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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sah.
    Von seinem Standort aus konnte Gray das gesamte Tal und die dahinter liegenden Hügel überblicken. Aus der Ferne drang das schnelle, fröhliche Bellen eines Hundes an sein Ohr. Con vielleicht, auf der Suche nach Abenteuern, ehe es nach Hause ging, wo er den Kopf in Briannas Schoß vergrub.
    Um dieses Privileg beneidete er den Hund.
    Gray verzog das Gesicht und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. Er hatte sich schwer zusammenreißen müssen, damit er mit diesen Händen nicht plötzlich einfach die Taille seiner auf so subtile Weise verführerischen Wirtin umfing.
    Er sagte sich, daß sie ihre züchtigen Schürzen und ihren Knoten mit den sich lösenden Haarsträhnen wohl kaum in der Absicht trug, daß er ihrem Charme erlag. Und doch erlag er ihm. Ebenso wirbelte sie, eingehüllt in den Duft von Wildblumen und Klee, wohl kaum im Haus herum, damit er die Beherrschung verlor. Und dennoch litt er tausend Qualen, sobald er sie nur sah.
    Außer der körperlichen Anziehungskraft – die bereits schwer genug zu ignorieren war – war da noch ihre geheimnisvolle Traurigkeit, die er faszinierend fand. Noch immer war er weit davon entfernt, ihre freundliche Distanziertheit zu überwinden und zu erfahren, aufgrund welcher Sorgen ihr Blick oft so verschleiert war.
    Nicht, daß er die Absicht hatte, sich einzumischen, versicherte er sich. Er war einfach neugierig, mehr nicht. Aufgrund seines ehrlichen Interesses und seines mitfühlenden Wesens war er ein Mann, der schnell Freunde fand. Aber enge
Freunde, Freunde, die man über die Jahre hinweg behielt, um die man sich Sorgen machte, die man vermißte, wenn man nicht zu Hause war, gab es nicht in seinem Lebensplan.
    Grayson Thane reiste immer mit leichtem Gepäck, und er reiste oft.
    Beim Anblick des kleinen Cottages mit der leuchtend gestrichenen Eingangstür blieb er stehen. An der Südseite befand sich ein Anbau, der ebenso groß wie das ursprüngliche Gebäude war. Die während der Bauarbeiten abgetragene Erde war zu einem Schlammhügel aufgeworfen, der sicher jedem Fünfjährigen eine große Freude war.
    Das kleine Cottage weiter unten an der Straße, überlegte er, in dem Briannas Schwester lebte, wenn sie zu Hause war? Er beschloß, daß es bestimmt Maggie gewesen war, die die Tür so grellrot gestrichen hatte, und ging durch das Gartentor, um sich ein wenig umzusehen.
    Während der nächsten paar Minuten vergnügte er sich, indem er den Anbau betrachtete. Wer auch immer hier am Werk war, wußte, was er tat. Der Rahmen war robust, und alles war aus allerbestem Material. Sie bauen bestimmt für das Baby an, überlegte er, während er langsam nach hinten ging, wo er ein weiteres kleines Gebäude sah.
    Ihre Werkstatt, dachte er. Froh über diese neue Entdeckung, sprang er von dem Holzsteg, über den man von der Baustelle kam, ging eilig über das taunasse Gras und spähte durch eins der Fenster in das Atelier. Die Öfen, Arbeitstische und Werkzeuge weckten seine Neugier und beflügelten seine Phantasie. Auf zahllosen Regalen lagen halb fertige Kunstwerke herum. Ohne zu zögern öffnete er die Tür.
    »Wollen Sie, daß ich Ihnen die Finger breche?«
    Er drehte sich um. Maggie stand in der Hintertür des Cottages, eine dampfende Tasse in der Hand. Sie trug einen schlabberigen Pullover, eine abgewetzte Kordhose und runzelte erbost die Stirn. Gray grinste sie fröhlich an.
    »Nicht unbedingt. Ist das der Ort, an dem Sie arbeiten?«
    »Allerdings. Wie springen Sie mit jemandem um, der ungebeten in Ihr Arbeitszimmer platzt?«
    »Ich habe kein Arbeitszimmer. Wie wär’s mit einer Besichtigungstour?«
    Sie stieß einen Fluch und einen Seufzer aus. »Sie sind ziemlich dreist, finden Sie nicht? Aber gut, schließlich habe ich sonst gerade nichts zu tun. Haut der Kerl einfach ab und weckt mich noch nicht mal auf«, beschwerte sie sich, während sie über den Rasen kam. »Statt dessen legt er mir einen popeligen Zettel auf den Küchentisch, auf dem steht, daß ich vernünftig frühstücken und die Beine hochlegen soll.«
    »Und, sind Sie der Anweisung gefolgt?«
    »Ich hätte es vielleicht getan, wenn ich nicht zufällig gehört hätte, daß jemand über mein Grundstück stapft.«
    »Tut mir leid.« Aber immer noch grinste er. »Wann soll das Baby denn kommen, wenn man fragen darf?«
    »Im Frühjahr.« Es reichte, daß er das Baby erwähnte, und unweigerlich wurde ihre Miene sanft. »Ich habe also noch wochenlang Zeit, und wenn der Kerl mich weiter so verhätschelt, sehe

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