischen Kaiser sein würde. Doch keiner von ihnen war bereit, dieses Vorhaben aufzugeben. An diesem Abend berieten sie sich mit Gianni, dessen Bande eine wichtige Rolle in ihren Plänen zukam. Das war dem Anführer des Straßenpacks wohl bewusst, und er versuchte, den Preis für seine Hilfe so hoch wie möglich zu treiben: »Meine Leute sind ehrliche Banditen, die einen Trottel, der sich in der Nacht allein durch die Stadt traut, niederschlagen und seiner Börse berauben können – oder ein Haus ausräumen, wenn es nötig ist. Sie stechen auch das eine oder andere Mal mit dem Messer zu, aber das, was Ihr plant, Signore Dario, geht über deren Verständnis hinaus. Einen König am helllichten Tag inmitten seiner Wachen anzugreifen – das macht keiner von ihnen.«
    »Sind deine Leute Feiglinge geworden?«, fragte Cirio d’Specchi verärgert. »Es muss nur einer nahe genug an diesen Deutschen herankommen und einen sauberen Messerstich anbringen. Danach verschwindet er in der Menge und ward nie mehr

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