Toechter Der Suende
der Steiermark uns für eine Handvoll Dukaten zu Freiherren oder Grafen machen. Damit wären wir weder auf diese hochnäsigen Orsinis noch auf de Promont angewiesen, um höher aufzusteigen.«
»Wir sind Guelfen und keine Speichellecker eines germanischen Wilden!«, wies ihn sein Vater zurecht.
»Die Orsinis sind Guelfen. Wir selbst sind nur kleine Edelleute, die für die Brosamen dankbar sein dürfen, die uns die wirklich hohen Herren von ihrem Tisch zukommen lassen.«
Sein Vater machte eine wegwerfende Handbewegung. »Um die Seiten zu wechseln, ist es längst zu spät. Der Herzog von Gravina kann sich das erlauben, denn er ist ein mächtiger Herr. Uns aber würde es das Genick brechen.«
»Wahrscheinlich! Wenn ich daran denke, dass der Papst aus Angst vor diesem lächerlichen König die Mauern von Rom hat erneuern und Söldner anwerben lassen! Dabei ist der Steiermärker nicht einmal in der Lage, die Wirte zu bezahlen, die ihn unterwegs beherbergen.«
Cirio d’Specchi brach in ein bellendes Gelächter aus, verstummte aber rasch wieder und sah seinen Vater fragend an. »Was sollen wir tun?«
»Wir werden Friedrich III. töten. Gelingt es uns, wird Karl von Frankreich uns zu Vizegrafen ernennen, und du erhältst eine reiche Erbin zum Weib«, antwortete sein Vater.
»Und wenn es uns nicht gelingt?«
»Heiratest du Francesca Orsini und drängst darauf, dass deren Verwandte uns einen Titel besorgen.« Dario d’Specchi war bereit, ein gewisses Risiko einzugehen, wollte aber auch keinen der Fäden loslassen, die er im Augenblick in der Hand hielt. Daher klopfte er seinem Sohn auf die Schulter und sagte sich, dass sie beide zu den Gewinnern zählen würden, ganz gleich, in welche Richtung sich die Sache entwickelte.
2.
B eide d’Specchis ahnten nicht, dass ihr Gespräch von Darios Ehefrau belauscht worden war. Isotta war nicht neugierig, sondern höchst besorgt und wollte daher wissen, was ihr Mann und dessen Sohn sich zu sagen hatten. Der geplante Mord an König Friedrich erschreckte sie nicht weniger als die Kaltschnäuzigkeit, mit der die beiden zu Werke gingen. Aber es wunderte sie nicht, denn sie traute ihrem Mann und ihrem Stiefsohn schon lange alles Schlechte zu. Nun überlegte sie, ob sie beichten sollte, was sie erfahren hatte. Erschrocken schlug sie das Kreuz. Der Priester war ein guter Freund ihres Mannes, vielleicht sogar sein Verbündeter, und würde sie, ohne mit der Wimper zu zucken, an Dario verraten. Zudem gab es einen weiteren gewichtigen Grund, der sie all die Jahre zum Schweigen verurteilt hatte.
Tränen traten ihr in die Augen, als sie an das Mädchen dachte, das in einer Taverne in Trastevere aufwachsen musste, obwohl sie sehr viel mehr Recht darauf hatte, in diesem Hause zu leben, als der Bastard ihres Mannes.
Marioza hatte sie heimlich wissen lassen, dass ein deutscher Edelmann an Mariangela Interesse gefunden hatte. Auch wenn es sie schmerzte, daran zu denken, dass ihre Tochter nur die Mätresse und niemals sein Eheweib werden konnte, wünschte sie sich, der Ritter würde Mariangela mitnehmen und das Mädchen damit aus der Reichweite ihres Mannes bringen. Mariangelas Leben, das hatte Dario d’Specchi ihr angedroht, würde er in dem Augenblick auslöschen, in dem sie sich gegen ihn und seine Pläne stellte.
»Ich muss mit Marioza reden«, flüsterte sie und schlug sich erschrocken auf den Mund.
Wenn ihr Mann sie gehört hatte, ging es ihr schlecht. Zitternd presste sie sich gegen die Wand und atmete erst auf, als keiner der Männer die Tür öffnete. Sie durfte sich nicht beim Lauschen erwischen lassen, denn die beiden würden ihr das Genick brechen und dann so tun, als wäre sie die Treppe hinabgestürzt. Doch wenn sie starb, würden auch Marioza, Gaspare und vor allem Mariangela nicht mehr lange zu leben haben.
3.
F alko war froh um den warmen Wein, den Margarete ihm reichte. »Danke«, sagte er. »Es ist kalt und regnet so heftig, als wolle der Herrgott alle Wasser der Welt über Rom ausgießen. Ist Ritter Michel schon zurück?«
»Nein, der befindet sich noch im Vatikan. Es gibt Probleme wegen der Unterbringung des königlichen Gefolges.«
»Davon habe ich gehört. Die Herren in Rom stellen sich so an, als käme Friedrich mit einem großen Heer«, antwortete Falko ungehalten. »Dabei sind es nur ein paar hundert Mann. Aber selbst die sollen, wenn es nach den Römern geht, draußen vor der Stadt lagern. Langsam habe ich von diesem elenden Ort die Nase voll. Alle tun so, als
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