Toechter Der Suende
Märtyrer des Christentums hier abgebildet waren. Er verriet ihnen auch, dass mehrere der Heiligen die Gesichter von Geliebten oder Bastardsöhnen eines Papstes erhalten hatten. Das gefiel Falko nicht sonderlich, insbesondere stieß ihn die Darstellung einer Frau ab, die ausgerechnet als keusche Susanna im Bade porträtiert worden war. Keusch würde er ein Weib niemals nennen, das mit dem Oberhaupt der Christenheit Kinder in die Welt gesetzt hatte.
Dann musste er an Elisabeth denken und fühlte sich beschämt. Er hatte mit der jungen Äbtissin genau dasselbe getan und sie dabei geschwängert. Also durfte er, der selbst nicht ohne Sünde war, nicht den ersten Stein werfen.
»Ein schöner Saal«, sagte er zu Giso, um seine Unsicherheit zu verbergen. »So etwas gibt es bei uns daheim nicht.«
»Dafür müsstet Ihr schon Künstler aus unseren Landen in Eure nordischen Wälder holen«, erklärte ein römischer Prälat, der seine Worte gehört hatte.
»Fast wäre ich geneigt, es zu tun.« Falko bewunderte nun die Bilder, ohne weiter darüber nachzudenken, wie viele von ihnen Nepoten und Huren von Päpsten und Kardinälen darstellen mochten.
»Die ganz großen Künstler werdet Ihr nicht dazu bewegen können. Aber selbst jene, die einen Aufenthalt im Ausland ins Auge fassen könnten, übertreffen Eure Maler bei weitem!« Der Prälat genoss Falkos Bewunderung und beschloss, einen Maler, der bisher in Rom noch nicht hatte Fuß fassen können, über die Alpen zu schicken, damit dieser sich dort einen Namen machen konnte.
»Es wäre einen Versuch wert!«, sagte Falko, der an den großen Saal von Kibitzstein dachte, dessen Wände genug Platz für Bilder boten.
»Komm jetzt, der König will dich sehen!« Giso zupfte Falko am Ärmel, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Kirchenmann und trat dann auf den Tisch zu, an dem Friedrich III. saß.
Dieser blickte ihnen interessiert entgegen. »Das sind also die beiden jungen Herren, die heute über Unser Leben gewacht haben!«
Seine Miene blieb unbewegt, und er forderte Falko und Hilbrecht mit einer knappen Geste auf, an seiner Tafel Platz zu nehmen.
Falko nahm die Gelegenheit wahr, den erwählten König der Deutschen und baldigen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gründlich zu mustern, ohne aufdringlich zu wirken. Friedrich war ein hochgewachsener Mann, der mehr zur Hagerkeit als zur Fülle neigte. Dunkelblonde Locken fielen ihm auf die Schultern, und er trug einen kurz gehaltenen Kinnbart. Sein zeremonieller Rock war dicht mit Goldfäden besetzt, und auf dem Kopf trug er eine ebenfalls mit Goldfäden verzierte Kappe. Auf ein Schwert oder einen Dolch hatte er verzichtet. Allerdings standen mehrere Leibwächter in seiner Nähe und beobachteten jede Bewegung der Gäste mit Argusaugen.
Der König wirkte hoheitsvoll, aber auch sympathisch, sagte Falko sich und bedauerte, dass Eleonore von Portugal, Friedrichs Braut, nicht zu der Tischgesellschaft zählte. Die junge Dame hatte der Anstrengung der Reise Tribut zollen müssen und sich bereits zur Ruhe begeben.
Dafür saßen zwei Personen am Tisch, die Falko nicht erwartet hatte, nämlich Edelgunde von Frammenberg und Margarete. Beide waren mit Ritter Oskar gekommen, der vor Jahren einmal die Steiermark bereist und dort mit Friedrich Bekanntschaft geschlossen hatte. Bislang hatte Falko Margarete stets im derben Reisekleid oder im schlichten Gewand gesehen. Diesmal aber trug sie ein mit Silberfäden durchwirktes Gewand aus grünem Samt, das von gutem Geschmack zeugte und ihr ausgezeichnet stand. Es war zwar nicht mit Juwelen verziert wie die Kleidung der übrigen Damen bei Tisch, hob sie aber trotzdem unter den Gästen hervor.
Falko fragte sich, wo er bisher seine Augen gehabt hatte. Margarete war tatsächlich ein ausnehmend hübsches Mädchen. Doch diese Überlegung lenkte seine Gedanken auf Francesca, gegen deren Schönheit Margarete allerdings verblasste.
»Ihr seid der Reichsritter auf Kibitzstein?« König Friedrichs Frage beendete Falkos Sinnieren.
Rasch wandte er sich dem Herrscher zu und nickte. »Ja, Euer Majestät, der bin ich!«
»Wir haben Eure Schwester kennengelernt. Ein sehr tapferes Mädchen, will mir scheinen.«
Falko lächelte erfreut. »Das stimmt, Euer Majestät. So leicht wird Trudi nicht bang.«
»Eure Schwester hat Uns damals wertvolle Dienste geleistet, ebenso wie Ihr heute. Ihr sollt Unseren Dank erhalten.«
»Euer Majestät sind zu gütig!« Den Wert des königlichen Versprechens konnte Falko nicht
Weitere Kostenlose Bücher