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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elia Barceló
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sind, legst du dich ins Bett, ich komme später, um dich abzuholen, und dann sage ich Don Javier und Doña Marisa, das Beste wäre, du würdest liegen bleiben und dich ausschlafen, um morgen wieder fit zu sein.«
    »Und wenn du dann auch hierbleiben musst, damit ich nicht allein bin?«
    Zum ersten Mal lächelt Marga. Gerade ist ihr ein großartiger Gedanke gekommen: Wenn sie wegen einer erkrankten Klassenkameradin im Hotel bleibt, erspart ihr das den Diskoabend mit Manolo, der sich schon den ganzen Tag beschwert, sie kümmere sich nicht genug um ihn, und ihr ständig ins Ohr flüstert, was er am Abend alles mit ihr vorhat.
    »Dann bleibe ich halt. Schließlich gibt es in unserem Hotel ja auch eine Diskothek. Kann sein, dass Candela ebenfalls hierbleiben will, dann bin auch ich nicht allein, wenn du mit deinem Schweden in den Garten gehst.«
    »In den Garten?« Reme stutzt.
    »Irgendwo müsst ihr euch doch unterhalten, nicht wahr? Denn in der Diskothek versteht man kaum sein eigenes Wort. Und du wirst ja wohl nicht mit ihm auf sein Zimmer gehen wollen.«
    Jetzt ist Reme heilfroh, Marga nicht alles erzählt zu haben. Ganz offensichtlich würde sie es nicht verstehen. Marga käme nie auf die Idee, dass Reme das, was sie mit dem Schweden tun will, nicht im Garten vor aller Augen tun kann.
    »Nein, nein, natürlich nicht«, erwidert sie hastig. »Ich habe an einen Strandspaziergang gedacht.«
    Sie tauschen ein verschwörerisches Lächeln, weil sie wissen, dass ihnen in diesem Augenblick die gleichen Bilder aus unzähligen Liebesfilmen durch den Kopf gehen.
    »Hilfst du mir, Marga?«
    »Verlass dich auf mich.«

2007
    Um zehn Uhr morgens stand David vom Schreibtisch auf und ging zu Gerardo ins Büro, um ihm Bescheid zu sagen, dass er jetzt zu Lenas Beisetzung fährt.
    »Ah! Du gehst hin?« Gerardo klang überrascht.
    »Klar, Mann, sie war eine Freundin von uns. Na ja, mehr Anas als meine, aber ich möchte gern hin. Und wer weiß, vielleicht bekomme ich ja noch etwas heraus.«
    »Ja. Man kann nie wissen, obwohl ich, offen gestanden, langsam bezweifle, dass wir noch irgendetwas Stichhaltiges finden werden. Wer es auch getan hat, der- oder diejenige war so freundlich klarzustellen, dass es kein Selbstmord war, und so niederträchtig, ein paar idiotische Fährten zu legen, die zwar auf die Montero hinweisen, aber gleichzeitig auch deutlich machen, dass die es nicht gewesen sein kann. Es sieht fast nach einer Abrechnung innerhalb dieser Frauengruppe aus, deren Grund wir nie erfahren werden; wahrscheinlich eine Lappalie, die im Lauf der Jahre gigantische Ausmaße angenommen hat.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Gerardo. An welche Art von Lappalie denkst du?«
    »Was weiß denn ich? Dass eine der anderen vor Ewigkeiten einmal den Freund ausgespannt hat, zum Beispiel.«
    »Ach was! Und soweit ich weiß, hat Lena nie etwas mit Freunden oder Ehemännern der anderen gehabt.«
    »Ja, es wäre logischer, wenn zum Beispiel Carmen Ana umgebracht hätte«, sagte Gerardo schmunzelnd.
    »Das finde ich nicht witzig. Wenn die Leute anfangen wollten, sämtliche Verflossenen ihrer aktuellen Partner umzulegen, wären wir ganz schön überfordert.«
    »In letzter Zeit kommt das aber ziemlich oft vor, meinst du nicht?«
    »Aber im Augenblick der Trennung. Wenn eine Frau ihrem Mann sagt, dass sie ihn wegen eines anderen verlässt. Niemand wartet zwanzig Jahre und tarnt es dann als Selbstmord.«
    »Mach schon, hau endlich ab! Ich werde alles so weit fertig machen, dass wir den Fall vorerst zu den Akten legen können. Ganz schließen will ich ihn noch nicht, aber es gibt eiligere Dinge. Mit dem, was wir haben, auch wenn die DNA -Analyse wie erwartet positiv war, kommen wir keinen Schritt weiter. Jeder Richter würde uns sagen: ›Wissen Sie eigentlich, wie leicht es ist, einen Zigarettenstummel aus irgendeinem Aschenbecher zu nehmen und ihn im Haus eines Mordopfers zu deponieren?‹ Und wenn es sich obendrein um eine prominente Persönlichkeit wie die Montero handelt, die nicht einmal unbezahlte Strafzettel hat, brauchen wir etwas Bombensicheres.«
    »Dann sage ich ihr also, dass sie sich wieder frei bewegen kann?«
    »Nein. Noch nicht. Sollen sie ruhig glauben, wir seien noch dran. Vielleicht haben wir Glück, und jemand bekommt kalte Füße. Du kannst ja mal ganz nebenbei die Rothmans-Kippe erwähnen und dass wir sie eindeutig zuordnen können, mal sehen, was passiert.«
    »Mach ich. Sofort nach der Beerdigung komme ich wieder.«

    Um zwanzig

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