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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Kragens wirkte es nur so lange einfach und praktisch, bis man es am Körper trug, denn aufgrund eines raffinierten Schnitts enthüllte die dünne, weiche Wolle mindestens ebensoviel wie sie verbarg.
    Trotzdem, sagte sich Brianna, war es das Passende für ein Essen im Restaurant, und außerdem war es eine Sünde, daß sie es bisher noch nicht getragen hatte, denn schließlich hatte Maggie bei der Auswahl des Kleides weder Mühe noch Kosten gescheut.
    Verärgert, weil sie immer noch nervös wie ein Teenager vor seinem ersten Rendezvous war, nahm sie ihren schlichten, schwarzen Mantel mit dem gestopften Futter und legte ihn sich über den Arm. Es war eine Einladung zum Essen, mehr nicht, sagte sie sich. Die nette Geste eines Mannes, der über eine Woche lang von ihr bekocht worden war.
    Sie nahm einen letzten beruhigenden Atemzug, trat aus ihrem Zimmer in die Küche und von dort in den Korridor. In genau diesem Augenblick kam er die Treppe herunter, und sie sah ihn verlegen an.
    Einen Fuß noch auf der untersten Stufe und die Hand noch auf dem Geländer, blieb er stehen. Einen Moment lang starrten
die beiden einander vollkommen reglos an, doch dann brach er den Bann, indem er entschlossen weiterging.
    »Aber hallo.« Er sah sie mit einem zufriedenen Lächeln an. »Sie sehen wirklich bezaubernd aus, Brianna.«
    »Sie haben einen Anzug an.« Und sehen einfach toll aus, dachte sie.
    »Hin und wieder zwinge ich mich, so etwas zu tragen.« Er nahm ihren Mantel und legte ihn ihr um die Schultern.
    »Sie haben noch gar nicht gesagt, wohin wir gehen.«
    »Ins Restaurant.« Er legte ihr einen Arm um die Taille und schob sie aus dem Haus.
    Als sie in den Wagen stieg, stieß sie einen bewundernden Seufzer aus. Die Ledersitze verströmten einen angenehmen Duft und waren butterweich. Vorsichtig strich sie mit einer Fingerspitze über den Bezug, während er fuhr.
    »Es ist wirklich nett von Ihnen, mich einzuladen, Gray.«
    »Mit Nettigkeit hat das nichts zu tun. Ich hatte einfach das Bedürfnis auszugehen, und außerdem wollte ich mit Ihnen zusammen sein. Ich habe Sie abends noch nie im Pub gesehen.«
    Sie entspannte sich ein wenig. Dorthin also war er unterwegs. »In letzter Zeit war ich auch nur selten dort. Hin und wieder allerdings macht es mir Spaß, hinzugehen und die Leute zu treffen. Die O’Malleys haben diese Woche ein weiteres Enkelkind gekriegt.«
    »Ich weiß. Zur Feier des Tages hat man mir sogar ein Bier spendiert.«
    »Ich habe einen Babysack für das Kleine gemacht. Wenn ich gewußt hätte, wohin wir fahren, hätte ich ihn mitgenommen.«
    »Wir fahren nicht in den Pub. Was ist ein Babysack?«
    »Eine Art Schlafsack. Man knöpft das Baby darin ein.« Als sie durch das Dorf fuhren, lächelte sie. »Das da sind Mr. und Mrs. Conroy. Sie sind seit über fünfzig Jahren verheiratet und halten immer noch Händchen. Sie sollten sie mal tanzen sehen.«
    »Mir wurde gesagt, ich sollte Sie mal tanzen sehen.« Er bedachte sie mit einem fragenden Blick. »Es heißt, Sie hätten sogar Preise gewonnen.«
    »Als junges Mädchen, ja.« Sie zuckte mit den Schultern, denn Wehmut war ein närrisches Gefühl. »Aber ich habe immer nur zum Vergnügen getanzt.«
    »Und was tun Sie jetzt nur zum Vergnügen?«
    »Oh, dies und das. Für einen Ami fahren Sie ziemlich gut.« Als sie seinen verständnislosen Blick bemerkte, kicherte sie. »Ich meine, die meisten Amerikaner haben Schwierigkeiten mit unseren Straßen, und außerdem fahren sie mit schöner Regelmäßigkeit auf der falschen Seite.«
    »Was die falsche und was die richtige Seite ist, sei dahingestellt, aber ich war schon so oft in Europa, daß das Autofahren hier nichts Neues für mich ist.«
    »Sie haben keinen erkennbaren Akzent – außer, daß er amerikanisch ist. Wissen Sie, es ist eine Art Spiel für mich – ich rate gern, woher meine Gäste sind.«
    »Vielleicht habe ich deshalb keinen ausgeprägten Akzent, weil ich nirgends zu Hause bin.«
    »Jeder Mensch ist irgendwo zu Hause.«
    »O nein. Es gibt mehr Nomaden auf der Welt, als Sie vielleicht denken.«
    »Sie behaupten also, ein Zigeuner zu sein.« Sie schob ihr Haar zurück und musterte sein Profil. »Nun, diese Möglichkeit habe ich nicht bedacht.«
    »Und das heißt?«
    »In der Nacht, als Sie bei mir angekommen sind, dachte ich, Sie sähen ein bißchen aus wie ein Pirat – oder ein Dichter oder ein Boxer, aber nicht wie ein Zigeuner. Obwohl Zigeuner durchaus paßt.«
    »Und Sie sahen aus wie aus dem Märchen –

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