Toechter Der Suende
verhinderten Meuchelmörder nicht für glaubhaft halten, so versichere ich Euch, dass ich dasselbe von Signora Isotta d’Specchi erfahren habe. Sie sagte mir, de Promont habe ihrem Mann versprochen, dass König Karl von Frankreich diesen in den Stand eines Vicomte erheben und sein Sohn eine reiche Erbin als Braut erhalten werde.«
Ercole Orsini trafen diese Worte bis ins Mark. Zuerst wollte er nicht glauben, dass er von den beiden d’Specchis betrogen und sogar verraten worden war. Er erinnerte sich jedoch rasch daran, dass diese sich nach dem ersten heftigen Drängen auf eine Heirat Cirios mit Francesca immer mehr Zeit gelassen hatten, die Ehe zu schließen. Es passte alles zusammen, auch die Tatsache, dass Dario d’Specchi nach dem misslungenen Anschlag auf Kaiser Friedrich zu ihm gekommen war und plötzlich auf eine sofortige Hochzeit gedrungen hatte. Wahrscheinlich hatte ihn die Angst vor der Rache der Deutschen dazu getrieben und wohl auch die vor den Franzosen, welche ihn und seinen Sohn als Versager ansehen mussten. Von der Aufnahme in die Orsini-Sippe hatten sich Vater und Sohn d’Specchi Sicherheit vor ihren Feinden versprochen.
Diese Erkenntnis war bitter, aber der Conte bewahrte Haltung. »Ihr habt meine Gemahlin und mich gewiss nicht rufen lassen, um mit uns über diese d’Specchis zu sprechen!«
»Nein, das habe ich nicht. Ich bitte Euch und Eure Gemahlin, das hier zu lesen!« Während er dies sagte, deutete Pater Luciano auf das Kirchenbuch.
Ercole Orsini trat verwundert näher und richtete seinen Blick auf die aufgeschlagene Seite. »Am siebzehnten August im Jahre des Herrn 1451 erschienen vor mir der Edle Falko Adler, Reichsritter auf Kibitzstein, und die Jungfrau Francesca Orsini, Tochter des Conte Ercole Orsini und seiner Gemahlin Flavia, geborene Carafa, um den Bund der Ehe einzugehen. Als Zeugen unterzeichneten der hochwürdige Herr Giso von Ziegenhain, Ritter Oskar von Frammenberg und Junker Hilbrecht von Hettenheim!«
»Wie kann das sein?«, fragte der Conte und sah Pater Luciano durchdringend an.
Dieser verzog keine Miene, sondern blätterte weiter und zeigte schließlich auf einen anderen Eintrag. »Heute wurde Francesca Adler auf Kibitzstein, Tochter des Conte Ercole Orsini und seiner Gemahlin Flavia, von zwei Töchtern entbunden und verstarb kurz darauf.«
Der Conte starrte auf das Datum und spürte, wie eine kalte Hand nach seinem Herzen griff. »Das ist schon fast einen Monat her!«
»Ich habe so lange gewartet, bis ich sicher sein konnte, dass die Kinder am Leben bleiben würden, denn ich wollte Euren Schmerz und den Eurer Gemahlin nicht aufwühlen. Hier sind die beiden!« Mit einer sanften Bewegung zeigte Pater Luciano auf die Säuglinge.
Während der Conte einen Schritt zurückwich, eilte Flavia zu den Kindern und betrachtete sie mit leuchtenden Augen. »Wie schön sie sind! Sie sehen fast gleich aus. Nur ist diese hier ein bisschen kleiner!« Ihr Finger wies auf die eigene Enkelin, deren Lebenswillen stark genug gewesen war, die schwere Zeit nach ihrer Geburt zu überstehen.
»Ich finde, damit ist der Ehre Eurer Familie und Eurer Tochter Genüge getan«, sagte Pater Luciano zu Conte Ercole.
Dieser schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber wie kann das sein? Weshalb hat Francesca uns nichts gesagt?«
»Vielleicht, weil sie Angst hatte! Sie wusste, wie sehr Ihr die Deutschen verachtet. Doch liebte sie den jungen Ritter und glaubte, er könnte ihr Schutz gegen die unerwünschte Heirat mit Cirio d’Specchi bieten, der, wie wir alle wissen, ein Mörder und Verräter gewesen ist.«
Der Pater lächelte sanft und fasste die Hand seines einstigen Freundes. »Conte Ercole, schließt Frieden mit dem jungen Ritter. Sein Schmerz ist nicht geringer als der Eure.«
Es dauerte einige Augenblicke, bis der Conte sich dazu durchrang. »Dann soll es sein! Aber nur um dieser Kinder willen, die in einer ehrlichen Ehe geboren worden sind.«
Auf einen Wink des Paters trat Falko vor und kniete vor Orsini und dessen Gemahlin nieder. »Ich bedauere, Euch Schmerz bereitet zu haben, und ich beweine die schönste Blume von Rom, an der ich mich nur so kurz erfreuen durfte.«
Diese Worte hatte ihm Pater Luciano in den Mund gelegt, und er sah, dass sie den Orsinis gefielen. Der Conte nickte knapp, während seine Gemahlin erst die Kinder ansah und sich dann zu ihm umdrehte. »Ich würde meine Enkelinnen gerne selbst aufziehen. Überlasst sie mir!«
Falko hörte Margarete im Hintergrund schnauben und
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