Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Augenblick Ihren Augen anzusehen ist.«
»Das wird sich auch wieder legen«, sagte Maggie in entschiedenem Ton. »Mischen Sie sich immer in die Angelegenheiten anderer Leute ein?«
»Aber sicher doch.« Er kostete den Tee. Das Gebräu war stark genug, daß der Löffel darin stehen blieb. Perfekt. »Die Schriftstellerei ist eine vorzügliche Tarnung, wenn man neugierig ist.« Dann allerdings wurde seine Miene ernst. »Ich mag sie. Es ist unmöglich, sie nicht zu mögen. Es stört mich zu sehen, daß sie traurig ist.«
»Sie kann einen Freund gebrauchen. Sie haben das Talent, die Menschen zum Reden zu bringen. Wenden Sie es bei ihr an. Aber sehen Sie sich vor«, fügte sie hinzu, ehe Gray zum Sprechen kam. »Unter ihrer harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern. Zerquetschen Sie ihn, und ich zerquetsche Sie.«
»Verstanden.« Und höchste Zeit, dachte er, daß er auf etwas anderes zu sprechen kam. Er lehnte sich zurück und legte seinen linken Stiefel auf sein rechtes Knie. »Also, was ist dran an der Geschichte mit unserem Freund Murphy? Hat der Typ aus Dublin Sie ihm tatsächlich vor der Nase weggeschnappt?«
Zum Glück hatte sie gerade keinen Tee im Mund, sonst hätte sie sich bestimmt daran verschluckt. Zunächst kicherte sie nur leise, doch dann prustete sie so heftig, daß sie vor Lachen fast zu weinen begann.
»Offenbar habe ich irgendeinen guten Witz verpaßt«, sagte Rogan von der Tür her. »Hol erst mal Luft, Maggie, du bist schon puterrot.«
»Sweeney.« Kichernd rang sie nach Luft und griff nach seiner Hand. »Das ist Grayson Thane. Er hat sich gefragt, ob
du, als du mir den Hof gemacht hast, vielleicht Murphy auf die Füße getreten bist.«
»Murphy nicht«, sagte Rogan vergnügt, »aber dafür Maggie selbst, bis sie endlich kapiert hat, daß ich der Richtige bin. Freut mich, Sie kennenzulernen«, fügte er hinzu und reichte Gray seine freie Hand. »Ich habe viele unterhaltsame Stunden mit Ihren Geschichten verbracht.«
»Vielen Dank.«
»Gray hat mir Gesellschaft geleistet«, erklärte Maggie ihrem Mann. »Und jetzt bin ich zu gut gelaunt, um dich dafür anzuschreien, daß du mich heute morgen einfach grußlos verlassen hast.«
»Du hast den Schlaf gebraucht.« Er schenkte sich Tee ein und zuckte zusammen, als er ihn kostete. »Himmel, Maggie, mußt du das Zeug immer so lange ziehen lassen, bis es ungenießbar ist?«
»Ja.« Sie beugte sich vor und stützte das Kinn auf eine Hand. »Aus welchem Teil von Amerika kommen Sie, Gray?«
»Aus keinem bestimmten. Ich ziehe immer in der Gegend herum.«
»Aber irgendwo müssen Sie doch zu Hause sein?« »Ich habe kein Zuhause.« Er biß in einen neuen Keks. »Ich brauche kein Zuhause, denn ich bin ständig unterwegs.«
Die Vorstellung faszinierte Maggie, und sie musterte ihren Gast mit schräg gelegtem Kopf. »Sie ziehen also einfach so von einem Ort zum anderen mit – nichts als den Kleidern an Ihrem Leib?«
»Ein bißchen mehr Gepäck habe ich schon. Manchmal kaufe ich irgend etwas, dem ich einfach nicht widerstehen kann – wie zum Beispiel diese Skulptur von Ihnen, die es in London gab. Ich habe eine Mietwohnung in New York, die mir als eine Art Lagerhalle für meine Sachen dient. In New York sind mein Verlag und meine Agentin, also kehre ich ein –, zweimal im Jahr dorthin zurück. Schreiben kann ich überall«,
stellte er mit einem Schulterzucken fest. »Also tue ich es.«
»Und Ihre Familie?«
»Du bist neugierig, Margaret Mary.«
»Er auch«, schoß sie zurück.
»Ich habe keine Familie. Haben Sie sich für das Baby schon irgendwelche Namen überlegt?« lenkte Gray vom Thema ab.
Maggie erkannte seine Taktik und runzelte erbost die Stirn, Rogan jedoch drückte unter dem Tisch ihr Knie, ehe sie weitersprach. »Wir können uns nicht einigen, aber wir hoffen, daß wir einen Namen finden, ehe das Kind auf die Uni geht.«
Gewandt lenkte Rogan das Gespräch auf höfliche, unpersönliche Themen, bis Gray sich erhob, um zu gehen.
Sobald Maggie mit ihrem Mann alleine war, trommelte sie zornig mit den Fingern auf dem Tisch herum. »Wenn du dich nicht eingemischt hättest, hätte ich noch mehr über ihn rausgekriegt.«
»Sein Privatleben geht dich nichts an.« Er beugte sich vor und küßte sie auf den Mund.
»Vielleicht doch. Ich mag ihn, aber sobald er auf Brianna zu sprechen kommt, kriegt er so einen seltsamen Blick. Und ob ich den mag, weiß ich nicht.«
»Das geht dich auch nichts an.«
»Sie ist meine Schwester.«
»Und
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