Toechter Der Suende
Hilbrecht kann bei seinem Besuch in Trastevere etwas über ihn erfahren«, erklärte Giso, der sich weder von seinem Bruder noch von Falko das Heft aus der Hand nehmen lassen wollte.
»Ich würde Hilbrecht gerne begleiten, aber ich bin zur Wache bei den Reichskleinodien eingeteilt«, antwortete Falko. »Aber vielleicht kann Ritter Michel …«
»Nenne mich Michi wie in alter Zeit«, wies dieser ihn zurecht. »Außerdem kann ich nicht mit, denn ich habe morgen eine Audienz beim Camerlengo Seiner Heiligkeit. Es gilt, den Besuch des Königs vorzubereiten.«
»Dann soll Ritter Oskar Hilbrecht begleiten. Ich will ihn ungern allein reiten lassen. Wir haben die Handlanger unserer Feinde bereits zwei Mal verprügelt, und es könnte sein, dass sie sich revanchieren möchten.«
»Das wollen wir nicht hoffen! Aber zwei deutsche Ritter werden doch mit einem halben Dutzend solcher Kerle fertig werden«, wandte Michi ein.
»Ich fürchte eher, dass sie es mit einem ganzen Dutzend versuchen werden, und das sind selbst für zwei wackere Männer zu viel!« Falko dachte an Gianni, der sich ihnen auf plumpe Weise hatte aufdrängen wollen, und vor allem an jenen Mann im Hintergrund, dessen Dolch selbst vor einem Gesalbten des Herrn nicht haltmachte.
»Ich werde froh sein, wenn der Kaiser hier war und Rom wieder verlassen hat«, sagte er leise, denn ihm war ebenso wie seinen Freunden bewusst, dass die nächsten drei Monate die härteste Zeit ihres Lebens werden würde.
Dann musste er daran denken, dass die Angelegenheiten Friedrichs III. ihn davon abhielten, nach Francesca zu suchen. Aber sie war ein kluges Mädchen und würde verstehen, dass seine Pflicht dem König gegenüber an erster Stelle stand.
Achter Teil
Der König
1.
D ario d’Specchi betrachtete seinen Sohn mit einem Gefühl ohnmächtiger Wut. Zwar waren Cirios Verletzungen im Lauf der Monate verheilt, aber sie hatten Spuren hinterlassen, die ihn für den Rest seines Lebens entstellten. Die rechte Gesichtshälfte war eingedrückt, die Nase ragte nach links, und das rechte Auge wirkte wie eine rote Murmel.
»Du solltest eine Augenklappe tragen«, riet d’Specchi schaudernd seinem Sohn.
»Es müsste schon eine Maske sein, die nur eine Öffnung für das linke Auge lässt!« Cirio d’Specchi klang bitter, denn bis zu jenem verhängnisvollen Tag in den Katakomben hatte er als ausnehmend hübscher junger Mann gegolten. Nun aber würden sich die Damen mit Grausen von ihm abwenden. Dazu kam der stechende Schmerz in den nach Angabe des Arztes zertrümmerten und wirr zusammengewachsenen Knochen, den er jedes Mal empfand, wenn die Regenwolken vom Tyrrhenischen Meer kommend ihre Wassermassen über Rom ergossen.
Cirio bedrückte jedoch nicht nur sein Aussehen. »Habt Ihr endlich herausbringen können, wer mich damals niedergeschlagen hat, Herr Vater? Ich werde es dem Kerl und seinen Kumpanen mit Zins und Zinseszins zurückzahlen.«
»Bedauerlicherweise nein! Selbst der senile Mönch, der die Katakomben bewacht, will nichts gesehen haben. Fast scheint es, als sei unser Feind wie ein Geist aus dem Nichts aufgetaucht und wieder verschwunden.«
»Ich muss wissen, wer es war!«, fuhr Cirio auf.
»Glaubst du etwa, ich nicht?« Der ältere d’Specchi knirschte mit den Zähnen. Seit Monaten forschte er nach dem Mann, dem sein Sohn diese Wunde zu verdanken hatte, und hatte darüber beinahe seine eigenen Pläne vergessen.
Nun besann er sich wieder darauf. »Nur gut, dass die Französin, die de Promont dir versprochen hat, sich nicht weigern kann, die Ehe mit dir einzugehen.«
»Vorher aber muss der Steiermärker sterben!« Dies war der Haken an der Sache, dessen war Cirio sich bewusst. Wie zu erfahren gewesen war, wurde der deutsche König auf dieser Reise gut bewacht.
»Wann wird Friedrich in Rom auftauchen?«, fragte er seinen Vater.
»Unseren Informanten nach hat er Bologna bereits verlassen und dürfte nun in Florenz weilen. Welch ein armseliger Monarch! Sein Gefolge ist winzig, und außer seinem Bruder Albrecht und seinem Neffen Ladislaus begleitet ihn kein einziger hoher Edelmann. Dazu kann er nicht einmal die Geschenke seiner Gastgeber erwidern. Es heißt sogar, er brächte sein Reisegeld nur auf, indem er Titel und Würden verkauft!«
Während Dario d’Specchi lachen musste, wanderten die Gedanken seines Sohnes in eine andere Richtung. »Vielleicht haben wir uns dem falschen Ziel verschrieben. Wenn die Informationen unserer Freunde zutreffen, würde Friedrich von
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