Tödliche Beute
auf weitere Fragen gefasst, aber genau in diesem Moment klingelte MacFarlanes Mobiltelefon. Er entschuldigte sich, stand auf und ging auf den Korridor hinaus. Wenig später kam er zurück. »Danke für Ihre Geduld. Sie können jetzt gehen.«
»Ich möchte nicht lange mit Ihnen diskutieren, Officer, aber würden Sie uns bitte verraten, was hier vorgeht?«, fragte Paul. »Vor einer Minute waren wir beide noch Staatsfeind Nummer eins und zwei.«
MacFarlanes zunächst sorgenvolle Miene war mittlerweile einem freundlichen Lächeln gewichen. »Das war unsere Dienststelle. Nachdem wir die Ausweise in Ihren Brieftaschen gesehen hatten, haben wir ein paar Nachforschungen angestellt. Eben kam ein Anruf aus Washington. Wie’s aussieht, sind Sie zwei ziemlich wichtige Mitarbeiter der NUMA. Wir fertigen Protokolle unseres Gesprächs an und schicken sie Ihnen zur Unterschrift und eventuellen Ergänzung zu. Können wir Sie irgendwohin bringen?« Er wirkte erleichtert, dass die schwierige Situation auf diese Weise bereinigt werden konnte.
»Für den Anfang wäre ein Autoverleih nicht schlecht«, erwiderte Gamay.
»Und ein Pub wäre ebenfalls eine gute Idee«, sagte Paul.
Auf der Fahrt zu der Mietwagenfirma legte Duffy sein mürrisches Gehabe ab und empfahl ihnen eine Gaststätte, in der es gutes und preiswertes Essen gab. Da die beiden Polizisten nun Dienstschluss hatten, leisteten sie Paul und Gamay Gesellschaft. Schon beim zweiten Glas Bier wurden die Beamten überaus gesprächig. Sie hatten den Weg der Trouts bereits zurückverfolgt und sowohl die Eigentümer der Pension als auch einige Leute am Hafen verhört. Mike Neal wurde weiterhin vermisst, und auch der Mann namens Grogan war verschwunden. Die Oceanus-Firma verfügte über keine öffentlich zugängliche Telefonnummer. Man versuchte derzeit immer noch, die internationale Konzernzentrale zu erreichen, bislang aber ohne Erfolg.
Nachdem MacFarlane und Duffy gegangen waren, bestellte Gamay sich noch ein Bier und blies die Schaumkrone herunter. »Das war das letzte Mal, dass ich mit dir aufs Land gefahren bin«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Wenigstens hast
du
dir keine Knochen gebrochen. Ich muss mein Bier mit der linken Hand halten. Und wie soll ich mir in nächster Zeit meine Fliegen binden?«
»Gott behüte, dass du fertig gebundene Fliegen trägst, armer Junge. Hast du den schwarzen Fleck unter meinem Auge gesehen? Das ist ein regelrechtes Veilchen.«
Paul beugte sich vor und küsste seine Frau sanft auf die Wange. »Bei dir sieht so etwas exotisch aus.«
»Ich schätze, das ist besser als gar nichts«, sagte Gamay mit nachsichtigem Lächeln. »Was machen wir denn jetzt? Wir können doch nicht nach Washington zurückkehren und bloß ein paar Beulen sowie die Reparaturrechnung eines nicht mehr vorhandenen Boots mitbringen.«
Er trank einen Schluck. »Wie hieß dieser Wissenschaftler, mit dem Neal sich in Verbindung setzen wollte?«
»Throckmorton. Neal sagte, er unterrichte an der McGill University.«
»In Montreal! Warum statten wir ihm nicht einfach einen Besuch ab, solange wir ohnehin in der Gegend sind?«
»Hervorragende Idee!«, sagte Gamay. »Genieß dein Bier, Lefty. Ich teile Kurt unsere neuen Pläne mit.«
Gamay zog sich mit ihrem Mobiltelefon in eine ruhigere Ecke des Lokals zurück und rief die NUMA an. Austin war nicht im Haus, also hinterließ sie die Nachricht, dass sie und Paul der Spur von Oceanus nach Quebec folgen und sich von dort wieder melden würden. Dann bat sie Austins Sekretärin, nach Möglichkeit Throckmortons Telefonnummer zu ermitteln und einen Transfer nach Montreal zu organisieren. Einige Minuten später rief die Sekretärin zurück und nannte ihr nicht nur die gewünschte Nummer, sondern auch den Flug, auf dem später an jenem Tag zwei Plätze für Gamay und Paul reserviert sein würden.
Gamay erreichte Throckmorton in seinem Büro, stellte sich als Meeresbiologin der NUMA vor und fragte ihn, ob er einen Termin für sie erübrigen könne, um mit ihr über seine Arbeit zu reden. Mit dem größten Vergnügen, sagte er. Er fühle sich sehr geschmeichelt und stehe nach dem letzten Seminar gern zur Verfügung.
Der Flug der Air Canada landete am Nachmittag auf dem Dorval Airport. Paul und Gamay deponierten ihr Gepäck im Queen Elizabeth Hotel und nahmen ein Taxi zum Campus der McGill University, einer Ansammlung älterer grauer Granitgebäude und einiger moderner Bauten an den Hängen des Mont Royal.
Als die Trouts dort eintrafen, ging
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