Toechter Der Suende
Diesmal kamen sie als geladene Gäste, denn der Papst hatte Königin Eleonore ein Geleit aus jungen römischen Edelleuten beiderlei Geschlechts gegeben.
Obwohl die Edlen Roms sich lange gegen Friedrichs Besuch und dessen Krönung gesträubt hatten, wollte jetzt keiner von ihnen fehlen. Nie zuvor hatte Falko so prunkvolle Roben und glitzernde Edelsteine gesehen wie an diesem Tag. Es schien, als wolle Rom allen Glanz entfalten, um die Armut des Königs noch einmal für alle augenfällig zu machen.
Doch selbst wenn Friedrich dies so empfand, war ihm nichts anzumerken. Am Eingang der Basilika hatte er dem Papst nach alter Sitte andeutungsweise den Fuß geküsst und danach einen Eid darauf geleistet, die Gesetze der Stadt und der Bürger zu achten.
Es gab etliche römische Adelige, die den König daraufhin hochleben ließen. Ihre Angst vor einer Besetzung ihrer Stadt durch deutsche Truppen war längst entschwunden, und so applaudierten sie heftig, als der Papst den König zum Sohn der heiligen Kirche ernannte und damit in das Domkapitel von Sankt Peter aufnahm. Selbst als Seine Heiligkeit Friedrich III. in einer kurzen Ansprache den neuen Kaiser nannte, unterblieb jegliche Unmutsäußerung.
Falko wunderte sich über die Wendigkeit des römischen Geistes, der jemand in einem Augenblick verdammen und im nächsten umjubeln konnte. Allerdings war es ihm so lieber, als wenn er und andere den König und dessen Gemahlin gegen einen wütenden Mob hätten verteidigen müssen.
Mehr als nach Friedrich und Eleonore hielt er nach Francesca Ausschau, die er unter den römischen Edeldamen vermutete. Doch sosehr er sich auch anstrengte, er fand sie nicht.
Daher wandte er sich wieder der Krönungszeremonie zu. Am Hochaltar sprachen drei Bischöfe im vollen Ornat Gebete, worauf Friedrich sich nach alter Sitte wie ein Priester bei seiner Weihe zu Boden warf, um Jesus Christus und die heilige Kirche zu ehren. Anschließend erhielt er zusammen mit den Kardinälen und Bischöfen die Kommunion mit Brot und Wein.
Nun begann das Hochamt, das in feierlicher Art zelebriert wurde und mit der Frage eines päpstlichen Diakons an die in der Basilika versammelten adeligen Herren Roms endete, ob es in ihrem Sinne wäre, Friedrich als ihren Kaiser anzuerkennen und ihm nach Geheiß der Apostel zu dienen.
Es wunderte Falko nicht, dass diejenigen, die am meisten gegen Friedrichs Besuch gehetzt hatten, zu den Ersten zählten, die die altüberlieferte Formel »Es geschehe!« riefen.
Friedrich leistete den Schwur, stets ein treuer Diener des Glaubens zu sein, die Macht des Heiligen Römischen Reiches zu mehren und die Armen und Schwachen zu schützen, auf das Evangelienbuch.
Daraufhin wurde er vom Papst gesalbt, der dabei auf David hinwies, welcher in ähnlicher Weise von dem Richter Samuel zum König Israels gesalbt worden sei, und anschließend mit den kaiserlichen Gewändern bekleidet. Zuletzt wurden Friedrich die Reichsinsignien einzeln übergeben und ihm die Krone aufs Haupt gesetzt.
Als sich der Papst, die geistlichen Würdenträger und die Edlen Roms schließlich vor dem neuen Kaiser verneigten, um dessen erhabene Stellung im Reich und dem Erdkreis zu bezeugen, atmete Falko auf. Da ihn seine eigenen Probleme beschäftigten, war er froh, nicht zum anschließenden Krönungsmahl eingeladen worden zu sein.
Gemeinsam mit einigen Rittern aus Friedrichs Gefolge suchten Hilbrecht und er eine in der Nähe gelegene Taverne auf, um sich nach den langen Stunden in der Basilika von Sankt Peter mit ein paar Bechern Wein und einem guten Stück Braten zu stärken.
Zuerst schwiegen die meisten, denn sie waren von dem Glanz beeindruckt, mit dem Friedrich gekrönt worden war. Bald aber löste der Wein die Zungen, und jeder wollte berichten, wie er diese Feier erlebt hatte.
Falko hielt sich zurück, da seine Gedanken mehr Francesca galten als dem neuen Kaiser, auch wenn er stolz darauf war, Zeuge eines Ereignisses geworden zu sein, das es auf der ganzen Welt kein zweites Mal geben konnte.
Gedankenverloren ließ er seine Blicke schweifen und stutzte. Am Nebentisch saßen zwei Männer, die ihn an die Österreicher erinnerten, welche er in der Marienkapelle des Campo Santo Teutonico belauscht hatte. Auf den zweiten Blick stellte er fest, dass es sich tatsächlich um die beiden Edelleute handelte. Bei ihnen saß ein Mann in bürgerlicher Tracht, der leise, aber heftig auf sie einredete. Dabei blickte er mehrmals zu ihrer Tafel herüber, an der vor allem Ritter
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