Toechter Der Suende
bereits in ein abgelegenes Kloster zurückgezogen und ihre Schwestern jeden Kontakt zu ihr abgelehnt. Da auch Gaspares Gedanken mehr einer strammen Nachbarin galten, die er zu heiraten gedachte, war ihr nur Pater Luciano geblieben. Dieser hatte versucht, ihr die Angst vor dem fremden Land im Norden zu nehmen. Aber diese saß tief.
Um nicht immer daran denken zu müssen, was vor ihr lag, hatte sie kurz nach ihrer überraschenden Hochzeit begonnen, die unbekannte Sprache zu erlernen. Dabei hielt sie sich weniger an Margarete und Edelgunde als an die beiden deutschen Ammen. Deren Kenntnisse des römischen Dialekts waren jedoch jämmerlich, und so hatte Hilbrecht die Aufgabe übernommen, seine Frau auf ihre neue Heimat vorzubereiten.
Auch war er es, der neben Ritter Oskar am Tag des Aufbruchs die Übersicht behielt. Gemeinsam führten sie Edelgunde und Margarete zu deren Pferden und hoben sie hinauf. Auf ihr Wort hin nahmen Mariangela und die beiden Ammen in den bereitstehenden Sänften Platz. Schließlich gelang es ihnen auch, Falko dazu zu bewegen, sich von Francescas Eltern zu verabschieden, die noch einmal nach den beiden Mädchen hatten sehen wollen, und ebenfalls auf sein Pferd zu steigen.
»Lebt wohl, Falko Adler, und sagt meinen Enkelinnen, dass sie in unserem Haus stets willkommen sind«, rief Contessa Flavia ihnen noch nach. Dann blieben der Campo Santo Teutonico und der Vatikan hinter der Reisegruppe zurück.
11.
A uch in den nächsten Tagen mussten Hilbrecht und Ritter Oskar die Gruppe führen, weil Falko kaum ansprechbar war. Zu vieles blieb in Rom zurück, was er geliebt hatte, und dazu kam der Abschied von Giso, dem besten Freund seiner Kindertage.
Margarete ließ sich Falkos Schweigen eine Weile gefallen, dann aber stellte sie ihn zur Rede. »Auch wenn du es vergessen haben solltest, gibt es immer noch Aufgaben für dich! Du bist unser Anführer und Reisemarschall, und zudem solltest du dich auch um deine Töchter kümmern. Man könnte fast glauben, sie wären dir lästig.«
Obwohl Falko ihr keine Antwort gab, bewirkten ihre Worte, dass er sich wieder den Notwendigkeiten der Reise zuwandte. Als man ihnen in der nächsten Herberge einen Schuppen als Nachtquartier andrehen wollte, setzte er sich gegen den Wirt durch und sorgte dafür, dass sie die besten Kammern erhielten. Außerdem warf er dem Wirtsknecht, der ihnen zum Brot ranziges Olivenöl servieren wollte, den Ölkrug an den Kopf.
Am nächsten Morgen überraschte Margarete ihn dabei, wie er mit beiden Töchtern in den Armen auf dem Hof stand und diese küsste. »Jetzt ist er wieder normal«, sagte sie zu ihrer Tante und nahm Falko lächelnd die kleine Michaela Maria ab, die in Gefahr geraten war, ihm aus dem Arm zu rutschen.
Von diesem Tag an ging die Reise ohne größere Ärgernisse vonstatten. Sie passierten Florenz, Bologna und Mailand und erreichten schließlich Bellinzona. Dort mieteten sie Säumer, die sie über den Sankt-Gotthard-Pass bringen sollten. Zu den Männern zählte auch Urs, mit dem Falko vor über einem Jahr in Streit geraten war. Dieser begrüßte ihn grinsend und nahm sich der Gruppe an.
Der Weg bis Flüelen war anstrengend, doch selbst die an der Felswand des Chilchbergs entlangführende Twärrenbrücke schreckte die reiseerfahrenen Mitglieder der Gruppe lange nicht mehr so wie auf dem Hinweg. Dennoch waren alle froh, als sie dem Schöllenental abwärts folgen konnten und die Gefahren des Hochgebirges hinter ihnen zurückblieben.
In Flüelen ließ Urs sich nicht lumpen und lud Falko, Hilbrecht und Ritter Oskar zu einem Umtrunk ein, der Margarete, Edelgunde und Mariangela am nächsten Tag drei Jammerlappen als Ehemänner bescherte. Die Frauen enthielten sich zwar jedes bösen Wortes, zwinkerten sich aber lächelnd zu, als sich die Männer während der Fahrt über den Vierwaldstätter See immer wieder über die Bordwand beugten und würgten.
»Wie sagte schon unser Herr Jesus Christus? Wer den Wein nicht verträgt, sollte ihn aus dem Leibe lassen«, flüsterte Margarete den anderen Frauen zu und beschloss, in Luzern zwei Rasttage einzulegen.
Die Erholung tat Falko und seinen Mitstreitern gut, denn als es weiterging, waren sie wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte und taten so, als hätten sie niemals eine Schwäche verspürt.
Ihr Weg führte nun beharrlich nordwärts. In Basel mietete Falko mehrere Schiffe, die sie auf dem Rhein nach Mainz bringen sollten. Von dort aus würden sie sich auf kleineren Booten den Main bis
Weitere Kostenlose Bücher