Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
sich auf den Besuch einiger Reporter gefaßt. Und sorgen Sie dafür, daß jeder von ihnen einen Katalog bekommt.»Er warf einen letzten Blick auf die Stücke und das Dekor, und mit einem »Gut gemacht« trat er in die strahlende italienische Sonne hinaus.
»Ich komme zu spät, Carlo«, sagte er an seinen Fahrer gewandt, während er sich mit bereits geöffneter Aktentasche auf den Rücksitz des wartenden Wagens schob.
Carlo grinste, zog sich seine Chauffeurmütze tiefer ins Gesicht und spielte mit seinen Fingern wie ein Konzertpianist bei der Vorbereitung eines Arpeggios. »Keine Sorge, Signore, ich regele das schon.«
Zu Rogans Ehre sei gesagt, daß er kaum eine Braue verzog, als der Wagen wie ein Tiger vom Bordstein auf die Straße schoß und die anderen Autos zähnefletschend und knurrend von der Fahrspur vertrieb. Er schob sich lediglich ein wenig tiefer in den Sitz und wandte seine Aufmerksamkeit dem Geschäftsbericht der römischen Filiale zu.
Es war ein erfolgreiches Jahr gewesen, dachte er. Nicht zu vergleichen mit den schwindelerregenden Umsätzen Mitte der Achtziger, aber dennoch ziemlich gut. Vielleicht war es gar nicht verkehrt, daß die Zeit, in der man auf einer Auktion für ein einziges Gemälde Hunderte von Millionen Pfund bekommen hatte, vorüber war. Erzielte Kunst einen derart hohen Preis, so wurde sie oft in irgendwelchen Kellergewölben versteckt, bis sie so seelenlos wie ein Haufen Goldbarren geworden war.
Aber dennoch hatten sie im vergangenen Jahr einiges an Profit erzielt. Genug, dachte er, als daß sich sein Traum von der Eröffnung einer weiteren, kleineren Worldwide-Filiale verwirklichen ließe, in der es einzig die Werke irischer Kunstschaffender zu sehen und zu kaufen gab. Die Idee hatte er bereits vor ein paar Jahren gehabt, aber erst in letzter Zeit war sie zu einem Herzenswunsch herangereift.
Eine kleine, gemütliche, jedermann zugängliche Galerie, in der vom Dekor bis hin zur Kunst selbst alles irisch war. Ein Ort, der zum Verweilen lud, an dem es qualitativ hochwertige Kunst zu erschwinglichen Preisen gab.
Ja, dachte er, der Zeitpunkt war perfekt. Absolut perfekt.
Mit quietschenden Reifen kam der Wagen zum Stehen, und es hätte nicht viel gefehlt, da hätte er sich wie ein wilder Hengst aufgebäumt. Carlo öffnete Rogan die Tür. »Sie sind pünktlich, Signore.«
»Und Sie, Carlo, sind ein Zauberer.«
Rogan brachte dreißig Minuten mit dem Leiter der römischen Galerie und zweimal so lange in einer Vorstandssitzung zu, anschließend gab er ein paar Interviews in seiner Rolle als Organisator der Concannon-Tournee, und hinterher waren ein paar Stunden für die Betrachtung möglicher Erwerbsprojekte und für Gespräche mit Künstlern und Künstlerinnen reserviert.
Für den Abend war der Weiterflug nach Venedig, Maggies nächstem Ausstellungsort, geplant, doch die Maschine flog erst in einer Weile ab, so daß Rogan noch Zeit für ein paar Anrufe in Dublin blieb.
»Joseph.«
»Rogan, wie ist es in Rom?«
»Sonnig und warm. Es ist alles fertig, und spätestens um sieben sollte ich in Venedig sein. Wenn Zeit ist, besuche ich noch heute abend die dortige Galerie. Ansonsten fahre ich morgen früh gleich als erstes hin.«
»Ich habe hier einen Plan. Sie kommen also in einer Woche zurück?«
»Wenn möglich, schon früher. Hat sich seit meinem Abflug irgendwas ereignet, was für mich von Interesse ist?«
»Aiman war hier. Ich habe ihm zwei Skizzen abgekauft. Sie sind ziemlich gut.«
»Das ist schön. Ich habe so eine Ahnung, daß wir ab dem nächsten Jahr mehr von ihm verkaufen können.«
»Wieso das?«
»Ich habe etwas im Sinn, über das ich mit Ihnen sprechen werde, wenn ich wieder in Dublin bin. Sonst noch was?«
»Ich habe den Freund Ihrer Großmutter kennengelernt, ehe die beiden nach Galway gefahren sind.«
Rogan stöhnte vernehmlich auf. »War sie etwa mit ihm in der Galerie?«
»Wie er sagte, wollte er Maggies Arbeiten einmal in der passenden Umgebung sehen. Er ist ein ziemliches Original, wenn ich so sagen darf.«
»Allerdings.«
»Oh, da wir gerade von Maggie sprechen, sie war Anfang der Woche hier.«
»Wo? In Dublin? Warum?«
»Das hat sie nicht gesagt. Sie kam nur kurz vorbei und stürzte sofort wieder los. Ich habe noch nicht einmal mit ihr sprechen können. Außerdem hat sie eine neue Lieferung geschickt, zusammen mit einer Nachricht für Sie.«
»Mit was für einer Nachricht?«
»Es ist blau.«
Rogan blätterte nicht länger in seinem Notizbuch
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