Toechter Der Suende
einschätzen, doch war er bereits stolz, weil Friedrich ihn vor allen Gästen herausgehoben hatte. Dann dachte er an Hilbrecht, der sich ebenfalls nach Kräften für den König eingesetzt hatte, und brachte die Sprache auf ihn. »Darf ich Eurer Majestät meinen Freund Hilbrecht von Hettenheim vorstellen? Seine Verdienste am heutigen Tag sind nicht geringer als die meinen!«
»Herr von Hettenheim kann sich glücklich schätzen, einen Freund wie Euch zu haben«, antwortete Friedrich III. und nickte Hilbrecht zu.
Dieser wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Im Allgemeinen war er schüchterner als Falko und fühlte sich in solch prunkvoller Umgebung und zwischen all den hohen Würdenträgern nicht wohl.
Falko aber begriff, dass er gerade die Gelegenheit erhielt, etwas für seinen Freund zu bewirken. »Junker Hilbrecht trägt zwar den Namen Hettenheim, ist aber nur ein jüngerer Sohn, der sich erst Besitz erwerben muss.«
Hilbrecht war es peinlich, so über sich sprechen zu hören, und er stieß Falko mit dem Fuß an, damit dieser nicht weiterredete.
Der König musterte die beiden mit dem Anflug eines Lächelns und wandte sich dann an einen seiner Tischgenossen. »Treue muss belohnt werden. Sorgt also dafür, dass die beiden jungen Ritter Uns als gnädigen und großzügigen Herrscher in Erinnerung behalten.«
Bei dem Wort großzügig lachten einige der italienischen Gäste, die der deutschen Sprache mächtig waren. Der armselige Einzug des Königs, über den sich schon das Volk an der Straße erregt hatte, war ihnen nicht verborgen geblieben.
Friedrich tat so, als hätte er nichts gehört, und verwickelte Falko in ein Gespräch über die Verhältnisse in Franken, um die er sich, wie er bedauernd sagte, leider nicht in dem Ausmaß kümmern konnte, wie er selbst es wünschte.
»Wir hoffen, dass dies sich in Zukunft ändern wird«, sagte er und wandte sich seinen übrigen Gästen zu.
Falkos Stolz, dass der König ausgerechnet mit ihm als Ersten gesprochen hatte, erhielt einen herben Schlag, als er Margaretes spöttische Miene bemerkte. Auch sie wurde vom König geehrt, indem er sie ansprach. Zwar wechselte Friedrich nur ein paar Worte mit ihr, doch als sie danach zu Falko hinsah, las dieser in ihrem Blick die Aufforderung, er solle sich nicht zu viel auf diesen Abend einbilden.
Das tat er auch nicht, denn ihm reichte es, wenigstens ein Mal am Tisch des Königs gesessen zu haben. Weitere Ansprüche wollte er nicht erheben. Das, so riet er Margarete im Stillen, sollte sie ebenfalls nicht tun. Zwar hatte sie dem Vernehmen nach ein gewisses Erbe zu erwarten, doch im Grunde war sie nur ein Mädchen aus einfachem Adel, auch wenn ihre Ahnen diesen Rang bereits vor mehreren hundert Jahren errungen hatten und nicht, wie seine Eltern, vor knapp drei Jahrzehnten.
13.
F ür Francesca Orsini war es wie eine Erlösung aus tiefster Not, als der Haushofmeister ihres Vaters auf dem Landsitz erschien und ihr erklärte, sie solle am nächsten Tag in die Stadt zurückgebracht werden. Allerdings gab er keinen Grund dafür an, sondern verabschiedete sich in beinahe unziemlicher Eile von ihr und verließ ihr Zimmer schneller, als er es betreten hatte.
Während sie auf die Tür starrte, die sich hinter dem Mann geschlossen hatte, fragte sie sich, ob er sie verachtete, weil sie unverheiratet schwanger geworden war. Sie bedachte ihn schließlich mit einer abwertenden Geste und griff sich an den Bauch, der ihr mit jedem Tag ausladender vorkam.
Ihre Miene hätte Annunzia warnen sollen, sie nicht anzusprechen. Doch die Freude, das einsame Landgut mit seinen biederen Knechten und Mägden verlassen und wieder in die Stadt zurückkehren zu können, machte die Zofe übermütig. »Der Heiligen Jungfrau sei es gedankt! Endlich kommen wir wieder nach Hause. Hier kam ich mir wie eine Verbannte vor.«
Francesca lachte spöttisch auf. »Du hast dich doch danach gedrängt, mich zu begleiten!«
»Ihr seid bis in den Grund Eures Herzens böse!« Die Zofe zischte und machte mit den Fingern eine Bewegung, als beiße eine Schlange mit ihren Giftzähnen zu. Angst vor Francesca hatte sie keine mehr. Die junge Frau war viel zu plump, um Gegenstände zielsicher zu werfen oder sie gar verprügeln zu können.
»Immerhin ist Eure Torheit daran schuld, dass ein junger Edelmann ums Leben gekommen ist«, stichelte sie weiter. Sie genoss es, Francesca all das heimzahlen zu können, was sie wegen dieser ungezogenen Orsini-Tochter hatte erdulden müssen. War
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