Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
ein Tornado. Mrs Corbett, denken Sie, Bruder Ishida könnte vielleicht in Ihrer Kutsche zurück in die Stadt fahren? Er fühlt sich nicht gut. Oder wir können unseren John – «
»Sie können sehr gern meine Kutsche ausleihen, Sir«, unterbricht Mrs Corbett mein nervöses Geplapper. »Ich bleibe hier und kümmere mich um die Mädchen.«
»Vielen Dank. Auf Wiedersehen, Miss Cahill.« Bruder Ishida verabschiedet sich mit den üblichen Segenssprüchen und eilt durch den prasselnden Regen.
Elena schaudert in ihrem Mantel. »Wir haben den Fahrer angehalten«, sagt sie mit klappernden Zähnen. »Gillian hat das Rad der Kutsche zerbrochen, und ich habe ihn seinen Auftrag vergessen lassen. Was ist passiert, Cate? Was haben Sie getan?«
Ich?
Ich starre Mrs Corbetts kriecherisches Gesicht an. Schließlich fällt der Groschen. Ich war ja so dumm, es nicht schon eher zu bemerken. Sie ist diejenige, die Elena empfohlen hat. Sie ist diejenige, die den Schwestern erzählt hat, dass wir Hexen sind. Ihr ständiges Einmischen in unsere Angelegenheiten, seit Mutter gestorben ist – wie lange hat sie uns schon beobachtet?
Mein Mund wird ganz trocken, und ich muss mehrmals schlucken, bevor ich sprechen kann. »Sie sind auch eine Hexe.«
»Und ich war ein Mitglied der Schwestern, bevor ich geheiratet habe. Nachdem mein Mann gestorben ist, habe ich der Schwesternschaft meine Dienste wieder angeboten. Meine beiden eigenen Töchter waren zu nichts nutze. Ich bin speziell nach Chatham geschickt worden, um darauf zu achten, dass Sie und Ihre Schwestern keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie hätten es mir wirklich leichter machen können«, klagt sie. »Das ist ein ganz schönes Durcheinander, das Sie hier angerichtet haben. Und ich habe gehört, unsere liebe Elena hat es nicht gerade leicht gehabt.«
»Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«, fragt Elena.
Ich befühle den Striemen, den Bruder Ishidas Ring hinterlassen hat – der Silberring, den alle Brüder an der rechten Hand tragen, um damit ihre Ergebenheit dem Herrn gegenüber zu symbolisieren. »Ich war unverschämt.«
Elena hebt die Augenbrauen, und ein Lächeln spielt um ihre Lippen. »Ich kann nicht sagen, dass Sie es nicht verdient hätten. Lassen Sie uns hineingehen. Es ist kalt hier draußen.«
Maura sitzt nur in Unterkleid und Korsett auf der untersten Treppenstufe, während Mrs O’Hare ihr Heilsalbe auf die Wange schmiert. Ihr rechter Arm ist mit dicken Leinenstreifen verbunden. Tess steht hinter ihr und flicht ihr das Haar.
»Guter Gott«, sagt Mrs Corbett. »Was ist denn hier passiert?«
Maura kommt auf die Füße und drückt sich ihr ruiniertes Kleid vor die Brust, ihre Wangen sind leuchtend rot.
»Der Sturm«, sagt Tess.
»Maura«, sage ich. Tess schaut schockiert drein, Maura beschämt. »Wo ist Lily?«
»Wir haben sie nach Hause geschickt. Sie wollte bleiben und aufräumen helfen, aber wir dachten, es wäre besser – « Mrs O’Hare hört mitten im Satz auf. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck und den blauen Augen voller Leidenschaft sieht sie die beiden Neuankömmlinge an. »Ich würde niemals zulassen, dass meinen Mädchen etwas zustößt, nie im Leben. Ich weiß schon lange Bescheid, seit du selbst früher alles auf den Kopf gestellt hast, Cate. Maura, komm mit rauf in dein Zimmer. Wir machen den Kamin an, und ich werde mich um deine Hand kümmern. Es kann sein, dass du genäht werden musst, die Bandage ist schon voller Blut.«
»Warten Sie«, sagt Mrs Corbett. »Lily Belfiore hat dies hier mitbekommen, zusammen mit Bruder Ishida?«
»Ja.« Tess hält Mauras Hand. Maura sieht Elena elendig an. »Aber sie erinnert sich an nichts.«
»Und er auch nicht«, füge ich hinzu. »Es war sehr gründliche Arbeit.«
»UndwerhatdieMagiebei denbeidenangewendet?«MrsCorbettswachsamerBlickschweifthungrigzwischenunshinundher.
Dieses Mal zögere ich nicht. Sie verdächtigen mich sowieso schon. Sie wissen nichts von Tess. »Ich war es.«
Mrs Corbett und Elena wechseln einen Blick. »Lassen Sie uns ins Wohnzimmer gehen. Es gibt ein paar Dinge, die wir mit Ihnen besprechen müssen, Miss Cate.«
»Ich komme mit«, bietet Tess an und springt die Stufen herunter.
»Ich denke, wir halten diese Besprechung besser in kleinem Rahmen ab«, entgegnet Mrs Corbett.
»Natürlich«, sage ich ruhig. Ich möchte nicht, dass Tess sieht, wie groß meine Angst ist. Ich fahre ihr mit der Hand über das weiche, blonde Haar. »Hilf Mrs O’Hare mit Maura, ja?«
Tess sieht mich
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