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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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wirft sich Mrs O’Hare in die Arme.
    »Ist in Ordnung, Liebes«, flüstert Mrs O’Hare und streicht ihr übers Haar.
    Sie kann besser verzeihen, als ich es kann.
    Der Kutscher tritt in die Eingangstür. Er ist groß und breitschultrig und hat eine scharfe Hakennase und eine schlimme Narbe auf dem Kinn. Ich erkenne ihn – es ist einer der Männer, die Gabrielle Dolamore verhaftet haben. Und er war auch heute dabei, als Brenna verhaftet wurde.
    »Cyrus!«, ruft Bruder Ishida. »Fahr in die Stadt und ruf den Rat zusammen. Bring sofort alle hierher. Ich habe in diesem Haushalt zwei Hexen identifiziert.«
    Cyrus sieht uns angewidert an. »Ja, Sir«, sagt er, dreht sich wieder um und verschwindet im Dämmerlicht.
    Bruder Ishida geht auf der Stelle auf und ab. »Ich brauche eigentlich gar keine Zeugen. Ich habe es ja mit meinen eigenen Augen gesehen. Trotzdem, es ist immer besser, gründlich zu sein. Miss Cahill. Wussten Sie von der Bösartigkeit Ihrer Schwestern? Haben Sie schon vorher beobachtet, wie sie Verbrechen der Hexerei begangen haben?«
    Ich antworte nicht, sondern sehe bloß auf meine verschränkten Hände.
    »Antworten Sie mir, Mädchen! Wussten Sie, dass Ihre Schwestern Hexen sind?«
    Ich schweige.
    Er kommt auf mich zu und schlägt mir ins Gesicht. So fest, dass mein Kopf zurückschnellt und ich gegen die Wand taumele. »Cate!«, ruft Tess. Ich lege eine Hand auf meine brennende Wange. Maura und ich haben uns oft gegenseitig geschubst und an den Haaren gezogen – aber niemand hat mich jemals zuvor geschlagen. Der Schmerz lässt Tränen in meine Augen steigen, aber ich halte sie zurück. Ich werde ihm nicht die Genugtuung geben, mich weinen zu sehen.
    »Sie werden mich nicht einfach ignorieren«, sagt Bruder Ishida, und die dunklen Augen blitzen in seinem faltigen Gesicht. »Ich bin eine Respektsperson. Sie werden mir antworten. Jetzt . Wussten Sie von der Hexerei Ihrer Schwestern?«
    »Nein.« Ich senke meinen Blick und beiße mir auf die Unterlippe. Es würde die Sache nicht unbedingt besser machen, ihm zu sagen, was ich von ihm halte.
    Es fängt an zu regnen, die Tropfen trommeln auf das Dach der Veranda. Ein kalter Wind fegt durch die Eingangshalle und weht den Geruch von nassen Blättern und verwelktem Gras herein.
    Mrs O’Hare bewegt sich auf die Küche zu. Doch Bruder Ishida hält eine Hand hoch, um sie aufzuhalten. »Wo wollen Sie hin?«
    »Verbandszeug und Wundsalbe für Miss Maura holen«, sagt sie.
    »Nein. Niemand verlässt den Raum, bis die Wachen eintreffen.« Bruder Ishida wendet sich Lily zu, die zitternd draußen vor der Tür steht, ihre braunen Kuhaugen sind groß und unschuldig. »Miss Belfiore, sind Ihnen vorher schon einmal andere seltsame Geschehnisse in diesem Haus aufgefallen?«
    Lily zögert, und er runzelt die Stirn. »Miss Belfiore, Ihre erste Pflicht gilt dem Herrn. Wir müssen die Hexerei ausmerzen, wo immer wir sie finden, damit sie keine Wurzeln schlagen kann und sich nicht wie Gift im gesamten Land verbreitet. Reden Sie.«
    »Ich habe manchmal Dinge bemerkt«, flüstert Lily. Sie sieht auf seine Stiefel. Eine Strähne braunen Haars fällt ihr ins Gesicht. »Dinge, die mir merkwürdig vorkamen. Blumen, die blühen, wenn gar nicht die Jahreszeit dafür ist. Essen, das angebrannt ist, aber himmlisch schmeckt. Gegenstände, die im einen Moment noch da sind und im nächsten Moment verschwunden.«
    Oh nein. Ich habe immer versucht, darauf zu achten, dass die Bediensteten nichts mitbekommen, das sie sich nicht erklären können. Und trotzdem hätte ich nie geglaubt, dass sie gegen uns aussagen würden. Mrs O’Hare liebt uns, und Lily – nun, sie ist eine gute Kirchgängerin, aber sie war immer sehr schüchtern. Sie ist schon vor Jahren zu uns gekommen, gleich nachdem Mutter gestorben ist.
    »Vielen Dank, Miss Belfiore.« Bruder Ishida lächelt. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Du bist eine undankbare kleine Petze«, zischt Maura.
    »Schweig, Hexe!«, donnert Bruder Ishida. »Miss Teresa, kommen Sie her.«
    Tess geht langsam die Treppe hinunter. Sie trägt den Kopf hoch erhoben, aber sie zittert – wie Arabella, die über die Planke geht. Neben Maura bleibt sie stehen.
    Bruder Ishida lächelt die beiden zynisch an. »Wenn meine Wachen ankommen, werden Sie Ihnen die Hände fesseln. Die anderen Ratsmitglieder werden mir dabei helfen, das Haus nach Beweisen zu durchsuchen, obwohl wir kaum noch weitere brauchen. Sie werden einzeln in Zellen untergebracht und morgen wird Ihnen der

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