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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wollte sie vom Antlitz der Erde tilgen. Ich weiß noch, dass Roland erwähnt wurde, weil es mir in diesem Zusammenhang ziemlich ungewöhnlich vorkam.«
    »Was genau stand dort über Roland zu lesen?«
    Nocci seufzte theatralisch und tippte sich mit dem Zeigefinger an den Kopf. »Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Eine der Folgen des Alters.«
    »Vielleicht fällt es Ihnen wieder ein, wenn Sie noch ein Gläschen trinken.«
    »Ich weiß etwas Besseres«, erwiderte Nocci lächelnd.
    »Die stellvertretende Kuratorin ist eine gute Freundin von mir. Wenn Sie gestatten, rufe ich gleich bei ihr an.« Er kehrte nach wenigen Minuten zurück. »Sie sagt, sie wird den Brief, den ich erwähnt habe, jederzeit gern für uns heraussuchen.«
    Perlmutter schob seinen massigen Leib vom Tisch zurück und stand auf. »Etwas Bewegung kann bestimmt nicht schaden.«
    Die Fahrt nach Florenz dauerte nur knapp eine Viertelstunde. Nocci fuhr normalerweise einen Fiat, aber in Erwartung von Perlmutters Besuch hatte er einen Mercedes gemietet, der seinem korpulenten Gast wesentlich mehr Raum bot. Sie parkten in der Nähe der Piazza San Lorenzo mit ihren unzähligen Lederartikel-und Souvenirständen und gingen durch eine Tür links neben der alten Grabkapelle der Familie Medici.
    Hier in dem stillen Säulengang war von dem geschäftigen Treiben des Kirchplatzes nichts mehr zu spüren. Über das von Michelangelo gestaltete Treppenhaus gelangten sie in den Lesesaal. Trotz seines stattlichen Körperbaus bewegte Perlmutter sich flinker, als es nach dem Gesetz der Schwerkraft eigentlich möglich schien, aber die vielen Stufen ließen ihn dennoch vor Anstrengung schnaufen, und so war er gern einverstanden, als Nocci sagte, er würde seine Freundin holen.
    Gemächlich schlenderte Perlmutter an den Bankreihen mit den geraden Rückenlehnen vorbei, betrachtete die Schnitzereien, genoss das warme Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster fiel, und atmete den Geruch der verstaubten Altertümer ein.
    Nocci kehrte nach einer Minute mit einer hübschen Frau mittleren Alters zurück und stellte sie Perlmutter als Mara Maggi vor, die stellvertretende Kuratorin. Sie hatte das rötlich blonde Haar und den aparten Florentiner Teint, die so häufig in den Gemälden Botticellis auftauchten.
    Perlmutter reichte ihr die Hand. »Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig für uns Zeit haben, Signora Maggi.«
    Sie begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Gern geschehen. Es ist mir eine Freude, einem so angesehenen Kollegen unsere Sammlung öffnen zu dürfen. Bitte folgen Sie mir. Der Brief, den Sie zu sehen wünschen, liegt in meinem Büro.«
    Sie ging voran in einen Raum, von dessen Fenster aus man den Klostergarten überblicken konnte, und führte Perlmutter in ein kleines Vorzimmer, in dem ein Schreibtisch und einige Stühle standen. Auf dem Tisch lag ein offener, in Leinwand gehüllter Holzkasten, der mehrere Seiten knittriges Pergament enthielt. Signora Maggi ließ die beiden Männer allein und sagte, sie brauchten bloß zu rufen, falls sie Hilfe benötigten.
    Nocci nahm behutsam das erste Blatt, ohne dabei mehr als die Kanten zu berühren. »Mein Spanisch ist ganz annehmbar. Falls Sie gestatten …«
    Perlmutter nickte, und Nocci fing an, ihm vorzulesen.
    Während er zuhörte, gewann Perlmutter den Eindruck, dass ihm kaum jemals ein so gehässiges und blutrünstiges Pamphlet untergekommen war. Die Hetzschrift bestand aus einer Litanei von Anklagen gegen die Basken – darunter Hexerei und Teufelsverehrung. Sogar die Einzigartigkeit ihrer Sprache wurde gegen sie verwendet.
    Martinez war eindeutig verrückt, aber hinter seinen Schmähungen steckte eine clevere politische Botschaft an den jungen König: Wer den Einfluss der Inquisition beschränkte, schwächte die Macht des Throns.
    »Ah«, sagte Nocci und rückte seine Lesebrille zurecht.
    »Hier ist die Stelle, von der ich Ihnen erzählt habe.
    Martinez schreibt:
    Doch am meisten fürchte ich ihren Hang zur Rebellion.
    Sie verehren Reliquien. Sie besitzen das Schwert und das Horn und messen beiden große Kräfte zu. Auf diese Weise fühlen sie sich stark genug, einen Aufstand zu wagen, der die Autorität der Kirche und Eures Königreichs bedrohen wird, Euer Hoheit. Es gibt unter ihnen einen Mann namens Aguirrez, der im Zentrum des Komplotts steht. Ich habe gelobt, ihn bis ans Ende der Welt zu verfolgen und diese Reliquien zurückzufordern. Euer Majestät, falls es dem Heiligen Offizium nicht gestattet wird, die

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